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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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doch unter der Wirkung von Rohypnol stand und völlig willenlos war?«
    Konráð dachte über diese Frage nach.
    »Ich weiß nicht, in welchem Zustand sie genau war«, sagte er.
    »Sie wäre möglicherweise dazu imstande gewesen, wenn sie bei vollem Bewusstsein gewesen wäre und ihn rasch und leise gepackt hätte, in einem Moment, in dem Runólfur unaufmerksam war«, sagte Elínborg. »Aber dazu hätte sie sich ein Messer besorgen und gut vorbereitet sein müssen.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »War sie das?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »War sie vorbereitet, als sie mit Runólfur zu ihm nach Hause ging?«
    »Bist du von Sinnen? Wie hätte sie sich vorbereiten sollen? Sie kannte ihn doch gar nicht. Worüber redest du eigentlich?«
    »Ich rede über Mord«, sagte Elínborg. »Meiner Meinung nach spricht vieles dafür, dass deine Tochter Runólfur vorsätzlich ermordet hat. Ich muss herausfinden, weshalb. Was für einen Grund konnte sie haben? Wie hat sie dich auf ihre Seite gebracht?«
    »Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas Verrücktes gehört«, sagte Konráð. »Du meinst das doch wohl nicht im Ernst?«
    »Runólfur ist nicht spontan umgebracht worden«, sagte Elínborg. »Betrachten wir das einmal aus dieser Perspektive. Die Tatsache, dass wir in seinem Körper Rohypnol gefunden haben, wurde nicht an die Presse weitergeleitet. Ich für meinen Teil bezweifle sehr, dass er es freiwillig genommen hat. Irgendjemand muss ihn dazu gezwungen oder ihn getäuscht haben, so wie er deine Tochter getäuscht hat.«
    »Er hat diese Vergewaltigungsdroge eingenommen?«
    »Wir haben Reste davon im Mund- und Rachenraum gefunden, und zwar eine ganze Menge. Das wirft ein etwas anderes Licht auf die Aussage deiner Tochter, findest du nicht auch?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Irgendjemand muss ihn dazu gezwungen haben, das Zeug einzunehmen.«
    »Ich war es nicht.«
    »Wenn deine Tochter die Wahrheit sagt, weiß ich nicht, wie sie das in ihrem Zustand gemacht haben soll. Es kommen aber nicht viele andere infrage. Ich glaube, du hast deine Tochter gerächt. Für mich ist das ein typischer Rachemord. So war mein erster Eindruck. Nína hat es geschafft, dich anzurufen und dich um Hilfe zu bitten. Du bist sofort ins Þingholt-Viertel gefahren, und sie hat dir die Tür aufgemacht. Vielleicht war Runólfur eingeschlafen. Du warst außer dir, als du gesehen hast, was los war, was Runólfur getan hatte. Du hast ihn gezwungen, seine eigene Droge zu schlucken, und ihm vor den Augen deiner Tochter die Kehle durchgeschnitten.«
    »Das ist vollkommen absurd, das habe ich nicht getan«, wiederholte Konráð, und zum ersten Mal erhob er seine Stimme.
    »Wer denn?«
    »Ich war es nicht und Nína auch nicht«, sagte er erregt. »Ich weiß, dass sie gar nicht imstande ist, jemandem so etwas anzutun. Sie ist nicht so, auch wenn ihr irgendein Gift eingeflößt wurde und sie nicht bei Sinnen war.«
    »Du solltest Menschen, die sich bedroht fühlen, nicht unterschätzen.«
    »Sie war es nicht.«
    »Irgendjemand hat ihm das Mittel verabreicht.«
    »Dann muss es ein anderer gewesen sein, ein Dritter, der da drinnen bei ihnen war.«
    Konráð beugte sich über dem Tisch nach vorne.
    »Nína kann das nicht getan haben, ich habe es nicht getan, das weiß ich, es gibt also nur eine Möglichkeit: Es muss außer meiner Tochter noch jemand anderes in Runólfurs Wohnung gewesen sein!«

Fünfundzwanzig
    Die Möglichkeit, dass sich ein unbekannter Dritter in der Wohnung befunden hatte, war seitens der Kriminalpolizei durchaus bereits in Erwägung gezogen worden. Elínborg hatte Eðvarð zweimal danach gefragt, wo er in der Nacht, in der Runólfur ermordet wurde, gewesen war, und beide Male die gleiche Antwort erhalten: Er war allein zu Hause gewesen und hatte ferngesehen. Diese Aussage konnte jedoch niemand bestätigen. Es war also nicht auszuschließen, dass er gelogen hatte, aber Eðvarð hatte zumindest nach dem Kenntnisstand der Polizei kein Motiv, seinen Freund umzubringen. Außerdem war er Elínborg nicht wie ein Mensch vorgekommen, der zu so etwas fähig war. Auch die Verbindung zu Liljas Verschwinden bestand nur aus einem seidenen Faden. Es war ihm nicht nachzuweisen, dass er das Mädchen mit in die Stadt genommen hatte, und selbst wenn es so gewesen war, besagte das noch gar nichts. Er konnte einfach behaupten, dass er sie irgendwo abgesetzt hatte und sie erst danach verschwunden war.
    Trotzdem konnte Elínborg ihre Gedanken nicht von Eðvarð

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