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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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sorgfältig, da dem ersten Kochbuch ein weiteres folgen sollte. Der Titel Von Gerichten und Schichten war eine Anspielung auf ihre beruflichen Aktivitäten gewesen, und Theodóra hatte ihn witzig gefunden. Das Buch war ein Erfolg gewesen, Elínborg war sogar zu einer Talkshow eingeladen worden und hatte Interviews geben müssen. Sie wusste auch schon, wie das neue Buch heißen würde, wenn es denn jemals fertig würde: Von mehr Gerichten und Schichten.
    Sie hörte Teddi nach Hause kommen. Sie kannte die Geräusche jedes einzelnen Familienmitglieds ganz genau. Valþór schlug meist die Haustür zu, zog sich die Sneakers aus, knallte die Schultasche auf den Boden und verschwand grußlos in seinem Zimmer. Sein jüngerer Bruder hatte angefangen, sich genauso zu verhalten. Er war kein Kind mehr, und der große Bruder war sein Vorbild. Sein Anorak landete immer auf dem Fußboden, egal, wie oft er ermahnt wurde, dass er in den Schrank gehörte. Theodóra ging sehr viel leiser vor, sie schloss die Tür vorsichtig, hängte ihre Sachen in den Schrank, kam in die Küche und unterhielt sich mit ihren Eltern, wenn sie zu Hause waren. Teddi kam meist durch die Garage in die Diele gestürmt, war in der Regel guter Dinge und summte einen Schlager, den er auf dem Nachhauseweg gehört hatte. Er räumte im Vorbeigehen ein wenig auf, hob am Boden liegende Anoraks auf und steckte Schultaschen in den Schrank, stellte die Schuhe der Kinder ordentlich ins Regal, kam dann in die Küche und gab Elínborg einen Kuss.
    »Du bist zu Hause?«, sagte er.
    »Ich hab euch schon so lange Steaks versprochen«, sagte Elínborg. »Und außerdem steht ein Tandoori auf dem Grill. Kannst du vielleicht den Reis aufsetzen?«
    »Du hast den Fall also gelöst?«, fragte Teddi, während er den Reis aus dem Schrank holte.
    »Ich weiß es nicht, aber es wird sich bald herausstellen.«
    »Du bist ein richtiges Genie«, sagte Teddi. Er war froh, dass Elínborg endlich einmal wieder zu einer normalen Zeit nach Hause gekommen war. Er war schon fast Stammkunde in den Schnellrestaurants und hatte seine Frau und ihre Kochkunst schwer vermisst. »Was meinst du, sollen wir nicht mit ein bisschen Rotwein darauf anstoßen?«
    Elínborg hörte aus der Diele, dass ihr Handy in der Manteltasche klingelte. Teddi sah sie an, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Er kannte dieses Geräusch nur zu gut.
    »Willst du nicht drangehen?«, fragte er und holte eine Weinflasche aus dem Regal.
    »Hab ich das jemals nicht gemacht?«, sagte Elínborg und ging in die Diele. Am liebsten hätte sie das Ding einfach abgestellt, und sie dachte ernsthaft über diese Alternative nach, während sie es aus der Tasche fischte.
    Dabei sah sie, dass Teddis Jacke auf einem Stuhl in der Diele lag. Sie roch durchdringend nach Schmieröl, denn sie hing den ganzen Tag über in der Werkstatt. Normalerweise hängte er sie immer in der Garage auf.
    »Bist du zu Hause?«, fragte Sigurður Óli.
    »Ja«, entgegnete Elínborg genervt. »Wieso rufst du an? Was ist los?«
    »Nichts. Ich wollte dir nur gratulieren, aber wenn du so mies drauf bist, kann ich auch …«
    »Gratulieren? Wozu?«
    »Er hat gestanden.«
    »Wer hat gestanden?«
    »Der Kerl in der U-Haft natürlich«, sagte Sigurður Óli. »Dein Freund mit dem Antennenbein. Er hat gestanden, dass er Runólfur umgebracht hat.«
    »Konráð? Wann?«
    »Gerade eben.«
    »Was? Einfach so?«
    »Eigentlich schon. Sie wollten für heute Schluss machen, als er auf einmal sagte, er würde kapitulieren. Ich war nicht dabei, aber irgendwie muss er sich wohl so ausgedrückt haben. Er hat ein Geständnis abgelegt, dass er den Mord begangen hat. Er behauptet, er habe die Kontrolle über sich verloren, als er sah, was da vorgegangen war. Er sagt, er habe Runólfur nicht gezwungen, das Rohypnol zu schlucken, angeblich war der schon in einem seltsamen Zustand. Das Messer hat er aus der Küche geholt, und anschließend hat er es irgendwo ins Meer geworfen. Er erinnert sich aber nicht, wo das gewesen sein könnte.«
    Elínborg nahm die Nachricht mit Skepsis auf.
    »Bei mir hat er die ganze Zeit darauf bestanden, dass sie beide unschuldig sind.«
    »Es hat ihm wohl einfach gereicht. Keine Ahnung, was in seinem Kopf vorgeht.«
    »Und seine Tochter? Was ist mit Nína?«
    »Was meinst du?«
    »Weiß sie, dass er ein Geständnis abgelegt hat?«
    »Nein, das haben sie ihr noch nicht gesagt. Das hat Zeit bis morgen.«
    »Vielen Dank«, sagte Elínborg.
    »Du hast das

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