Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
Vom Netzwerk:
geschiedenen königlichen Vaters ehren und vollführen! ... Ich vollführe und ehre ihn sogleich! Graf Heinrich von Brühl, in Anerkennung Ihrer unwandelbaren Treue und der Kühnheit, mit der Sie über meines Vaters Willen und meinem Rechte gewacht haben, ernenne ich Sie zum Kabinettsminister. Sie sind ein guter Diener!« Und der neue König schloß Brühl in seine Arme.
    Vierzehn Tage später kam Sulkowsky. Als er ins Portal des Schlosses fahren wollte, sah er zufällig nach dem Balkon hinauf. Dort stand der Kabinettsminister Graf Heinrich von Brühl, die schöne Kollowrat in seinem Arm, und beide lachten.
     

Kapitel VI
     
    August III. hatte nun Polens Krone, aber von Polens Besitz war er noch weit entfernt; denn kaum war der Leichnam seines verblichenen Vaters in den Gewölben des Schlosses zu Warschau beigesetzt, als auch schon eine Vielzahl des polnischen Adels wieder ungewiß wurde. In zwei Parteien gespalten, die sich über das ganze Land erstreckten, erklärte sich eine Minderheit für August III., die Mehrzahl der Edelleute aber für Stanislaus Leszczynski. Sollten nicht alle seitherigen Opfer an Menschenleben und Geld vergeblich gewesen sein, nicht jeder neue Tag auch neue Schwierigkeiten bringen, dann mußte Frankreichs Einfluß in Polen neutralisiert werden. Dazu bedurfte man der Hilfe Österreichs.
    Diese Hilfe war nur durch Vermittlung der Königin zu erreichen.
    Augusts III. Gemahlin Marie Josepha von Österreich war ebenso stolz wie schön, ebenso ehrgeizig wie entschieden, ebenso streng katholisch wie eigensinnig. Nach dem Tode Augusts des Starken, der der leidigen Polenkrone zuliebe zwar auch katholisch geworden war, den Glaubenswechsel aber stets nur als Nützlichkeitsmaßregel betrachtet und nie versucht hatte, Eberhardines entschiedenes Luthertum anzutasten, säumte Josepha nicht, gründlich Wandel zu schaffen. Durch eine Schar von Jesuiten, an deren Spitze der Beichtvater Quarini und die erste Hofdame, Gräfin Ogilva standen, wurden die französischen Doktrinen am Hofe mehr und mehr ausgerottet und er in ein frommehrwürdiges Gewand asketischen Ernstes gehüllt, der von der feinen, zierlichen Ungezwungenheit und der lachenden Skepsis unter August II. grell genug abstach. Josephas Bestreben war, sich in die staatlichen Angelegenheiten zu mischen, die Zügel der Regierung womöglich selbst in der Hand zu halten.
    Ihrem Streben kam die ganze Veranlagung ihres Gemahls erfolgversprechend entgegen. Der neue Herrscher Sachsens war ein Fanatiker der luxuriösen Ruhe. Er ließ sich nur dann aus seinem olympischen Behagen reißen, wenn er zu einem Hoffest oder zur Jagd ging. Er wollte herrschen, aber das Herrschen nicht als eine Arbeit, ein Handeln, sondern als einen angenehmen Zustand ansehen, der ihm nicht mehr Anstrengung machen dürfe, als ihm zur Unterhaltung nötig und seiner Eitelkeit angenehm schien. Darum ließ er die Geschäfte möglichst auf dem Fuße, auf dem sie sich zur Zeit seines Vaters befunden hatten, und das ewige Querulieren der Königin und der Geistlichkeit war ihm höchst verdrießlich. Je mehr nun Sulkowsky imstande war, August III. in dieser gewünschten Ruhe zu erhalten, um so mehr schien August geneigt, die Geschäfte in seiner Hand zu konzentrieren. Und das war der Punkt, von dem aus die Dinge sich langsam zu verschieben und in ein neues Stadium zu treten begannen; denn je mehr Sulkowsky an äußerer Machtfülle zunahm und zum König hielt, desto mehr trat Brühl auf die Seite der Königin.
    In eine peinliche Lage gerieten dabei die schöne Gräfin Kollowrat und Hennicke. Dieser, auf Betreiben der Königin unlängst zum Grafen von Hennicke gemachte Kammerdiener, dessen großen Einfluß sie sich durch Befriedigung seiner Geldgier und Eitelkeit Untertan zu machen gewußt hatte, wurde mit jedem Tag verlegener, welche Seite er ergreifen, -- und Antonie von Kollowrat, welchem ihrer beiden getreuen Liebhaber, Brühl oder Sulkowsky, sie sich zuneigen sollte. Allerdings hatte sie Brühl große Aussichten auf ihren Besitz eröffnet und war äußerst liebenswürdig, ja liebevoll zu ihm; aber immer noch knüpfte sich ihr Besitz an die Bedingung, daß Brühl allein das Land regieren und seinen Kollegen gestürzt haben müsse. In der Seele dieser jungen Frau hatte sich der Ehrgeiz an die Stelle des Herzens gesetzt. Sie liebte eigentlich nichts, außer sich selbst, und sogar ihre kleine Tochter, die einzige Erinnerung an Augusts des Starken kurze Neigung, liebte sie weniger um des Kindes

Weitere Kostenlose Bücher