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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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Und ehe Ihr die Bittschrift beantwortet kriegt, härmt sich Friedemann zu Tode!«
    Beide Männer standen ratlos auf dem weiten Platz. Sebastians Hände waren zusammengepreßt und bewegten sich krampfhaft. Dabei fiel sein Blick auf etwas Blitzendes; es war der Brillantring, den ihm August damals als Kronprinz geschenkt und den Magdalena ihm an den Finger gesteckt hatte, als er abfuhr.
    »Doles, Gott gibt mir einen letzten Weg ein! Ich gehe zum König, der muß ihn mir freigeben!«
    Sebastian Bach betrat das Portal und meldete sich beim Offizier der Schloßwache, der, als er den Namen des Bittstellers hörte, sofort einen Garde-Sergeanten beauftragte, ihn nach dem Flügel zu geleiten, in dem sich die Zimmer des Königs befanden. -- Im Vorsaal traf Bach den alten Kammerdiener, den er seit Jahren kannte, und trug ihm seine Bitte um dringende Audienz vor.
    »Ja, Meister Bach, 's geht nicht! Ich darf keinen Fremden bei Seiner Majestät vorlassen, der sich nicht vorher beim Herrn Minister Brühl, Exzellenz, gemeldet hat.«
    »Ich muß aber Seine Majestät sprechen, lieber Freund, ich muß! Wenn ich diesen Ring hier vorzeige, hat mir der König als Kurprinz gesagt, kann ich mir zu jeder Zeit eine Gnade ausbitten. Also melden Sie mich, Herr Oberkammerdiener!«
    »Hm! Ja! 's ist schlimm! -- Na, ich will sehen, was zu machen ist.«
    Einige Minuten später schon trat Sebastian Bach ins Zimmer des Königs. August ging auf und ab, die Hände auf dem Rücken: »Ei, Gott grüße Sie in Dresden, Bach! -- Nun, was bringen Sie mir Gutes?«
    »Majestät, ich bringe Ihnen was recht Schlechtes, Elendes und Unglückliches. Ich bringe Ihnen ein zerschlagenes Vaterherz, das um Gerechtigkeit fleht.«
    »Herr Gott, was ist denn? -- Wahrhaftig, Sie sehen ganz desolat aus!«
    »Majestät, der Herr Minister Brühl hat meinen Sohn Friedemann heimlich aufheben und nach dem Königstein bringen lassen. Ich habe ihn eben fragen wollen, warum? -- er hat mich ich aber nicht angehört.«
    August stand betroffen still: »Das tut mir weh, lieber Bach. Wissen Sie bestimmt, daß dem so ist?«
    »Dem ist so, Majestät!«
    »Lieber Bach, da muß sich Ihr Sohn wohl etwas sehr Schweres haben zuschulden kommen lassen; denn Brühl ist ein rechtlicher Mann und hat überdies den Friedemann liebgehabt.«
    »Majestät, wenn mein Sohn Friedemann einen Halunkenstreich begangen hat, so sind die Gerichte da, die ihn verurteilen können. Wenn aber der Herr von Brühl meinen Sohn, weil er so unbesonnen war, sich in Seiner Exzellenz älteste Komtesse zu verlieben, in der Nacht heimlich überfallen und fortschleppen läßt, dann, Majestät, ist der Minister Brühl kein rechtlicher Mann, sondern ein Spitzbube!«
    »Bach!« fuhr der König auf, trat erzürnt an den Tisch und griff nach der Schelle, »was untersteht Er sich? Auf der Stelle aus meinen Augen, Mensch, oder ich werde Ihn Räson lehren!«
    »Lassen Sie den alten Bach getrost zu seinem Sohne sperren, Majestät! Mich wird es nicht schänden, ebensowenig wie meinen Sohn! Aber Gott im Himmei wird jede Missetat vergelten, er wird von Ihnen das Pfund fordern, das er Ihnen mit der Krone anvertraut hat, und das Leben und die Ehre und das Recht jedes Untertanen, das Sie in den Staub getreten! -- Lassen Sie mich nur nach der Festung bringen, Majestät, ich werde immer noch der Musiker Sebastian Bach bleiben, dessen Freundschaft dem Kurprinz August einst am Herzen lag. -- Hier ist Ihr Ring wieder, Majestät, damit Sie nicht Ihr Wort zu brechen brauchen, wenn Sie mir die einzige Bitte, die ich je an Sie gestellt habe, die Bitte um Gerechtigkeit, verweigern!« Und Sebastian warf den Ring auf den Tisch, wandte sich um und trat ans Fenster.
    August III. erwiderte nichts. Zorn, beleidigte Majestät und Verlegenheit kämpften in ihm. Die Hände geballt, ging er wieder im Zimmer auf und nieder. Endlich trat er zu dem Bittsteller: »Bach, Er hat schwere Worte gegen mich gesprochen, und wenn ich sie als gekränkter Monarch nicht ahnde, mag Er daraus erkennen, daß ich Sein Benehmen auf Rechnung des verwundeten Vaterherzens setze. Brühl hat Ihm und Seinem Sohn unrecht getan, und ich mag geneigt sein, so viel sich eben gutmachen läßt, gutzumachen; denn ich habe Ihn lieb, und Er tut mir von Herzen leid. Daß Sein Sohn aber ein ganz unbesonnener Mensch ist, steht fest, und Er kann weder verlangen noch glauben, daß ich meinen Minister um Seines leichtsinnigen Schlingels willen kompromittieren, Seinen Sohn öffentlich von der Festung

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