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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Bombenanschlägen gegen Transporte weiblicher Sendlinge, zumal wenn diese schön waren. Ingenieur Paridon gab zu verstehen, daß seine Firma die Bewegung der »Women’s Liberation« dieser Terrorakte verdächtigte, aber vorläufig lagen keine Beweise vor, die ein gerichtliches Vorgehen ermöglicht hätten.
    Man führte mir den gesamten Produktionsprozeß vor, vom Schweißen der ultraleichten Skelette aus Duraluminium bis hin zur Verkleidung dieses »Chassis« mit einer körperformenden Masse. Die Mehrzahl der weiblichen Sendlinge wird in acht Größen produziert, im Firmenjargon »Kaliber« genannt. Einzelanfertigungen kosten mehr als das Zwanzigfache. Ein Sendling braucht übrigens durchaus nicht dem Menschen ähnlich zu sein, aber je mehr er sich von dessen Körperbau unterscheidet, um so größer werden die Schwierigkeiten bei der Steuerung. Für Sendlinge, die in großer Höhe, etwa beim Bau von Hängebrücken oder Hochspannungsleitungen, arbeiten, wäre ein Schwanz ein höchst praktikables Sicherungsgerät, aber der Mensch besitzt nicht die Voraussetzungen, um einen Greifschwanz zu handhaben.
    Mit einem Elektromobil (das Firmengelände ist riesengroß) fuhren wir dann ins Lager, wo ich die Planeten- und Mondsendlinge besichtigte. Je größer die Gravitation, um so schwerer die Aufgabe der Konstrukteure, denn ein zu kleines Gerät kann nicht viel ausrichten, und ein großes, das starke Antriebsmotoren braucht, wiegt zuviel.
    Wir kehrten in die Halle für die Endmontage zurück.
    Während Doktor Wahatan vom UN-Büro mit seinem höflich-reservierten Lächeln eine Musterstudie asiatischen Diplomatentums bot, gab Ingenieur Paridon eine Vorstellung asiatischen Überschwangs. Sein Mund mit den blauen Lippen stand keinen Augenblick still, lachend entblößte er ein prachtvolles Gebiß:
    »Sie werden es nicht glauben, Yon, aber wissen Sie, worüber das Team der General Pedypulatrius mit seinen Robotern gestolpert ist? Über den Gang auf zwei Beinen! Sie sind auf die Nase gefallen, weil ihr Prototyp immer wieder auf die Nase gefallen ist. Nicht übel, was? Hahaha! Gyroskope, Gegengewichte, Sensoren mit double feedback in den Waden – alles für die Katz! Wir hingegen haben keinerlei Probleme, denn beim Sendling hält der Mensch das Gleichgewicht!«
    Ich sah zu, wie die weiblichen Produkte vom Band liefen und, von Greifern aufgenommen, über unsere Köpfe hinweg zur Packerei transportiert wurden: ein gleichmäßiger Reigen nackter Mädchenkörper, die Haut blaßrosa wie bei Säuglingen, ein hilfloses Schweben, lang herabwallendes, wogendes Haar. Ich fragte Paridon, ob er verheiratet sei.
    »Hahaha! Yon, Sie sind ein Witzbold! Natürlich bin ich verheiratet, und Kinder habe ich auch. Der Schuster geht nicht in den Schuhen, die er selber macht! Unseren Angestellten bieten wir pro Jahr ein Stück als Prämie. Das ist für sie ein ausgezeichnetes Geschäft.«
    »Welchen Angestellten?« fragte ich. Die Halle war menschenleer. An den Fließbändern arbeiteten gelb, grün und blau lackierte Roboter, deren vielgliedrige Ausleger kantigen Raupen glichen.
    »Hahaha! In den Büros haben wir noch paar Leute, in der Sortiererei, in der technischen Kontrolle und in der Packerei ebenfalls. Oh, sehen Sie mal, ein Stück Ausschuß! Mit den Beinen stimmt was nicht, sie sind krumm! Sagen Sie, Yon, liegt Ihnen an einem Exemplar? Kostenlos, für eine Woche, wir liefern es frei Haus …«
    »Nein, danke. Vorläufig nicht. Pygmalionismus ist nicht nach meinem Geschmack.«
    »Pygmalionismus? Ach so, Bernard Shaw, ich verstehe! Selbstverständlich, ich verstehe Ihre Anspielung. Manche Leute sträuben sich innerlich dagegen. Sie müssen aber zugeben, daß die Herstellung von Damequins besser ist als die von Karabinern. Wir produzieren für den Frieden. Make love, not war! Stimmt’s?«
    »Man kann gewisse Vorbehalte haben«, bemerkte ich vage. »Ich habe vor dem Werktor Mahnwachen gesehen.«
    »Ja, gewiß, es gibt Probleme. Eine normale Frau kann sich mit einem Sendling ihres Geschlechts nicht vergleichen. Die Schönheit ist im Leben eine Ausnahme von der Regel, hei uns ist sie technische Norm! Das Gesetz des Marktes. Das Angebot, bestimmt von der Nachfrage. Was soll man machen – so ist nun mal die Welt …«
    Wir besichtigten noch die Schneiderei, die voll war von raschelnden Kleidern und rauschenden Dessous, geschäftigen Mädchen mit Scheren und mit Bandmaßen um den Hals, reichlich unscheinbaren, weil lebendigen Mädchen. Ingenieur

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