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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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blieben jedoch das Geheimnis des jeweiligen Staates und waren der Agentur nicht zugänglich.«
    »Das heißt, daß gleich am Anfang ein gefährlicher Unsinn stand.«
    »Natürlich. Er war eine Folge der weltweiten Antagonismen. Und läßt sich ein Programm, das nach einigen Jahrzehnten den von den Programmierern eingebauten Sicherungen entgleitet, von einem solchen unterscheiden, das ihnen auf ganz spezifische Weise entgleiten sollte ?«
    »Das weiß ich nicht. Fachleute werden es aufklären können.«
    »Nein, aufklären kann es niemand außer den Leuten, die damals die Programme gemacht haben.«
    »Wissen Sie was, Herr Professor Shapiro«, sagte ich, stand auf und trat ans Fenster, »ich habe den Eindruck, daß Sie mich in ein zartes Gespinst verstricken wollen. Der Fall wird um so dunkler, je länger wir darüber reden. Was ist auf dem Mond passiert? Man weiß es nicht. Was habe ich wirklich dort erlebt? Man weiß es nicht. Warum habe ich mir diese verdammte Kallotomie zugezogen? Man weiß es nicht. Kann meine rechte Gehirnhälfte etwas davon wissen? Man weiß es nicht. Ich bitte Sie daher um die Freundlichkeit, mir bündigst darüber Auskunft zu geben, was Sie von mir wollen.«
    »Sie sollten sich, wenn Sie von Freundlichkeit sprechen, jeden sardonischen Tonfall verkneifen. Die Freundlichkeit währt bis heute und ist sehr weit getrieben worden …«
    »Weil sie im Interesse der Agentur und vielleicht auch jemandes anderen lag. Es sei denn, Sie sagen, man habe mich nur aus Gutherzigkeit beschirmt und behütet. Nun?«
    »Nein. Von Gutherzigkeit kann keine Rede sein, ich habe es Ihnen schon eingangs gesagt. Der Einsatz ist zu hoch. So hoch, daß man Sie, ließen sich Ihnen dadurch sachliche Informationen entreißen, längst ins hochnotpeinliche Verhör genommen hätte.«
    Mir kam eine jähe Vermutung. Ich kehrte dem bereits im Dunkel liegenden Fenster den Rücken, kreuzte die Arme auf der Brust und erklärte mit einem breiten Lächeln: »Ich danke, Professor. Erst jetzt habe ich begriffen, WER mich die ganze Zeit wirklich beschützt hat.«
    »Ich sagte es Ihnen ja.«
    »Aber ich weiß es besser. Die da. Ausgerechnet die da …«
    Ich öffnete das Fenster und wies auf die über den Bäumen aufgehende Mondsichel, die sich in grellem Weiß vom dunkelblauen Himmel abhob.
    Der Professor schwieg.
    »Das hängt bestimmt mit meiner Landung zusammen«, fuhr ich fort. »Damit, daß ich entschlossen war, mit eigenen Füßen auf dem Mond zu stehen und zu holen, was der letzte Sendling gefunden hatte. Ich konnte das tun, weil im Laderaum Raumanzug und Landefähre vorhanden waren. Das war wohl für den Notfall eingepackt worden, und ich machte es mir zunutze. Ich weiß zwar nicht, was mit mir passiert ist, als ich in eigener Person landete. Ich weiß es und weiß es nicht. Ich fand den Sendling, aber es war wohl nicht mehr der molekulare. Ich erinnere mich, daß ich wußte, weshalb ich landete: nicht um ihn zu retten, das war ja unmöglich und sinnlos, sondern um etwas zu holen . Irgendwelche Proben? Wovon? Daran kann ich mich nicht erinnern. Und obwohl ich die Kallotomie selbst wohl nicht wahrgenommen oder mir – wie in Amnesie nach einer Gehirnerschütterung – nicht eingeprägt hatte, weiß ich doch noch, daß ich, an Bord zurückgekehrt, meinen Raumanzug in einen besonderen Behälter stopfte, denn er war ganz mit feinem Staub bedeckt. Es war sonderbarer Staub, zwischen den Fingern trocken und feinkörnig wie Salz, aber schwer von den Händen abzuwischen. Radioaktiv war er nicht, ich wusch mich dennoch, als sei er strahlenbelastet. Später habe ich nicht einmal zu erfahren versucht, was das für eine Substanz war. Übrigens bot sich auch gar keine Gelegenheit, solche Fragen zu stellen. Als ich hörte, daß mein Gehirn halbiert ist und wie beschissen ich dran bin, hatte ich wahrhaftig größere Sorgen, als auch nur in Gedanken auf jene Stunde zurückzukommen, die ich auf dem Mond verbracht habe. Was haben Sie eventuell von diesem Staub gehört? Mottenpulver kann es ja wohl nicht gewesen sein. Ich habe etwas mitgebracht – aber was?«
    Mein Gast musterte mich durch seine Brille, mit zusammengekniffenen Augen und einem Pokergesicht.
    »Warm«, sagte er, »heiß sogar … Ja, Sie haben etwas mitgebracht. Deswegen wahrscheinlich sind Sie heil zurückgekehrt, trotz der Landung.«
    Er stand auf und trat neben mich. Wir sahen zum Mond hinauf, der unschuldig strahlend zwischen den Sternen stand.
    »Die LUNAR EXPEDITION

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