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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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entsenden.«
    »Selbstverständlich. Sechs Wochen sind jetzt Sie wieder hier, und kaum daß die Diagnose – Ihre Kallotomie – gestellt war, wurden drei Mann aus der Reserve entsandt.«
    »Ohne Erfolg?«
    »Alle kamen zurück, aber als Erfolg ist das leider nicht zu werten.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die Erfahrungen dieser Männer decken sich nicht mit den Ihren.«
    »In keinem Punkt?«
    »Es ist besser für Sie, keine Einzelheiten zu wissen.«
    »Die aber Sie wissen, Professor Shapiro«, sagte ich grinsend. »Dann kann es auch für Sie unangenehm werden.«
    Er nickte philosophisch.
    »Selbstverständlich. Unter den Experten gibt es mittlerweile eine Masse einander widersprechender Hypothesen. Die Analyseergebnisse lauten in etwa so: Klassisch gebaute Sendlinge waren auf dem Mond keinerlei Überraschung. Das war erst der molekulare Fummel, in dem Sie zuletzt gesteckt haben. Seither ist aber auch er dort kein Unbekannter mehr.«
    »Was ergibt sich daraus für mich?«
    »Das werden Sie sich denken können. Sie sind DORT weiter vorgedrungen als Ihre Nachfolger.«
    »Für die hat der Mond eine Show abgezogen?«
    »So sieht es aus.«
    »Und für mich nicht?«
    »Sie haben – wenigstens teilweise – die Dekorationen durchstoßen.«
    »Wie durfte ich dann zurückkehren?«
    »Weil das Dilemma im Sinne des strategischen Spiels damit seine optimale Lösung fand. Sie kamen zurück, die Aufgabe war erfüllt. Gleichzeitig kamen Sie nicht zurück, die Aufgabe blieb unerfüllt. Wären Sie nicht wiedergekommen, hätten im Sicherheitsrat die Gegner weiterer Erkundungen die Mehrheit gewonnen.«
    »Diejenigen, die den Mond vernichten wollen?«
    »Nicht so sehr vernichten als vielmehr neutralisieren.«
    »Das ist mir neu. Wie soll das vor sich gehen?«
    »Es gibt dafür ein Mittel, höchst kostspielig zwar, eine neue Technologie in der Entstehungsphase. Ich kenne keine Einzelheiten, weil das so besser ist für uns alle und auch für mich.«
    »Immerhin haben Sie davon munkeln hören«, meinte ich. »Es dürfte also in jedem Falle eine postatomare Technologie sein? Keine Wasserstoffladungen, keine ballistischen Raketen, sondern etwas Diskreteres. Der Mond würde es nicht rechtzeitig identifizieren können …«
    »Für jemanden, der sein halbes Gehirn los ist, sind Sie durchaus intelligent geblieben. Kommen wir jedoch wieder zur Sache, das heißt zu Ihnen.«
    »Ich soll mein Einverständnis für Untersuchungen geben? Unter den Auspizien der Agentur? Meine rechte Hälfte soll ins Verhör?«
    »Der Fall ist viel komplizierter, als Sie annehmen. Neben Ihrem Bericht und den Mitschnitten von der Mission liegt uns eine ganze Reihe von Hypothesen vor. Die sicherste lautet in etwa wie folgt: Auf dem Mond ist es zu Kollisionen zwischen einzelnen Sektoren gekommen, nicht aber zu einer Union sämtlicher Sektoren oder aber der Vernichtung der einen durch die anderen. Auch ein Plan zur Bekriegung der Erde kam nicht zustande.«
    »Was ist dann eigentlich passiert?«
    »Wenn man das mit angemessener Gewißheit sagen könnte, brauchte ich Ihnen jetzt nicht zur Last zu fallen. Unzweifelhaft haben die Sicherungen zwischen den Sektoren versagt. Die militärischen Programmspiele sind übereinander hergefallen. Es gab Resultate ohne Beispiel.«
    »Was für welche?«
    »Ich bin in diesen Dingen kein Experte, aber soviel ich weiß, gibt es kompetente Experten überhaupt nicht. Wir sind auf Vermutungen angewiesen, unter dem Motto: Ceterum censeo humanitatem preservandam esse. Sie verstehen Latein, nicht wahr?«
    »Ein wenig. Bitte sagen Sie nun, was Sie von mir wollen.«
    »Im Augenblick noch gar nichts. Nehmen Sie es nicht übel, aber Sie sind wie jemand, der von der Pest befallen war, als es noch keine Antibiotika gab. Ich darf Ihnen diesen Besuch machen, weil ich mich stur gestellt habe. Man gab mir die Genehmigung nur widerstrebend. Ein ultimum refugium sozusagen. Die Zahl der Versionen, was auf dem Mond passiert ist, hat durch Sie eine fatale Vergrößerung erfahren. Geradeheraus gesagt, weiß man nach Ihrer Rückkehr weniger als vorher.«
    »Weniger?«
    »Ja freilich. Man weiß ja nicht einmal, ob Ihr rechtes Gehirn irgendeine kritische Information enthält. Die Zahl der Unbekannten wuchs, als sie sich verringerte.«
    »Sie reden wie das Orakel zu Delphi.«
    »Die Lunar Agency hat in den Mondsektoren untergebracht, was sie dem Genfer Abkommen zufolge dort unterzubringen hatte. Die Programme der ersten dorthin transportierten Computergeneration

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