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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dem Fernseher zu sitzen, eine Samstagabendvergünstigung, die sie sich nicht entgehen ließ. Okay, das wäre also erledigt, und vielleicht nützt es sogar etwas, dachte Louis, ohne zu wissen, daß Murmeln im Grunde kein Problem waren, daß auch Erkältungen kein Problem waren, daß vielmehr ein großer Orinco-Laster das Problem sein würde, daß die Straße das Problem sein würde -- worauf Jud Crandall sie kurz nach ihrer Ankunft im August hingewiesen hatte.
     
     
    Ungefähr eine Viertelstunde nachdem Gage zu Bett gebracht worden war, ging er nach oben. Er fand seinen Sohn ruhig, aber noch wach vor; er trank gerade den Rest Milch aus seiner Flasche und blickte nachdenklich zur Decke empor.
    Louis ergriff einen von Gages Füßen und hob ihn hoch. Er küßte ihn und legte ihn wieder hin. »Gute Nacht, Gage«, sagte er.
    »Dachen fliegt, Daddy«, sagte Gage.
    »Herrlich ist er geflogen, nicht wahr?« sagte Louis und spürte plötzlich grundlos Tränen hinter den Lidern. »Bis in den Himmel hinauf, kleiner Mann.«
    »Dachen fliegt«, sagte Gage. »Bis in Himmel.«
    Dann drehte er sich auf die Seite, schloß die Augen und schlief. Einfach so.
    Louis war schon im Begriff, auf den Flur hinauszutreten, als er zurückblickte und gelblichgrüne, körperlose Augen sah, die ihn aus Gages Schrank heraus anstarrten. Die Schranktür war offen. Das Herz sprang ihm in die Kehle, und sein Mund verzog sich zu einer Grimasse.
    Er öffnete die Schranktür und dachte...
    (Zelda, es ist Zelda, hier im Schrank, ihre schwarze Zunge bleckt zwischen den Lippen hervor)
    ... er wußte nicht, was er dachte, aber natürlich war es nur Church, der Kater war im Schrank, und als er Louis sah, machte er einen Buckel wie eine Katze auf einer Halloween-Karte. Er fauchte ihn mit halboffenem Maul an und zeigte seine nadelscharfen Zähne.
    »Raus hier«, flüsterte Louis.
    Church fauchte wieder. Er rührte sich nicht.
    »Raus, habe ich gesagt.« Er griff sich aus dem Durcheinander von Gages Spielsachen den ersten Gegenstand, der ihm in die Finger kam, eine grellrote Plastiklokomotive, die im trüben Licht die Farbe von getrocknetem Blut hatte. Er drohte Church damit; der Kater rührte sich nicht nur nicht von der Stelle, sondern fauchte ihn wieder an.
    Und plötzlich, ohne nachzudenken, warf Louis mit der Lokomotive nach ihm, aber nicht harmlos oder spielerisch; er schleuderte sie mit aller Kraft auf den Kater, wütend auf ihn und zugleich voll Angst, weil er sich hier im dunklen Schrank im Zimmer seines Sohnes versteckt hatte und sich weigerte, herauszukommen, als hätte er ein Recht, darin zu sein.
    Die Spielzeuglokomotive traf den Kater genau in der Flanke. Church kreischte auf und flüchtete auf seine unbeholfene Art, wobei er gegen die Tür prallte und auf dem Weg hinaus fast umgefallen wäre.
    Gage regte sich, murmelte etwas, veränderte seine Lage und war dann wieder still. Louis war ein wenig übel. Der Schweiß stand ihm in Tropfen auf der Stirn.
    »Louis?« rief Rachel von unten herauf; ihre Stimme klang bestürzt. »Ist Gage aus dem Bett gefallen?«
    »Alles in Ordnung, Liebling. Church hat nur ein paar von seinen Spielsachen umgeworfen.«
    Ihm war -- auf irgendeine vielleicht irrationale Art -- zumute, als wäre er zu seinem Sohn gekommen und hätte eine Schlange gesehen, die sich auf ihm wand, oder eine große Ratte auf dem Bücherregal über seinem Bett. Natürlich war es irrational. Aber als ihn der Kater aus dem Schrank heraus angefaucht hatte...
    (Zelda, dachtest du an Zelda, dachtest du an den Großen und Schrecklichen Oz?)
    Er schloß den Schrank und schob dabei mit dem Fuß einige der Spielsachen hinein. Er hörte das leise Einrasten des Riegels. Nach kurzem Zögern drehte er den Schlüssel im Schloß.
    Dann trat er wieder an Gages Bett. Beim Umdrehen hatte der Junge seine beiden Decken heruntergestrampelt und um seine Knie gewickelt. Louis befreite ihn und breitete die Decken über ihn. Dann stand er lange da und betrachtete seinen Sohn.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

ZWEITER TEIL
    Der Begräbnisplatz der Micmac
     
    Als Jesus nach Bethanien kam, fand er, daß Lazarus schon vier Tage im Grabe gelegen hatte. Als Martha hörte, daß Jesus kam, eilte sie ihm entgegen.
    Martha sprach zu Jesus: »Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Aber auch jetzt noch weiß ich, daß, was du bittest von Gott, das wird Gott dir geben.«
    Jesus sprach zu ihr: »Dein

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