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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kam der Kummer mit aller Kraft wie eine graue Oberschwester von Station Neun des Fegefeuers. Er kam und löste ihn auf, entwürdigte ihn, beraubte ihn aller Abwehrkräfte, die ihm noch geblieben waren, und er schlug die Hände vors Gesicht und weinte, schwankte auf seinem Bett vor und zurück und dachte, daß er alles darum geben würde, noch eine zweite Chance zu haben, alles Erdenkliche.

 41
    An diesem Nachmittag um zwei Uhr wurde Gage begraben. Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Doch über den Himmel trieben noch Wolkenfetzen, und die meisten Trauergäste kamen mit schwarzen, vom Bestattungsinstitut gestellten Regenschirmen.
    Auf Rachels Bitte hin hielt der Bestattungsunternehmer eine kurze, an keine Konfession gebundene Predigt über einen Satz aus dem Matthäus-Evangelium: »Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.« Louis, der an der Seite des Grabes stand, blickte darüber hinweg auf Goldman. Einen Moment lang erwiderte Goldman den Blick, dann schlug er die Augen nieder. Heute war nichts Kämpferisches mehr an ihm. Die Falten unter seinen Augen glichen Postsäcken, und um sein schwarzes Seidenkäppchen flatterte Haar im Wind, das so fein und weiß war wie zerrissenes Spinnengewebe. Mit den schwärzlichgrauen Bartstoppeln am Kinn machte er mehr als je zuvor den Eindruck eines Säufers. Er wirkte auf Louis wie ein Mann, der im Grunde nicht wußte, wo er sich befand. Louis suchte in seinem Herzen nach Mitleid mit ihm, konnte es jedoch auch jetzt noch nicht finden.
    Gages kleiner, weißer Sarg, dessen Verschluß vermutlich repariert worden war, ruhte auf zwei verchromten Stangen über dem Grabeinsatz. Die Ränder des Grabes waren mit falschem Rasen abgedeckt, so grün, daß es Louis' Augen wehtat. Auf dieser künstlichen, unnatürlich grellen Fläche standen mehrere Körbe mit Blumen. Louis' Blick wanderte über die Schulter des Bestattungsunternehmers hinweg zu einem flachen Hügel hinüber, bedeckt mit Gräbern, Familiengruften, einem Monument im romanischen Stil, das den Namen PHIPPS trug. Unmittelbar hinter dem schrägen Dach von PHIPPS entdeckte er einen Streifen Gelb. Louis betrachtete ihn, überlegte, was es sein mochte. Er wandte den Blick selbst dann nicht ab, als der Bestattungsunternehmer sagte: »Neigen wir unsere Häupter zu einem stillen Gebet.« Es dauerte ein paar Minuten, aber dann begriff Louis, was es war. Es war ein kleiner Schaufelbagger, der hinter dem Hügel abgestellt war, damit ihn die Trauergäste nicht sahen. Und wenn die Zeremonie vorüber war, würde Oz seine Zigarette am Absatz seines schrecklichen Stiefels ausdrücken und den Stummel im nächsten Behälter verschwinden lassen (Totengräber, die dabei ertappt wurden, daß sie ihre Stummel auf den Boden warfen, wurden fast immer fristlos gefeuert -- es machte keinen guten Eindruck; zu viele der Klienten waren an Lungenkrebs gestorben), in sein Fahrzeug steigen, den Motor in Gang bringen und seinen Sohn für immer von der Sonne trennen -- oder zumindest bis zum Tag der Auferstehung.
    Auferstehung -- ein schönes Wort...
    (das du dir schleunigst aus dem Kopf schlagen solltest, wie du genau weißt)
    Als der Bestattungsunternehmer »Amen« gesagt hatte, ergriff Louis Rachels Arm und führte sie fort. Rachel murmelte Protest -- laß mich noch ein wenig bleiben, bitte, Louis --, aber Louis blieb fest. Die Trauergäste gingen zu ihren Wagen. Louis sah, wie der Bestattungsunternehmer ihnen die Schirme abnahm, auf deren Griffen unauffällig der Name des Instituts aufgedruckt war, und sie an seinen Gehilfen weiterreichte. Der Gehilfe stellte sie in einen Schirmständer, der auf dem feuchten Rasen etwas Surrealistisches an sich hatte. Louis hielt Rachels Arm mit der Rechten und Ellies kleine Hand in der Linken. Ellie trug das Kleid, das sie auch bei Norma Crandalls Beerdigung getragen hatte.
    Als Louis beiden in den Wagen half, trat Jud zu ihnen. Auch er sah aus, als hätte er eine böse Nacht hinter sich.
    »Alles in Ordnung, Louis?«
    Louis nickte.
    Jud beugte sich zum Wagenfenster hinunter. »Wie geht es Ihnen, Rachel?« fragte er.
    »Es geht, Jud«, flüsterte sie.
    Jud berührte sanft ihre Schulter und sah dann Ellie an. »Und wie steht es mit dir, Kleines?«
    »Mir geht es gut«, sagte Ellie; um zu zeigen, wie gut es ihr ging, verzog sie den Mund zu einem abscheulichen Haifischlächeln.
    »Was hast du denn da für ein Bild?«
    Einen Augenblick glaubte Louis, sie würde es nicht

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