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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nie wieder geschehen, und daß dieser Fahrer zu schnell gefahren ist, bedeutet nicht, daß mich -- daß uns -- keine Schuld trifft. Ich habe nicht gewußt, daß etwas so schmerzen kann. Es kommt immer und immer wieder, Louis, und es tut so weh, Louis, nicht einmal im Schlaf finde ich Ruhe, wenn ich schlafe, dann träume ich davon, sehe ihn immer und immer wieder zur Straße hinunterlaufen... und schreie seinen Namen...«
    »Ruhig«, sagte er. »Ganz ruhig, Rachel.«
    Sie hob ihr verweintes Gesicht. »Er war ja nicht einmal wirklich ungezogen, Louis. Für ihn war es nur ein Spiel... und der Laster kam im falschen Augenblick... und während ich noch weinte, rief Missy Dandridge an, sie hätte im Ellsworth American gelesen, daß der Fahrer einen Selbstmordversuch unternommen hätte.«
    »Was?«
    »Er hat versucht, sich in seiner Garage zu erhängen. Er leidet unter Schock und einer schweren Depression, steht in der Zeitung...«
    »Schade, daß er nicht ganze Arbeit geleistet hat«, sagte Louis wütend, aber seine Stimme schien weit von seinen Ohren entfernt, und ein kalter Schauer überlief ihn. Der Ort hat Macht, Louis... er hat schon früher seine ganze Macht ausgeübt, und ich fürchte, daß es jetzt wieder so weit ist. »Mein Sohn ist tot, und er wurde gegen eine Kaution von tausend Dollar entlassen. Nun ist er deprimiert und will sich umbringen, bis ihm ein Richter für drei Monate den Führerschein entzieht und ihm eine lächerliche Strafe aufbrummt.«
    »Missy sagt, seine Frau hätte ihn verlassen und die Kinder mitgenommen«, sagte Rachel tonlos. »Das hat sie nicht aus der Zeitung, sondern von jemandem, der Bekannte in der Gegend von Ellsworth hat. Er war nicht betrunken. Er stand nicht unter Rauschgift. Er ist noch nie wegen zu schnellen Fahrens belangt worden. Er hat gesagt, als er nach Ludlow kam, hatte er einfach das Gefühl, er müßte das Gaspedal durchtreten. Er sagte, er wüßte nicht einmal, warum er es tat. Und so geht es immer und immer wieder weiter.«
    Er hatte das Gefühl, als müßte er das Gaspedal durchtreten.
    Der Ort hat Macht...
    Louis schob diese Gedanken beiseite und ergriff sanft den Unterarm seiner Frau. »Ruf deine Eltern an. Tu es gleich. Ellie und du, ihr solltet keinen Tag länger in diesem Haus bleiben. Keinen Tag länger.«
    »Nicht ohne dich«, sagte sie. »Louis, ich möchte, daß wir... wir müssen zusammenbleiben.«
    »Ich komme in drei -- spätestens vier Tagen nach.« Wenn alles gut ging, konnten Rachel und Ellie in achtundvierzig Stunden schon wieder hier sein. »Ich muß jemanden finden, der mich -- zumindest stundenweise -- an der Universität vertritt. Mir steht zwar noch Urlaub zu, aber ich will nicht, daß Surrendra allein zusehen muß, wie er fertig wird. Jud kann auf das Haus achtgeben, während wir weg sind, aber ich muß dafür sorgen, daß der Strom abgeschaltet wird, und ich muß unsere Vorräte in der Tiefkühltruhe der Dandridges verstauen.«
    »Ellies Schule...«
    »Zum Teufel damit. In drei Wochen wäre sie ohnehin mit der Vorschule fertig. In Anbetracht der Umstände werden sie Verständnis haben und sie vorzeitig entlassen. Das ist kein Problem...«
    »Louis?«
    Er brach ab. »Ja?«
    »Was verheimlichst du?«
    »Was ich verheimliche?« Sein Blick war klar und offen. »Ich weiß nicht, wo von du redest.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht.«
    »Also gut. Ich rufe gleich an -- wenn du es wirklich willst.«
    »Ja, das will ich«, sagte er, und die Worte dröhnten in seinem Kopf wie klirrendes Eisen.
    »Vielleicht ist es sogar das beste -- für Ellie.« Sie sah ihn mit geröteten, noch immer vom Valium verschleierten Augen an. »Du siehst fiebrig aus, Louis. Als steckte dir eine Krankheit in den Knochen.«
    Bevor Louis etwas erwidern konnte, ging sie ans Telefon und rief im Holiday Inn an, in dem ihre Eltern abgestiegen waren.
     
     
    Rachels Vorschlag machte die Goldmans überglücklich. Der Gedanke, daß Louis in drei oder vier Tagen nachkommen würde, gefiel ihnen weniger, aber darüber brauchten sie sich natürlich keine Gedanken zu machen. Louis hatte keineswegs vor, nach Chicago zu fliegen. Wenn es überhaupt eine Schwierigkeit gab, dann war es die, so spät noch Plätze im Flugzeug zu bekommen. Doch auch in dieser Hinsicht war das Glück mit ihm. In der Delta-Maschine von Bangor nach Cincinnati waren noch Plätze frei, und eine schnelle Überprüfung ergab, daß für einen Flug von Cincinnati nach Chicago zwei Buchungen annulliert worden waren. Das

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