Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
bedeutete zwar, daß Rachel und Ellie nur bis Cincinnati mit den Goldmans fliegen konnten, aber sie würden nur eine knappe Stunde nach ihnen in Chicago ankommen.
    Das grenzt an Zauberei, dachte Louis, als er den Hörer auflegte, und prompt meldete sich Juds Stimme: Es hat schon früher seine volle Macht ausgeübt, und ich fürchte...
    Scher dich zum Teufel, wies er Jud rüde ab. Ich habe zwar in den vergangenen Monaten gelernt, eine Menge merkwürdiger Dinge zu akzeptieren, mein guter, alter Freund. Aber bin ich deshalb auch willens zu glauben, ein verwunschenes Stück Land könnte einen Einfluß auf die Buchungen bei Fluggesellschaften haben? Wohl kaum.
    »Ich muß packen«, sagte Rachel Sie warf einen Blick auf die Flugdaten, die Louis auf dem Block neben dem Telefon notiert hatte.
    »Nimm nur den großen Koffer«, sagte Louis.
    Sie sah ihn mit großen, leicht verblüfften Augen an. »Für uns beide? Louis, du machst Witze.«
    »Na schön, dann nimm noch ein paar Taschen dazu. Aber mach dir nicht die Mühe, für jeden Tag der nächsten drei Wochen etwas anderes einzupacken«, sagte er und dachte: Zumal du vielleicht schon bald wieder in Ludlow bist. »Nimm genug mit für eine Woche, vielleicht zehn Tage. Du hast das Scheckbuch und die Kreditkarten. Kauf dir, was du brauchst.«
    »Aber das können wir uns doch nicht leisten«, erklärte sie zweifelnd. Sie schien jetzt in allem unsicher, leicht beeinflußbar, verwirrt zu sein. Ihm fiel ihre seltsame, zusammenhanglose Bemerkung über den Winnebago ein, den zu kaufen er einmal beiläufig erwogen hatte.
    »Wir haben das Geld«, sagte er.
    »Ja... wir könnten das Geld verwenden, das für Gages Studium bestimmt war, aber es würde ein oder zwei Tage dauern, bis das Konto freigegeben wird, und eine Woche, bis wir den Scheck einlösen könnten...«
    Ihr Gesicht begann wieder zu zerfallen und sich aufzulösen. Louis hielt sie in den Armen. Sie hat recht. Es schlägt immer wieder auf einen ein, es läßt einem keine Ruhe. »Nicht weinen, Rachel«, sagte er. »Nicht weinen.«
    Aber natürlich weinte sie -- sie konnte nicht anders.
     
     
    Während sie oben beim Packen war, läutete das Telefon. Louis sprang auf. Er dachte, das Buchungsbüro von Delta riefe an, um ihm zu erklären, ihnen wäre ein Irrtum unterlaufen, es wären doch keine Plätze mehr frei. Ich hätte wissen müssen, daß alles viel zu glatt ging.
    Aber es war nicht das Buchungsbüro von Delta. Es war Irwin Goldman.
    »Ich rufe Rachel«, sagte Louis.
    »Nein.« Einen Augenblick lang kam nichts weiter, nur Schweigen. Wahrscheinlich sitzt er da und überlegt, welches Schimpfwort er mir zuerst an den Kopf werfen soll.
    Als Goldman wieder sprach, klang seine Stimme angestrengt. Es hörte sich an, als müsse er einen großen inneren Widerstand überwinden, um die Worte herausbringen zu können. »Ich wollte dich sprechen. Dory meint, ich sollte dich anrufen und mich entschuldigen für -- für mein Benehmen. Und ich glaube -- Louis, ich glaube, ich muß mich entschuldigen.«
    Ach, Irwin! Wie großherzig! Fehlt nur, daß ich mir vor Rührung in die Hose mache!
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Louis. Seine Stimme klang trocken und mechanisch.
    »Was ich getan habe, war unverzeihlich«, sagte Goldman. Jetzt schien er die Worte nicht nur herauszustoßen; sie klangen wie ein Hustenanfall. »Dein Vorschlag, daß Rachel und Ellie uns begleiten sollen, hat mir gezeigt, wie großartig du dich in dieser Sache verhalten hast... und wie kleinlich ich mich verhalten habe.« Dieses Geschwätz hatte etwas Vertrautes an sich, etwas fast gespenstisch Vertrautes...
    Dann fiel es ihm ein, und sein Mund zog sich plötzlich zusammen, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. Es war Rachels Art -- deren sie sich, davon war Louis überzeugt, überhaupt nicht bewußt war --, Rachels Art, zerknirscht zu sagen, Tut mir leid, daß ich so ein Biest war, Louis, nachdem sie mit Hilfe ihrer Biestigkeit erreicht hatte, was sie wollte. Dies war die gleiche Stimme, wenn auch ohne Rachels Lebhaftigkeit und Heiterkeit -- aber es war die gleiche Stimme, und sie sagte, Tut mir leid, daß ich so ein Dreckskerl war.
    Der alte Mann bekam seine Tochter und seine Enkelin wieder, sie flüchteten aus Maine zu Daddy. Dank Delta und United Airlines kehrten sie dahin zurück, wo sie hingehörten, dahin, wo Irwin Goldman sie haben wollte. Jetzt konnte er sich Großmut leisten. Soweit Irwin die Sache sah, hatte er gewonnen. Also vergessen

Weitere Kostenlose Bücher