Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
gegen die Hintertür prallte, durch die er im Schlaf hindurchzugehen versuchte. Der Gedanke ließ ihn lächeln. Sie hätte bestimmt einen schönen Schrecken bekommen.
    Die Hypothese des Schlafwandelns ermöglichte ihm, die Ursachen des Traums zu analysieren -- und er tat es mit einem gewissen Eifer. Er war zum Tierfriedhof gegangen, weil der Ort eng mit einer anderen emotionalen Belastung verbunden war: er hatte Anlaß zu einem ernsthaften Zerwürfnis mit seiner Frau gegeben. Außerdem, dachte er mit wachsender Erregung, verband sein Denken damit die erste Begegnung seiner Tochter mit der Idee des Todes -- Dinge, mit denen sich sein Unterbewußtsein herumgeschlagen hatte, als er gestern abend zu Bett ging.
    Verdammtes Glück, daß ich heil nach Hause zurückgekommen bin -- ich weiß nicht einmal, wie. Muß per Autopilot geschehen sein.
    Und das war nur gut so. Er konnte sich nicht vorstellen, wie ihm zumute gewesen wäre, wenn er heute morgen neben Kater Smuckys Grab aufgewacht wäre, verwirrt, naß vom Tau, wahrscheinlich halb verrückt vor Angst -- und Rachel wahrscheinlich nicht minder.
    Aber jetzt war es vorbei.
    Der Fall ist erledigt, dachte Louis mit grenzenloser Erleichterung. Ja, aber was ist mit dem, was er sagte, als er starb? Louis schob die unbequeme Frage beiseite.
     
     
    Am gleichen Abend, als Rachel bügelte und Ellie und Gage zusammen auf einem Stuhl saßen und völlig in die »Muppets« vertieft waren, erklärte Louis ganz beiläufig, er wolle noch einen kleinen Spaziergang machen -- ein bißchen frische Luft schnappen.
    »Bist du so früh zurück, daß du mir helfen kannst, Gage ins Bett zu bringen?« fragte Rachel, ohne vom Bügelbrett aufzublicken. »Du weißt ja, es ist einfacher, wenn du da bist.«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Wo gehst du hin, Daddy?« fragte Ellie, ohne die Augen vom Fernseher zu lösen. Miss Piggy war gerade dabei, Kermit einen Schlag aufs Auge zu versetzen.
    »Nur ein bißchen vor die Tür, Liebling.«
    »Ach, so.«
    Louis ging hinaus.
     
     
    Fünfzehn Minuten später hatte er den Tierfriedhof erreicht, sah sich gespannt um und kämpfte mit einem starken Gefühl des déjà vu. Daran, daß er hier gewesen war, war nicht zu zweifeln -- die kleine Gedenktafel für Kater Smucky lag am Boden. Das war passiert, als die Erscheinung Pascows sich ihm genähert hatte, gegen Ende des Traums, soweit er sich daran erinnerte. Louis richtete sie geistesabwesend wieder auf und ging hinüber zum Totholz.
    Es gefiel ihm ganz und gar nicht. Die Erinnerung daran, daß sich diese vom Wetter ausgebleichten toten Äste und Bäume in einen Knochenhaufen verwandelt hatten, jagte ihm noch jetzt einen Schauder über den Rücken. Er zwang sich, einen Stamm zu berühren. Offenbar hatte er sehr unsicher auf dem Haufen gelegen, denn er rollte und polterte herunter. Louis mußte einen Schritt zurückspringen, damit er ihm nicht auf den Fuß fiel.
    Er wanderte am Totholz entlang, zuerst nach links, dann nach rechts. An beiden Seiten schloß sich dichtes, völlig undurchdringliches Unterholz an, und zwar die Art von Unterholz, durch das man sich seinen Weg nicht zu bahnen versucht, wenn man noch einen Funken Verstand hatte, dachte Louis. Am Boden wuchsen üppige Massen von Giftsumach (Louis war immer wieder Leuten begegnet, die behaupteten, sie wären immun gegen das Zeug, aber er wußte, daß das nur sehr selten vorkam), und weiter drinnen entdeckte er einige der größten, bösartigsten Dornen, die ihm je begegnet waren.
    Louis wanderte zur Mitte des Totholzes zurück. Er betrachtete es, die Hände in den Gesäßtaschen seiner Jeans.
    Du denkst doch nicht etwa daran, hinaufzusteigen?
    Keineswegs, Boss. Wer kommt schon auf so eine verrückte Idee?
    Gut. Einen Augenblick lang habe ich mir tatsächlich Sorgen gemacht, Lou. Es scheint mir jedenfalls die beste Methode, mit einem gebrochenen Knöchel in deiner eigenen Krankenstation zu landen, oder?
    Ganz bestimmt. Außerdem wird es dunkel.
    Sicher, daß er ganz beieinander war und sich in völliger Übereinstimmung mit sich selbst befand, begann Louis auf das Totholz hinaufzuklettern.
    Er war halbwegs oben, als er spürte, wie es sich unter seinen Füßen mit einem knirschenden Geräusch verlagerte.
    Laß die Knöchel rollen, Doc.
    Als sich der Haufen wieder bewegte, kletterte Louis schnell herunter. Der Hemdzipfel hing ihm aus der Hose.
    Er erreichte unverletzt den festen Grund und wischte sich Borkenkrümel von den Händen. Er kehrte zum Anfang des Pfades

Weitere Kostenlose Bücher