Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
zurück, der ihn nach Hause bringen würde -- zu seinen Kindern, die vor dem Schlafengehen eine Geschichte hören wollten, zu Church, der seinen letzten Tag als unversehrter Kater und Ladykiller genoß, zum Tee in der Küche mit seiner Frau, wenn die Kinder eingeschlafen waren.
    Bevor er ging, ließ er den Blick noch einmal über die Lichtung wandern, betroffen von der grünen Stille. Aus dem Nirgendwo waren Ranken aus Bodennebel aufgetaucht und begannen sich um die Gedenktafeln zu schlingen. Diese konzentrischen Kreise -- es war, als hätten Kinderhände mehrerer Generationen von North Ludlow eine Art Stonehenge in verkleinertem Maßstab aufgebaut, ohne es zu wissen.
    Ist das alles, Louis?
    Obwohl er nur einen ganz flüchtigen Blick über das Totholz hatte werfen können, bevor das Gefühl des Verrutschens ihn nervös gemacht hatte, hätte er schwören können, daß dahinter ein Pfad lag, der noch tiefer in die Wälder führte.
    Das geht dich nichts an, Lou. Laß die Finger davon.
    Okay, Boss.
    Louis machte kehrt und ging nach Hause.
     
     
    An diesem Abend blieb er noch eine Stunde auf, nachdem Rachel zu Bett gegangen war. Er las eine Reihe medizinischer Zeitschriften, die er bereits kannte, und weigerte sich zuzugeben, daß der Gedanke, ins Bett zu gehen -- zu schlafen --, ihn nervös machte. Er hatte noch nie einen Anfall von Somnambulismus gehabt, und man konnte nicht sicher sein, ob es ein einmaliges Ereignis gewesen war -- bis er sich wiederholte oder auch nicht.
    Er hörte, wie Rachel aufstand und leise herunterrief: »Lou? Wann kommst du?«
    »Gleich«, sagte er, löschte das Licht seiner Schreibtischlampe und stand auf.
     
     
    An diesem Abend dauerte das Abschalten der Maschine wesentlich länger als sieben Minuten. Während er zuhörte, wie Rachel neben ihm im Schlaf langsam und ruhig atmete, kam ihm die Erscheinung Pascows weniger traumhaft vor. Wenn er die Augen schloß, sah er die Tür auffliegen, und da stand er, unser Ehrengast Victor Pascow, mit seiner Turnhose bekleidet, bleich unter der Sonnenbräune, mit herausragendem Schlüsselbein.
    Er glitt dem Schlaf entgegen und dachte daran, wie es sein würde, wenn das vollständige, kalte Erwachen auf dem Tierfriedhof kam, wenn er im Schein des Mondes die konzentrischen Kreise sah, wenn er in wachem Zustand den Pfad durch den Wald zurückgehen mußte. Er brauchte nur an diese Dinge zu denken, und schon war er wieder hellwach.
    Es war eine Weile nach Mitternacht, als sich der Schlaf endlich von seiner blinden Seite her anschlich und ihn einsackte. Er träumte nicht. Er wachte genau halb acht auf und hörte, wie der kalte Herbstregen an die Scheiben schlug. Mit einiger Befürchtung schlug er die Decken zurück. Das Laken auf seinem Bett war makellos. Zwar würde kein Purist von seinen Füßen mit ihren Hornhautringen um die Hacken das gleiche behaupten, aber sie waren zumindest sauber.
    Louis ertappte sich dabei daß er unter der Dusche pfiff.

19
    Missy Dandridge hütete Gage, während Rachel Winston Churchill in die Praxis des Tierarztes brachte. An diesem Abend blieb Ellie bis nach elf wach, quengelte, sie könnte ohne Church nicht schlafen, und verlangte ein Glas Wasser nach dem anderen. Schließlich weigerte sich Louis, ihr noch mehr zu geben -- mit der Begründung, daß sie sonst ins Bett nässen würde. Daraufhin verfiel sie in einen Schreikoller von solcher Heftigkeit, daß Rachel und Louis nur die Brauen heben und einander fassungslos ansehen konnten.
    »Sie hat Angst um Church«, sagte Rachel. »Soll sie sich austoben, Lou.«
    »In der Tonart kann sie nicht lange weitermachen«, sagte Louis. »Ich hoffe es zumindest.«
    Er hatte recht. Ellies heiseres Wutgeschrei ging in Schluchzen, Schlucken und Stöhnen über. Endlich herrschte Ruhe. Als Louis hinaufging, um nach ihr zu sehen, schlief sie auf dem Fußboden, die Arme fest um den Korb geschlungen, in dem Church kaum jemals zu schlafen geruht hatte.
    Er nahm ihr den Katzenkorb aus den Armen, legte sie wieder ins Bett, strich ihr sanft das Haar aus der schweißnassen Stirn und küßte sie. Dann trat er in das kleine Zimmer, das Rachel als Büro diente, schrieb in großen Blockbuchstaben MORGEN BIN ICH WIEDER DA, DEIN CHURCH auf ein Blatt Papier und heftete das Blatt auf das Kissen des Katzenkorbes. Schließlich ging er in sein Schlafzimmer, um nach Rachel zu sehen. Rachel war da. Sie liebten sich und schliefen einander umarmend ein.
     
     
    Church kam am Freitag von Louis' erster Arbeitswoche

Weitere Kostenlose Bücher