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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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es vorüber war, ging Louis nach Hause; er fühlte sich satt und schläfrig. Er ging ins Schlafzimmer hinauf, genoß ein wenig die Stille, streifte die Schuhe ab und legte sich hin. Es war kurz nach drei Uhr; draußen erhellte dünnes Wintersonnenlicht den Tag.
    Ich werde nur ein bißchen dösen, dachte er und schlief ein. Es war der Nebenanschluß im Schlafzimmer, der ihn aufweckte. Er griff nach dem Hörer, versuchte sich zusammenzureißen, verunsichert durch die Tatsache, daß es draußen fast dunkel war. Er konnte hören, wie der Wind um die Hausecken pfiff und der Brenner am Heizkessel leise und heiser dröhnte.
    »Hallo«, sagte er. Es würde Rachel sein, die wieder aus Chicago anrief, um ihm für Thanksgiving alles Gute zu wünschen. Sie würde den Hörer an Ellie weitergeben, und Ellie würde reden, und dann würde Gage ihn übernehmen und plappern -- weshalb hatte er überhaupt den ganzen Nachmittag verschlafen, wo er doch vorgehabt hatte, sich ein Footballspiel anzusehen?
    Aber es war nicht Rachel. Es war Jud.
    »Louis? Ich fürchte, Ihnen steht einiger Kummer bevor.«
    Er schwang sich aus dem Bett, noch immer bemüht, den Schlaf abzuschütteln. »Jud? Was für Kummer?«
    »Hier auf unserem Rasen liegt ein totes Tier«, sagte Jud. »Ich glaube, es könnte der Kater Ihrer Tochter sein.«
    »Church?« fragte Louis. Ihm wurde plötzlich flau im Magen. »Sind Sie sicher, Jud?«
    »Nein, hundertprozentig sicher bin ich nicht«, sagte Jud, »aber es sieht ihm verdammt ähnlich.«
    »Oh. Scheiße. Ich komme gleich hinüber, Jud.«
    »Ist gut, Louis.«
    Er legte auf und blieb noch einen Augenblick sitzen. Dann ging er ins Badezimmer, benutzte die Toilette, zog seine Schuhe an und ging hinunter.
    Es muß ja nicht Church sein, Jud hat selbst gesagt, er wäre nicht hundertprozentig sicher. Himmel, dieser Kater kommt nicht einmal mehr in den Oberstock, wenn ihn nicht jemand hinaufträgt -- warum sollte er über die Straße laufen?
    Aber im Grunde seines Herzens zweifelte er nicht daran, daß es Church war. Und wenn Rachel heute abend anrief, was sie höchstwahrscheinlich tun würde -- was sollte er Ellie dann sagen?
    Verrückterweise hörte er sich selbst zu Rachel sagen: Ich weiß, daß mit Lebewesen alles, buchstäblich alles passieren kann. Als Arzt weiß ich das. Willst du es sein, die ihr erklärt, was geschehen ist, wenn Church auf der Straße dort drüben überfahren wird? Aberim Grunde hatte er nicht geglaubt, daß Church etwas passieren würde.
    Er erinnerte sich daran, daß Wickes Sullivan, einer der Männer, mit denen er Poker gespielt hatte, einmal fragte, wie es möglich wäre, daß er nach seiner eigenen Frau geil werden könnte, nicht aber nach den nackten Frauen, mit denen er Tag für Tag zu tun hätte. Louis hatte versucht, ihm zu erklären, daß es ganz anders war, als die Leute sich das vorstellten -- eine Frau, die hereinkam, um sich einen Scheidenabstrich machen oder sich beibringen zu lassen, wie sie bei einer Selbstuntersuchung ihrer Brust vorzugehen hatte, ließ nicht einfach ein Laken fallen und stand dann da wie Venus in ihrer Muschel. Man sah eine Brust, eine Vulva, einen Schenkel. Der Rest war verhüllt, und daneben stand eine Schwester, deren Hauptaufgabe darin bestand, den guten Ruf des Doktors zu wahren. Wicky gab sich damit nicht zufrieden. Titten sind Titten, sagte er, und eine Fotze ist eine Fotze. Entweder war man ständig geil, oder man war es überhaupt nicht. Louis konnte darauf nur erwidern, daß die Titten der eigenen Frau eben anders waren.
    Und genau so geht man davon aus, daß die eigene Familie anders ist, dachte er jetzt. Man rechnete nicht damit, daß Church ums Leben kam, weil er zum magischen Familienzirkel gehörte. Was er Wicky nicht klarmachen konnte, war die Tatsache, daß Ärzte ebenso gelassen und blind ihre Trennstriche zogen wie andere Leute auch. Titten waren keine Titten, solange es nicht die der eigenen Frau waren. Im Sprechzimmer waren sie ein Fall. Man konnte vor einem Ärzte-Kolloquium stehen und Statistiken über Leukämie bei Kindern zitieren, bis man schwarz wurde -- und trotzdem fassungslos dastehen, wenn es das eigene Kind erwischte. Mein Kind? Oder auch nur der Kater meines Kindes? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Doktor.
    Ganz ruhig bleiben. Einen Schritt nach dem anderen tun.
    Aber das war nicht ganz einfach, wenn er daran dachte, wie hysterisch Ellie auf die Vorstellung reagiert hatte, daß Church eines Tages sterben würde.
    Blödes Katervieh,

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