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Friedhof der Unschuldigen: Roman (German Edition)

Friedhof der Unschuldigen: Roman (German Edition)

Titel: Friedhof der Unschuldigen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Miller
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überhaupt irgendwem zu verbergen, schwer und ermüdend, also erklärt er ihr, dass er keine Seite Gedrucktes lesen kann, ohne ins Stolpern zu kommen, dass ihm die gewöhnlichsten Gegenstände manchmal noch immer plötzlich fremd vorkommen. Er erzählt ihr von seinem Notizbuch mit der Liste wiedergewonnener Wörter.
    Sie küsst ihn auf die Stirn, streift sich ihr Unterhemd über, macht die Läden auf und holt ein Buch. Es stammt von einem englischen Autor mit französischem Namen. Das Leben und die höchst seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe, eines Seemanns aus York. Sie hält das Buch vor sie beide hin und liest dann langsam eine Seite vor. Die nächste Seite liest er, die dritte wieder sie. Nach einer Stunde fragt er: »Ist das wahr?«
    Sie lacht. »Gefällt es dir?«
    Er nickt. Es gefällt ihm. Der Schiffbrüchige. Seine Einsamkeit und sein Einfallsreichtum. Es spricht ihn an.
    »Als Bezahlung«, sagt er, »werde ich dir ein Bücherregal bauen. Es könnte an der Wand da stehen.«
    Sie bedankt sich und fügt dann hinzu: »Aber kein so großes, dass es nicht mehr durch die Tür passt.«
    »Durch die Tür?«
    »Wir werden schließlich nicht immer hier sein«, sagt sie. »Oder?«
     
    Ein zusätzliches Quantum Grog, ein paar zusätzliche Münzen in die Hände der Männer (Er kann verteilen, was er Lecoeur gegeben hätte.) Es geht nicht. Es kann nicht gehen. Es reicht nicht. Und Guillotin warnt ihn, dass das Graben bei der Hitze ungesund sei, ganz entschieden ungesund. Dämpfe, Ansteckung. Der von Sonnenhitze hervorgerufene Gifthauch des Ortes. Schon sind vier Männer – Bewohner desselben Zelts – von einem leichten Fieber befallen worden, das sie teilnahmslos und schwach macht, schlaff wie abgeschnittene Blumen. Der Doktor empfiehlt, die Arbeit nur noch nachts durchzuführen oder, noch besser, ganz einzustellen, bis im Herbst kühleres Wetter eintritt.
    »Sie einzustellen!«
    »Wäre das nicht das klügste?«
    »Und im Herbst«, sagt Jean-Baptiste, »würde ich dann allein hier arbeiten.«
    »Sie glauben, die Männer würden nicht zurückkehren?«
    »Wundert Sie nicht, dass sie überhaupt dageblieben sind?«
    Sie spazieren am Spätnachmittag umher, während die Männer essen. Am Westrand des Friedhofs machen sie kehrt und gehen zurück, immer im Schatten der Mauer.
    »Was ist mit der Kirche?« fragt der Ingenieur.
    »Hmm?«
    »Wir können in der Kirche arbeiten. Dort ist es kühl.«
    »Mit dem Abriss der Kirche beginnen?«
    »Ich würde mehr Männer brauchen. Fachleute. Nicht viele.«
    »Sie sieht«, sagt Guillotin, während er stehenbleibt, um sie zu betrachten, das schwarze, streifige Kliff der Westwand der Kirche, »furchbar solide aus.«
    »Gebäude bestehen hauptsächlich aus Luft«, sagt der Ingenieur und zitiert damit den großen Perronet. »Aus Luft und leerem Raum. Und es gibt nichts auf der Welt, was sich nicht in seine Bestandteile zerlegen ließe. Mit genügend Männern könnte man das Schloss von Versailles binnen einer Woche in einen Schutthaufen verwandeln.«
     
    Je mehr er darüber nachdenkt, desto überzeugter ist er, dass er schon länger daran denkt. Er fragt Armand, was er davon hält.
    »Ach, meine schöne Kirche«, jammert Armand mit breitem Grinsen.
    »Es wäre auch das Ende der Orgel«, sagt Jean-Baptiste.
    »Natürlich.«
    »Sie haben nichts dagegen?«
    »Es gilt, was ich schon einmal zu Ihnen gesagt habe. In der Nacht, in der wir malen gegangen sind. Der Zukunft und ihren Repräsentanten grollt man nicht.«
    »Und die Zukunft ist gut, ganz gleich, was sie bringt?«
    »Ja«, sagt Armand, ohne einen Augenblick zu zögern.
    »Das glaube ich nicht«, sagt Jean-Baptiste.
    »Denken Sie an das Licht«, sagt Armand.
    »Welches Licht?«
    »Die Kirche hortet seit fünfhundert Jahren Schatten. Sie werden sie befreien. Sie werden Licht und Luft hereinlassen. Sie werden den Himmel hereinlassen. Das ist die Zukunft!«
    »Das«, sagt Jean-Baptiste, »ist eine Metapher.«
    »Eine Metapher? Wo sind Sie denn zur Schule gegangen?«
    »In Nogent-le-Rotrou.«
     
    Morgengrauen: Er liegt im Bett, blickt stirnrunzelnd in den verschwommenen Raum über sich und rätselt über die beste Methode, eine Kirche zu zerstören. Was genau hat Maître Perronet zu dem Thema gesagt? Wurde das Thema Abriss behandelt, während Jean-Baptiste zu Hause in Bellême war und seinen Vater pflegen half? Wenn sie irgendwo auf freiem Feld stünde, würde er sie einfach in die Luft sprengen. Aus all dem Kalium in der Friedhofserde

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