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Friedhof für Verrückte

Friedhof für Verrückte

Titel: Friedhof für Verrückte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Verwundet? Ja, verwundete Menschen, die nicht lachen können. Er brachte sie dazu. Als müsse er, um über sein eigenes, entsetzlich einsames Leben hinwegzukommen, andere ermuntern und ihnen eine ganz besondere Freude bereiten. Er bewies ihnen, daß das Leben ein Witz ist! Stellen Sie sich vor! So etwas zu beweisen! Und dann gingen das Gelächter und er hinaus in die Nacht, zusammen mit der Frau ohne Augen oder ohne Mund oder ohne Verstand – überzeugt, sie hätten Freude erfahren – und stiegen in ein Taxi, in Limousinen, immer von einer anderen Leihwagenfirma, immer alles in bar bezahlt, keine Kreditkarten, keine Anhaltspunkte, und so fuhren sie davon in das große Schweigen. Ich habe nie etwas von ihrer Unterhaltung verstanden.
    Wenn er aufblickte und mich nicht mehr als fünf Meter von der Spanischen Wand entfernt sah: Katastrophe! Mein Trinkgeld? Ein einziges, silbernes Zehncentstück! Beim nächsten Mal stand ich natürlich zehn Meter weit weg. Trinkgeld? Zweihundert Dollar. Ach ja, trinken wir auf den Traurigen.«
    Ein jäher Windstoß rüttelte an den Eingangstüren des Restaurants. Wir erschauerten. Die Türen klafften weit auf, schwangen zurück, beruhigten sich.
    Ricardos Rückgrat versteifte sich. Er sah abwechselnd zu mir und der Tür hinüber, als sei ich allein verantwortlich für die Menschenleere und den Nachtwind.
    »Verdammt, o je verdammt nochmal«, sagte er leise. »Er ist so ziemlich am Ende.«
    »Das Monster?«
    Ricardo starrte mich an. » So nennen Sie ihn? Also …«
    Constance bezeichnete mit einem Nicken mein Glas. Ricardo zuckte die Achseln und goß mir ungefähr zwei Zentimeter hoch ein. »Wieso ist er so wichtig, daß Sie wegen ihm hier hereinplatzen und mein Leben ruinieren? Bis vor einer Woche war ich ein reicher Mann.«
    Constance griff sofort zu ihrer Brieftasche, die sie auf dem Schoß liegen hatte. Wie eine Maus kroch ihre Hand über den Stuhl zu ihrer Rechten und legte dort etwas ab. Ricardo bemerkte es sofort und schüttelte den Kopf.
    »Aber nein, nicht von Ihnen, Constance. Ja, er machte mich reich. Doch es gab eine Zeit, vor vielen Jahren, da machten Sie mich zum glücklichsten Mann auf der Welt.«
    Constances Hand tätschelte die seine und ihre Augen funkelten. Lopez stand auf und verschwand ungefähr zwei Minuten in der Küche. Wir tranken unseren Wein und warteten, beobachteten die Eingangstür, die der Wind aufriß und die immer wieder mit einem Flüstern zufiel, die Nacht aussperrend. Als Lopez zurückkam, blickte er sich um, bevor er sich setzte, auf die leeren Tische und Stühle, als könnten sie ihn seiner Manieren wegen tadeln. Vorsichtig legte er uns eine kleinformatige Fotografie hin. Während wir sie betrachteten, trank er seinen Wein aus.
    »Das Bild wurde letztes Jahr mit einer Polaroidkamera gemacht. Einer von unseren dummen Küchenhilfen wollte seine Freunde erschrecken, eh? Zwei Bilder in drei Sekunden. Sie fielen auf den Boden. Das Monster, wie Sie ihn nennen, zerstörte die Kamera, zerriß ein Bild, da er dachte, es sei das einzige, und ohrfeigte unseren Aushilfskellner, den ich sofort entließ. Wir sagten, sein Essen gehe auf Rechnung des Hauses, und boten ihm die letzte Flasche unseres besten Weines an. So kam alles wieder ins Lot. Später fand ich das zweite Foto unter dem Tisch, wo es wohl hingerutscht war, als der Mann außer sich vor Wut um sich geschlagen hatte. Ein wahres Elend, finden Sie nicht?«
    Constance war in Tränen aufgelöst.
    »Sieht er wirklich so aus?«
    »O Gott«, sagte ich. »Ja.«
    Ricardo nickte: »Ich wollte immer wieder sagen: Sir, warum leben Sie eigentlich? Haben Sie Alpträume, in denen Sie gut aussehen? Wer ist Ihre Frau? Wie bestreiten Sie Ihren Lebensunterhalt? Ist das überhaupt ein Leben? Ich habe ihn niemals danach gefragt. Ich starrte immer nur auf seine Hände, reichte ihm Brot, goß Wein nach. Doch manchmal zwang er mich dazu, ihm ins Gesicht zu sehen. Beim Trinkgeld wartete er, bis ich meinen Blick aufrichtete. Dann lachte er sein Lachen, wie ein Schnitt mit dem Rasiermesser. Haben Sie schon einmal einen Kampf gesehen, wenn ein Mann einen anderen aufschlitzt, und das Fleisch öffnet sich wie ein roter Mund? Sein Mund, das arme Monster, er dankte mir für den Wein und gab mir so hohe Trinkgelder, damit ich in seine Augen sah, die in diesem Schlachthaus gefangen waren und sich danach sehnten, frei zu sein, und die dabei in Verzweiflung ertranken.«
    Ricardo blinzelte einige Male und stopfte das Foto in seine

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