Friedhof New York
worden, und an den Wänden hingen keine Bilder, sondern schlicht gerahmte Kalenderblätter.
Suko und ich erfuhren, daß Levines Kollegen noch keine Fortschritte erzielt hatten, was den Fall anging. Zwar war die Tote obduziert worden, aber es war keine Spur gefunden worden, die letztendlich zum Mörder hätte führen können.
»Also steh’ ich auf verlorenem Posten, James?«
»So ziemlich.«
Abe lachte trocken. »Wie sollen Sie auch einen Mörder finden, der einmal real und dann wieder als eine Traumgestalt auftritt. Ich habe Ihnen ja einiges gesagt.«
»Das haben Sie in der Tat, Abe. Aber Sie gestatten auch, daß ich meine Zweifel hege.«
»Kann ich verstehen.«
»Deshalb muß ich Sie bitten, uns auch weiterhin zur Verfügung zu stehen. Schon allein nach außen hin kann ich es mir nicht leisten, Sie wieder normal in den Dienst zu nehmen. Sie wissen ja selbst, wie die Presse reagiert. Irgend etwas ist bereits durchgesickert, wofür ich wirklich nichts kann.«
»Schon gut, James. An eines allerdings sollten Sie sich schon jetzt gewöhnen.« Douglas lehnte sich vor. »Meine beiden Freunde sind bereits bei mir eingetroffen.«
»Ich weiß. Man gab mir vom Airport die Nachricht.«
»Sie kümmern sich um Jericho.« Levine schwieg zunächst. Dann sagte er: »Nun ja, Sie wissen, wie ich dazu stehe.«
»Richtig, Sie glauben mir nicht.«
»Nicht alles.«
»James, Sie werden es erleben, glauben Sie mir. Und es wird kein Spaß werden.«
»Mal sehen.«
»Wollen Sie mit einem der beiden reden?«
»Später vielleicht.«
»Ist gut.« Grinsend legte Douglas auf und drehte sich zu uns um. »Da habt ihr es. Er kneift.«
Ich hatte mir einen Fruchtsaft eingeschenkt, schaute gegen die gelbe Flüssigkeit und nickte einige Male. »Dabei kann man ihm kaum einen Vorwurf machen, finde ich.«
»Ja, das ist schon richtig. Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wird Schwierigkeiten bekommen, diese Dinge zu akzeptieren. Aber euch muß ich es nicht extra sagen. Jericho befindet sich in New York. Er hat sich bei mir«, jetzt lachte er, »gemeldet.«
»In deinen Träumen?« fragte Suko.
»Sicher.«
Der Inspektor hockte auf einer Sessellehne, hatte die Beine übereinandergeschlagen und schaukelte mit dem rechten. »Wäre es nicht besser, wenn du uns Details berichtest?«
»Das hatte ich vor.« Abe lehnte sich zurück. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf, schaute gegen die Decke, als würde sich dort alles abmalen. Dann berichtete er von seinen Träumen, die ihn erst nur leicht gestreift hatten, später aber sehr intensiv geworden waren und schließlich mit diesem Mord endeten. »Und genau dort haben sich die Träume und die Realität miteinander vermischt. Es gibt keine andere Möglichkeit für mich. Das ist Jericho gewesen.«
Ich runzelte die Stirn, schaute Suko an, der mir ins Gesicht sah und tief durchatmete. »Denkst du das gleiche wie ich, Alter?«
»Vermutlich.«
»Sag es.«
»Wir haben ihn nicht zerstören können. Ich nicht mit meinem Bumerang, als ich ihn gegen den Knochenmond schleuderte, und auch Zebuion hat es nicht geschafft.«
Abe Douglas hob die Arme. »Moment mal, wer ist Zebuion?«
»Ein Schattenkrieger und Träumer. Praktisch ein Gegenstück zu Jericho. Ein Mensch, der auf zwei Ebenen lebt. Einmal als Mensch mit dem Namen Barry F. Bracht, dann aber aus dieser Haut hervorschlüpfen kann und in der Nacht in seiner zweiten Gestalt, eben als Zebuion, der Schattenkrieger, unterwegs ist.« [1]
»Ich bin noch immer…«
»Bitte, Abe, das mußt du hinnehmen. Wir haben Jericho schon ein zweites Mal erlebt. Erinnere dich daran, daß der Apache Chato bei unserer ersten Begegnung von einem Schattenkrieger gesprochen hat, der Jericho würde vernichten können.«
Douglas nickte sehr langsam.
»Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Den Mann habt ihr gefunden.«
»Ja, Barry F. Bracht. Oder Zebuion.«
»Hat der es denn geschafft?« Er gab sich selbst die Antwort. »Nein, sonst hätte er ja nicht hier erscheinen können.« Abe biß sich auf die Lippe. »Allmählich glaube ich, daß wir an Jericho überhaupt nicht herankommen. Der ist unbesiegbar.«
»Abwarten«, sagte Suko.
»Selbst euer Wundermann konnte nichts ausrichten. Außerdem ist er nicht hier. Wir stehen allein. Aber das wollte ich nicht sagen. Ich frage mich natürlich, wie wir an Jericho herankommen können, wo er sich doch in der Stadt aufhält.«
»Bist du sicher?«
»Absolut, Suko.«
»Wieso?«
»Nun ja, er glitt in meine Träume hinein
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