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Friedliche Zeiten - Erzählung

Friedliche Zeiten - Erzählung

Titel: Friedliche Zeiten - Erzählung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rotbuch-Verlag
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zumachen können, und ich mußte daran denken, daß wir alle uns diese gemütlichen, technisch veralteten Kriege herbeiwünschen würden eines Tages. Die Mutter hatte nämlich einmal gesagt, daß die gesamte lange Menschengeschichte es fertiggebracht hätte, keinen einzigen Menschen vom Krieg zu verschonen, und wenn sie das weiter fertigbringen würde, hätten wir keine Chance, also Wasa, Flori und ich und die anderen Kinder, die wir kannten und nicht kannten, vom Krieg verschont zu bleiben, und warum eigentlich sollte die Menschengeschichte es nicht auch weiter fertigbringen, wenn sie es bisher fertiggebracht hatte, sagte ich mir, das wäre immerhin so etwas wie ein Wunder, wenn sie damit einfach aufhören würde, und wir wußten, daß es keine Wunder gibt. Ich nahm mir vor, mit Wasa darüber zu sprechen, obwohl ich sie nicht beunruhigen wollte, aber sie war bestimmt genauso beunruhigt wie ich, sonst hätte sie vorhin nicht gefragt, ob die Japaner eine Atombombe haben, und ich fragte sie auch, wie man es machen könnte, vielleicht doch vom dritten Weltkrieg verschont zu bleiben, aber ich fragte sie nicht an diesem Abend, sondern erst später, und als ich sie fragte, erinnerte sie sich auch gleich an den Satz von der Mutter, daß die Menschengeschichte es fertiggebracht hätte, keinen einzigen Menschen zu verschonen. Sie sagte, man kann sich wohl schlecht wünschen, den letzten Krieg erlebt zu haben, und ich sagte, ich kann es auch nicht. Ich konnte im Film nicht einmal die Augen aufmachen, wenn der vorletzte Krieg als Hollywoodschinken in Breitwand kam, und Wasa sagte, dann hätte man allerdings seinen Krieg jetzt schon hinter sich, und ich sagte, man hätte ihn hinter sich, so oder so. In dem Satz von der Menschengeschichte war ausdrücklich von nur einem Krieg die Rede gewesen, und wir wußten aber, daß unser Großvater zwei Kriege erlebt hatte und nicht nur von einem Krieg nicht verschont worden war, also mußte dieser eine Krieg, von dem die Menschengeschichte es fertiggebracht hatte, keinen davon zu verschonen, so etwas wie ein Mindestkrieg sein, den man jedenfalls zu erleben hatte, und wenn der dritte Weltkrieg so würde, wie der Vater gesagt hatte, müßte man sich im Grunde wünschen, statt dessen den letzten erlebt zu haben, dann hätte man seinen unvermeidlichen einen Mindestkrieg hinter sich, und dann könnte man immer noch die Daumen drücken, daß man vielleicht zu denen gehört, die Glück haben und nur den einen unvermeidlichen Mindestkrieg erleben müssen, damit es die Menschengeschichte fertiggebracht hat, auch weiterhin keinen einzigen Menschen davon zu verschonen. Aber Wasa sagte, man kann es sich trotzdem nicht wünschen, und es ist auch ganz egal, ob wir es uns wünschen könnten, weil es nun einmal so nicht ist. Also versuchten wir, uns mit dem dritten Weltkrieg abzufinden, weil es keine Wunder gibt und also die Menschengeschichte Wasa, Flori und mich und die Kinder, die wir kannten, nicht von einem Mindestkrieg verschonen würde. Es war schließlich Wasa, die auf den Gedanken kam, wie wir den dritten Weltkrieg vielleicht doch abwenden könnten. Es ging mit den Amis und ihrem verdammten Krieg. Und es ging nur, wenn die Russen nicht auf den Knopf drückten. Wasa sagte, da haben wir ihn doch, unseren Krieg. Ich sagte, was heißt, da haben wir ihn, und Wasa sagte, na überleg mal: was zeigen sie eigentlich jeden Tag in der Tagesschau, und ich sagte, alles mögliche, weil ich nicht verstand, worauf sie hinauswollte, und sie sagte: den verdammten Ami-Krieg. Ich sagte, der ist aber doch in Asien, und Wasa sagte, das schon. Wasa sagte, machst du bei der Tagesschau eigentlich die Augen zu, und ich sagte, nein. Bei der Tagesschau sah ich hin, weil sie nicht so groß war wie Breitwand, und wenn es schlimm wurde, was ich sah, war es trotzdem im Fernsehapparat drin, manchmal wurde es doch so schlimm, daß es nicht mehr half, mir zu sagen, es ist im Fernsehapparat drin, dann machte ich aber trotzdem nicht die Augen zu, sondern sah mich mit den Augen im Wohnzimmer um, ohne den Kopf zu bewegen, damit die anderen nicht merkten, daß ich die Tagesschau nicht vertrage; während ich mich im Wohnzimmer umsah, sagte ich mir im Kopf auf, was ich sah, es ging so: da ist der Fernseher mit der Tagesschau, der Fernseher steht in unserem Wohnzimmer, da ist der Tisch, darauf liegt die Tischdecke, darauf liegt die Fernsehzeitung und so weiter; nach einer Weile kam eine andere Nachricht, und ich sah wieder hin. Als Wasa

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