Friedo Behuetun 02 - Dunkles
vor.«
»Was sie vielleicht wieder versuchen werden …«, setzte Dick den Gedanken halblaut fort.
»Exakt. Das ist der springende Punkt«, sagte Behütuns kurz und knapp. Ihm war klar, was als Nächstes zu tun wäre. Es war ja ganz offensichtlich. Aber er wandte sich an Klaus, er hatte immer noch das Bedürfnis, etwas gutmachen zu müssen. Ob Frau Klaus auch auf den Gedanken kommen würde?
»Was können wir jetzt tun?«, fragte er und setzte hinzu: »Was meinst du, Klaus, irgendeine Idee?«
Behütuns hatte richtig gelegen mit seinem Versuch, denn Frau Klaus hatte wirklich eine Idee. Er druckste nur noch ein wenig herum, die Situation war für ihn einfach zu ungewohnt. Plötzlich so ernst genommen zu werden von den großen Kriminalern, für die er sonst nur den Schreibkram und die Organisation machen musste. Doch dann gab sich Klaus einen Stoß und sagte geradeheraus:
»Wenn die das, was sie vorhatten, nicht aufgegeben haben, dann werden sie es wieder versuchen. Und wenn sie irgendwo in der Schmalau sitzen, wo sie ja auch den Wagen geklaut haben, dann klauen sie vielleicht dort im Umkreis wieder einen.«
Frau Klaus machte eine Pause, ganz offensichtlich um die Spannung zu erhöhen – und vor allem die Wichtigkeit –, denn es war eindeutig, dass er noch nicht fertig war.
Das ist ja schon fast professionell, dachte sich Kommissar Behütuns und freute sich insgeheim. Jetzt waren die Misstöne von vorhin doch wohl endgültig ausgestanden!
»Also ich«, fuhr Frau Klaus endlich fort, » ich würde denen vielleicht einen Köder auslegen. In der Gegend einen Pick-up parken oder zwei, damit sie ihn wieder klauen. Als Angebot. Und diesen Wagen dann überwachen, irgendwie. Per Funk oder so. Dann wüsste ich immer, wohin die fahren, kann sie beobachten. Geht so was überhaupt?«, fragte er in die Runde.
Das war genau der Gedanke gewesen, den auch Behütuns gehabt hatte. Jetzt war es Frau Klaus’ Plan.
»Respekt«, kommentierte Behütuns, und die anderen nickten zustimmend. Natürlich hatten sie das Spiel durchschaut und spielten mit. Sie mochten ihren Chef, und der hatte jetzt genau so etwas gebraucht.
»Und wetten«, fügte jetzt Behütuns noch an, »dass der Mercedes geklaut oder zumindest die Nummer gefälscht ist? Die fahren nicht mit einem legalen Wagen so offen durch die Gegend.«
Die Wette nahm keiner an, nicht einmal Frau Klaus. Und sie sollten recht damit behalten. Denn keine halbe Stundespäter hatten sie das Ergebnis auf dem Tisch: Die Nummer, die der Käferfreak in seinem Zwang notiert hatte, war nicht existent, es gab kein Fahrzeug, das unter dieser Nummer registriert war. Und Behütuns hatte auch keinen Zweifel daran, dass dieser Alte unter dem Dach die Nummer richtig aufgeschrieben hatte, denn schließlich war sie zweimal identisch notiert – und zweimal macht man nicht den gleichen Fehler.
Der Rest des Tages verging mit Gesprächen mit den Spezialisten für Überwachungstechnik, mit dem Besprechen der Logistik, mit Verhandlungen mit der Mietwagenfirma – die erstaunlich unkompliziert und kooperativ verliefen, das hätte keiner des Teams so gedacht –, und am Abend parkten die Polizisten möglichst unauffällig drei präparierte, unterschiedliche Pick-ups verteilt in der Schmalau. Einen Nissan Navara, einen Toyota Hilux und einen Ford Ranger. Lauter überflüssige, unnütze Gefährte für den normalen Straßen- und erst recht für den Stadtstraßenverkehr. Psychoprothesen für Selbstwertverkümmerte. Reinrassige Ego-Booster. Je größer diese Autos, desto unterentwickelter ihre Besitzer. Pimp my rinky-dink self .
Dann wurde ein Rund-um-die-Uhr-Dienst eingeteilt, und es begann das Warten.
Das Halten von Hunden in Städten. Hunde überhaupt.
Alfred Andersch, Alte Peripherie
19. Kapitel
Was macht man in Franken, wenn man warten muss? Schwer zu sagen. Jeder macht etwas anderes, aber jeder wartet. Irgendwie. Es war der dritte Tag des Wartens. Jeden Tag stellten sie die Autos um, immer wieder an einen anderen Platz, aber nichts war bisher geschehen. Der Sommer hatte sich faul über das Fränkische gelegt und bewegte sich nicht. Kein Stück. Tagsüber flirrte über den Straßen die Hitze, und nachts klebte einem das Bettzeug am Leib. Die Luft stand, wie man so sagt. Und wenn man am Abend das Fenster öffnete, kamen die Schnaken herein. Kein Wetter für Friedo Behütuns. Er liebte eher das Regnerische, wenn die Erde roch und der Boden weich war. Wenn die Tropfen klackerten und der Wind sie einem
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