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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Läden gekauft hatten als er. Bäuche waren auch nicht zu erkennen, dafür aber die nicht lange zurückliegende Arbeit ausgebildeter Friseure. Sophie von Reeten lachte, tauschte mit beiden abwechselnd Blicke, legte die linke Hand auf ihre Brust, während ihr Körper den Rhythmus der Musik aufnahm, ohne wirklich zu tanzen.
    Greven nickte den beiden kurz zu und überreichte der Frau im Mittelpunkt das Glas.
    »Peter Mertens«, sagte Sophie von Reeten, sich noch immer im 5/4 Takt wiegend, und wies auf den Mann rechts neben ihr. Das Pendant an ihrer linken Seite stellte sie als »Frank Helm« vor.
    »Und dieser zuvorkommende Mann, meine lieben Freunde, ist kein Geringerer als Kommissar Greven von der Auricher Mordkommission.«
    »Ein Kommissar? Auf einer Vernissage?«, bemerkte Martens.
    »Dem Täter auf der Spur?«, fügte Helm ironisch hinzu.
    »Nein, der Kommissar hat es auf die Bilder abgesehen«, sagte die Gräfin.
    »Eine gute Wahl«, meinte Mertens. »Die Bilder sind wirklich fantastisch. Außergewöhnlich. Im Gegensatz zu anderen Künstlern riskiert Mona Jenns immer wieder faszinierende, postmoderne Experimente. Wie eben diese verlorenen Profile.«
    »Sie haben Glück«, sagte Helm, »Mona Jenns stellt nur noch selten in Ostfriesland aus. Normalerweise müssen Sie schon nach Hamburg oder Köln fahren, um sie zu sehen.«
    »Was Sie nicht sagen«, brummte Greven und sah die beiden perfekt rasierten und frisierten Männer nacheinander an. Hinter ihnen bemerkte er plötzlich Mona, die sich schräg hinter dem Trio durch die Menge arbeitete. Sie sah ihn erschöpft und Hilfe suchend an und rollte mit den Augen.
    »Kennen Sie sie eigentlich?«, fragte Sophie von Reeten und begann, ihren Hals zu recken. »Warten Sie, ich werde Ihnen einen dezenten Hinweis geben.«
    Auch die beiden neuen Begleiter stocherten nun mit Blicken in der näheren Umgebung. In diesem Augenblick zerteilte Mona das Trio und fiel Greven in die Arme. Als sie sich wieder von ihm löste, sagte er trocken: »Darf ich Ihnen meine Lebensgefährtin vorstellen: Mona Jenns.«

 
     
    7
     
    »Alle fünf Mitglieder des Theaterkreises haben ein Alibi«, referierte Edzard Peters. »Einmal abgesehen von der Tatsache, dass das jüngste Mitglied zweiundsechzig Jahre alt ist und Onken mit ihm sehr wahrscheinlich fertig geworden wäre.«
    Der Neue hatte sich neben einem Flipchart positioniert, während Greven, Häring und zwei weitere Kollegen vor ihm in ihren Bürosesseln saßen und seinem Vortrag folgten. Auf dem Riesenblock hatte Peters Grafiken vorbereitet, die das soziale Umfeld des Mordopfers erläuterten. Pfeile führten zu Namen, die sich in verschiedenfarbigen Kästen befanden. Bei jedem Einsatz seines dicken Filzstiftes auf dem Papier war ein leichtes Zittern zu erkennen, sonst hielt sich die Aufregung des Neulings in Grenzen. Mit den Ausführungen war Greven zufrieden. Der für seinen Geschmack etwas zu konservativ gekleidete Mann hatte schnell, aber nicht oberflächlich recherchiert und ihnen so ein differenziertes Bild verschafft. Onken war tatsächlich ein Außenseiter, ein Sonderling gewesen, der sich nur sporadisch mit wenigen Bekannten getroffen hatte, die ähnliche Interessen wie er besaßen. Als Freund hatte ihn aber keiner der Befragten bezeichnen wollen. Um Frauen hatte Onken nach einer in jungen Jahren gescheiterten Ehe einen großen Bogen gemacht.
    »Vielen Dank«, sagte Greven. »Damit scheiden also auch unsere Theaterfreunde aus, was nicht anders zu erwarten war. Haben wir sonst noch etwas?«
    »Leider nicht«, antwortete Peters. »Anmerken möchte ich noch, dass französischer Rotwein, vor allem Bordeaux, die große Leidenschaft Onkens gewesen ist. Aus seinen Akten, die Peter und ich wieder sortiert haben, geht hervor, dass er regelmäßig per Post teure Weine bestellt hat, aber auch an Weinseminaren teilgenommen hat. In diesem Zusammenhang hat ihn auch mindestens dreimal ein Weinhändler aus Oldenburg aufgesucht, den man eventuell auch noch überprüfen könnte.«
    »Wann fand der letzte Besuch statt?«
    »Der letzte Auftrag stammt vom 29. November.«
    »Gut«, sagte Greven nach kurzer Überlegung. »Es kann ja nicht schaden. Am besten fährst du gleich morgen. Wirf aber vorher einen Blick in den Computer, ob er bei uns Kunde ist.«
    Der Referent lächelte erleichtert und schlug den Riesenblock zu.
    »Herbert und die Kollegen vom Raub haben in der Villa auch keine weiteren Anhaltspunkte gefunden«, fuhr Greven fort. »Wir treten also

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