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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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»Das wäre doch eine willkommene Gelegenheit, die namhaften Hehler der Region einmal persönlich kennenzulernen, oder?«
    Peters nickte, wirkte aber nicht sonderlich begeistert.
    »Herbert gibt dir die Adressen und eine kurze Einweisung. Außerdem zeigt er dir, wie man die üblichen Datenbanken aufruft und nach Diebesgut durchsucht. Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch mal bei eBay nachsehen. Ein wahre Fundgrube für Hehlerware aller Art.«
    »Okay«, stimmte Peters notgedrungen zu. »Wird erledigt.«
    »Dann werde ich dich gleich mal bei Herbert anmelden«, sagte Greven und griff zum Telefon, das in diesem Augenblick mit einer elektronisch quiekenden Melodie anschlug. Er nahm ab, meldete sich und begrüßte dann freudig den Anrufer: »Moin, Herbert. Was gibt’s?«
    »So ein Zufall«, bemerkte Peters.
    »Kein Zufall«, widersprach Greven und konzentrierte sich dann auf die Stimme an seinem Ohr. Mit der Bemerkung »Sind schon unterwegs!« beendete er das kurze Gespräch und legte auf.
    »Mach keine Witze!«
    »Mach ich nicht«, sagte Greven mit ernster Miene und setzte sich den Hut auf. »Ich mache niemals Witze.«
    Die Fahrt dauerte nicht lange, denn der Tatort war ein älteres Einfamilienhaus in der Oldersumer Straße. Vor der Tür erwartete sie Herbert Pütthus in einem Trenchcoat und mit wehenden Haaren. Der Wind aus Nordost hatte aufgefrischt. Häring hatte Mühe, in den Bergen aus geräumtem Schnee einen Parkplatz zu finden. Das Haus, auf das sie zu dritt zumarschierten, hatte nichts Auffälliges, unterschied sich nur unwesentlich von den Nachbarhäusern. Roter Klinker, weiße Fenster, grüne Eingangstür, graues, länger nicht gestrichenes Garagentor, kleiner Vorgarten mit einer Buchsbaumhecke, der das allgegenwärtige Weiß nichts hatte anhaben können.
    »Das Opfer heißt Hartmut Wichmann«, begann Pütthus, ohne die Ankömmlinge zu begrüßen. »Die Nachbarn haben zu Recht einen Einbruch vermutet und mich somit höchstpersönlich auf den Plan gerufen. Er ist durch die Hintertür rein. Wir sind ihm natürlich gefolgt, haben lang und breit das Erdgeschoss inspiziert und sind dann im ersten Stock auf den Toten gestoßen. Dieser überraschende Fund zwingt mich zum partiellen Rücktritt von diesem Fall, der nun der deine ist. Die Handschrift dürfte dir wieder bekannt vorkommen.«
    »Du hattest recht«, bemerkte Peters und sah auf Greven. »Heute noch. Viel Zeit hat er sich wirklich nicht gelassen.«
    »Uns aber auch nicht«, stellte Greven fest. »Denn wenn er diesmal das Objekt seiner Begierde auch nicht gefunden hat …«
    »Weißt du schon die Todesursache?«, unterbrach ihn Häring, der schon wieder begonnen hatte, in seinen Halbschuhen und seiner dünnen Jacke zu frieren. Seine Hände hatte er bereits unter den Achseln vergraben.
    »Da bin ich überfragt. Der Doktor ist aber schon bei ihm. Die Blutlache ist jedenfalls beachtlich. So etwas habe ich noch nie gesehen. Nicht mal im Film.«
    »Können wir schon rein?«, drängelte Häring.
    »Wenn ihr nicht wieder alles zertrampelt und euch die üblichen Plastiksocken überstreift, jederzeit. Allerdings nur ins Erdgeschoss. Und ihr wisst ja, wie empfindlich die Damen und Herren von der Spusi auf Schnee und Straßenschmutz reagieren.«
    »Gut«, sagte Greven, »sehen wir uns den dritten Versuch an.«
    Das Bild, das sich ihnen bot, war fast schon vertraut. Auf den ersten Blick sah das Wohnzimmer, das sie zuerst betraten, so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Wieder lagen Schubladen auf dem Boden, wieder waren Akten und Papiere durchwühlt worden, die über den ganzen Teppich verteilt lagen.
    »Wahrlich, zuerst entstand das Chaos«, zitierte Greven einen griechischen Dichter, den er noch aus Schulzeiten in Erinnerung hatte. »Aber dies hier ist kein Chaos. Seht euch den Schrank dort an.«
    Neben der für bürgerliche Wohnzimmer obligatorischen Schrankwand stand ein kleinerer Vitrinenschrank, in dem Pokale und Medaillen unterschiedlicher Größte ausgestellt waren. Hatte der Täter die Schrankwand umfassend bearbeitet, so hatte er den Vitrinenschrank nicht angerührt.
    »Weil man hineinsehen kann«, schloss Greven, »und sich das Gesuchte offensichtlich nicht darin befindet. Ein Blick hat ihm genügt, um an anderer Stelle seine Suche fortzusetzen.«
    »Der weiß, was er will. Er ist schnell und effizient. Er kennt keine Gnade. Aber was ist der Preis?«, bemerkte Häring.
    »Er muss extrem wertvoll sein«, stellte Greven nicht zum ersten Mal fest,

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