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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Goldschmiede danach gesucht hatte? Wäre er auch zu diesem Ergebnis gekommen, wenn Wichmann das erste Opfer gewesen wäre? Je länger er an seinem neuen Szenario bastelte, umso größer wurden seine Zweifel. Er vergrub sich so sehr in die Schubladen und Kisten, dass er das Klingeln des Telefons nicht wahrnahm.
    »Für dich!«, sagte Mona mit vertrautem Biss in der Stimme und reichte ihm mit Schwung den Hörer. »Freifrau von Reeten!«

 
     
     
     
    12
     
    »Ich bin dir wieder einmal einen Schritt voraus«, begrüßte ihn Herbert Pütthus. »Sollte das allerdings die Regel werden, dann wird das teuer für dich. Dann kostet dich jeder Anruf von mir einen Kasten Jever.«
    »Bist du dir sicher, dass es unser Kandidat war?«, fragte Greven.
    »Jetzt lenk nicht vom Thema ab. Unsere kleine Vereinbarung gilt doch, oder?«
    »Eine sehr einseitige Vereinbarung.«
    »Darum habe ich sie dir ja auch angeboten.«
    »Angeboten?«
    Pütthus setzte ein hintersinniges Grinsen auf, gab aber den Weg nicht frei.
    »Okay, beim nächsten Mal wird ein Kasten Jever fällig. Versprochen.«
    »Ihr habt es gehört, Kollegen«, rief Pütthus zwei Männern in weißen Overalls zu, die in der Tür standen.
    »Darf ich jetzt rein?«
    »Aber natürlich, lieber Gerd, jederzeit. Folge mir zunächst ins Wohnzimmer.«
    Pütthus hatte sich nicht geirrt. Der Gesuchte hatte erneut zugeschlagen. Wieder lagen die Schubladen verkehrt herum auf dem Boden, wieder hatte er in Akten gewühlt, wieder nur große Schranktüren aufgerissen, wieder Wertgegenstände nicht angerührt. Greven und Häring brauchten nur wenige Minuten, um sich einig zu sein.
    » The same procedure as last time «, bemerkte Häring nach einem Rundgang durch das Haus.
    »Als hätte er seine Unterschrift hinterlassen«, stellte Greven fest.
    »Das ist aber auch alles«, ergänzte Pütthus. »Denn auf Fingerabdrücke oder andere Spuren scheint er wieder verzichtet zu haben. Selbst wenn wir seine Identität kennen würden, könnten wir ihm den Einbruch nicht nachweisen.«
    »Aber den Mord an Wichmann können wir beweisen, und das reicht mir«, sagte Greven.
    »Da hast du recht«, nickte Pütthus.
    »Wo ist er eingestiegen?«
    »Durch die Hintertür«, erklärte Pütthus. »Er ist ein wahrer Künstler mit der Brechstange. Statt an der Verriegelung hat er an den Scharnieren angesetzt. Das geht so nur bei dieser Art von Türen. Der kennt sich also aus. Das ist einer von denen, die in fast jedes Haus kommen, und das auch noch fast so schnell, als würden sie die Tür aufschließen.«
    »Aber über so einen müssten wir doch etwas haben?«, meinte Häring. »Das gibt es doch nicht!«
    »Ich habe schon alle Dateien durchgesehen. Die in Frage kommenden Kandidaten aus dem nordwestdeutschen Raum sitzen entweder, haben sich ordnungsgemäß bei ihren Bewährungshelfern gemeldet oder haben sich neue Regionen erschlossen.«
    »Dann ist unser Kandidat also erst kürzlich zugezogen«, vermutete Häring.
    »Oder aber er hat sein Handwerk länger nicht ausgeübt«, überlegte Greven laut. »Wie dieser Renken aus Emden. Kannst du dich noch an den erinnern?«
    »Na klar«, antwortete Pütthus. »Der war plötzlich von der Bildfläche verschwunden, weil er bei einem Hehler einen neuen Job bekommen hatte. Renken hatte nämlich ganz passable kunstgeschichtliche Kenntnisse. Jahrelang haben wir nichts von ihm gehört. Doch dann haben wir die Bande erwischt, und Renken, der uns durch die Lappen gegangen war, kehrte zu seinem alten Job zurück. Schon nach dem ersten Bruch wussten wir, wer es war.«
    Obwohl Greven nicht glaubte, neue Spuren zu entdecken, spielte er den Tathergang einmal durch, schlich sich auf dem gefegten, geklinkerten Weg zur Hintertür, brach sie auf, suchte nach dem einzigen Bewohner, der nicht im Haus war, und begann dann, Raum für Raum zu durchforsten.
    »Er ist wirklich schnell«, stellte Greven fest. »Er ist schnell, geht diszipliniert vor, lässt sich nicht ablenken und verschwindet ungesehen.«
    »Das muss man ihm lassen«, stimmte ihm Pütthus zu. »Der hätte es in der Politik oder bei der richtigen Bank weit bringen können.«
    »Aber mit einem hat er nicht gerechnet«, analysierte Greven, »nämlich mit der Abwesenheit von Grönmann. Wer hat den Einbruch eigentlich entdeckt?«
    »Seine Haushälterin.«
    »Aber hätte die nicht auch im Haus sein müssen?«
    »Sie war einkaufen und ist erst gegen halb zehn hier eingetroffen. Das könnte natürlich ein Zufall sein. Aber ich weiß, du

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