Friesenherz
Kissen in meinem Rücken gesorgt.
Jan ließ mich los. Dann griff er von vorne zwischen meinen Beinen durch, sodass ich auf seinen Fingern saß wie auf einem Sattel, und ich spürte, wie er sich mit der anderen Hand hinter mir an seiner Hose zu schaffen machte.
Das Monster auf dem Bildschirm hatte offensichtlich genug davon, ständig in der Warteschleife um seine eigene Achse zu rotieren. Jetzt begann es, hektisch auf und ab zu hüpfen, und rief dabei mit blecherner Stimme: »Klick mich! Klick mich!«
»Nur die Ruhe, Kleines«, brummte Jan, »du kommst auch noch zu deinem Recht.«
»Können wir das nicht abstellen?«, protestierte ich schwach. Dann merkte ich, wie sich etwas zwischen meine Schenkel schob, das ganz eindeutig kein Finger war. Offensichtlich waren wir jetzt in Level zwei angekommen. Oder schon drei?
»Klick mich!«, meckerte das Monster. Jan hob meinen Po weiter an und drückte mich gleichzeitig nach unten.
Und in dem Moment …
»Moment!«, schrie ich. »Du kannst doch nicht einfach …«
Jan stutzte, dann ließ er von mir ab.
»Wie?«, fragte er verdattert. »Ich dachte, wir …«
»Dachte ich ja auch«, sagte ich und drehte mich nun wirklich um, ohne dass Jan mich hinderte. Quer über meinen Bauch verlief ein roter Striemen, wo die Schreibtischkante sich in meine Haut gegraben hatte.
»Aber da wäre ja wohl noch eine Kleinigkeit.«
Jan blickte mich verständnislos an, dann sah er an sich herunter. Auch ich wagte einen Blick auf den Körperteil, mit dem ich da gerade nähere Bekanntschaft gemacht hatte. Wenn auch flüch tig. Er stand im imposanten Neunzig-Grad-Winkel ab wie eine Handtuchstange, mit einem leichten Linksdrall. Merkwürdig. Wie konnte man etwas so sehr wollen, das doch bei Licht betrachtet alles andere als schön war? Jans Trainingshose schlackerte um seine Knöchel, darunter sah man gerade noch die Spitzen der grünen Plastikschuhe.
»Verhütung«, sagte ich sachlich und wunderte mich. War das bei den jungen Männern heute etwa gar kein Thema mehr? Jahr zehntelange, millionenschwere Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, und jetzt das?
Jan schüttelte konsterniert den Kopf. Dann nahm er seinen Schwanz in die Hand, als müsste er ihn angesichts dieser traurigen Nachricht stützen.
»Aber brauchen wir das denn?«, stammelte er. »Ich meine – in deinem Alter?«
Für einen Augenblick war es sehr still im Zimmer. Nur die Lüftung des Computers brummte vor sich hin.
»Klick mich!«, schrie das Monster.
Draußen klirrte wieder eine Fahnenstange im Wind.
Ich griff nach dem Kleiderhaufen auf dem Boden, trat einen Schritt zur Seite und begann, mich anzuziehen. Ich tat es mechanisch, ohne Eile. Meine Füße fühlten sich plötzlich an, als steckten sie im Monstersumpf fest. Es kostete eine mörderische Anstrengung, sie nacheinander zu heben.
»Maike?« Mit heruntergelassenen Hosen watschelte Jan mir hinterher.
»Was ist denn plötzlich los?«
Ich zog meine Hose hoch. Sie spannte an den Beinen etwas, aber das war mir jetzt nur recht. Sie hielt mich in Form, sie hielt mich aufrecht, und das war auch bitter nötig, denn mein ganzer Körper schien nur noch aus Gelee zu bestehen. Gelee mit zwei Bleigewichten unten dran.
»Wenn du nicht willst«, er legte mir die Hand auf die Schulter, »es gibt ja auch viele andere schöne Möglichkeiten …«
Ich schob seine Hand weg. Dann setzte ich mich in Bewegung.
»Hey«, rief er, »Mann! Nun sag mir doch wenigstens, was ich falsch gemacht habe!«
Im gleichen Moment schrillte die Klingel durch das kleine Appartement.
»Fuck«, fluchte er und zog sich hektisch an.
Ich taumelte die Treppe hinunter, Jan direkt hinter mir her. Er griff nach meiner Schulter, ich machte mich los.
»Wenn du das nicht weißt, kann ich dir auch nicht helfen«, zischte ich und fand mich im gleichen Augenblick nicht ganz fair. Schließlich konnte Jan nicht ahnen, dass mein Leben vor ein paar Stunden krachend in Scherben gegangen war, und warum. »Dafür, dass du Ann extra ins Dampfbad gelockt hast, um sie über mich auszuquetschen, gibst du dir jedenfalls keine große Mühe.«
Wieder packte er mich an der Schulter und drehte mich zu sich um. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Zorn und Verblüffung.
» Was soll ich gesagt haben?«
»Na, dass ich … dass du mich …«
Ich konnte nicht mehr weitersprechen. Wenn es überhaupt noch ein Türmchen gegeben hatte, das unbeschädigt in der Ruinenlandschaft meines Lebens gestanden hatte,
Weitere Kostenlose Bücher