Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
Vom Netzwerk:
er hinaufblickte, war dort nichts zu sehen. Auch sonst war es sehr ruhig. Nur im Garten gegenüber harkte ein Nachbar Laub. Und auch, wenn er tat, als sei er in die Gartenarbeit vertieft, bemerkte Thamsen sehr wohl, wie er ihn beobachtete.
    Und Gunter wusste das anscheinend auch, denn Thamsen hatte noch nicht einmal den Finger auf den Klingelknopf gelegt, da wurde bereits die Haustür geöffnet.
    Ein kurzes »Moin, Chef«, und schon folgte er seinem Mitarbeiter ins Haus.
    In der Küche saß Gunters Frau am Tisch. Als er den Raum betrat, sprang sie auf und holte aus dem Schrank eine Kaffeetasse.
    Mit zitternder Hand goss sie ein und reichte ihm den Becher. Sie hatte geweint, das konnte er an ihren Augen erkennen. Wahrscheinlich wegen Lars, dachte er.
    »Ist euer Sohn da?«
    Gunter schüttelte eilig den Kopf und vermittelte Thamsen damit sofort den Eindruck einer Lüge. Doch er ließ diese Antwort auf sich beruhen, sprach aber bewusst laut, während er den Zettel aus der Hosentasche zog und langsam auseinanderfaltete.
    »Ich gehe davon aus, du kennst den?«
    Gunter nickte.
    »Darüber hast du also gestern Abend am Telefon gesprochen?«
    Ein zögerliches »Ja« kam aus dem Mund seines Gegenübers. »Aber Gunter hat das alles nur wegen uns getan!«, verteidigte nun die Ehefrau ihren Mann.
    Thamsen nickte. »Mag sein, trotzdem ist das nicht okay. Woher kommen überhaupt diese Blättchen und wie sind die in die Tageszeitung gekommen?«
    »Keine Ahnung, ehrlich!«
    Thamsen runzelte die Stirn. Versuchte der Kollege nun auch, sich selbst zu schützen?
    »Und mit wem hast du gestern telefoniert?«
     
    Haie radelte die Dorfstraße entlang. Er hatte noch schnell ein paar Sachen fürs Wochenende eingeholt und war nun auf dem Weg zu Elke, seiner Exfrau.
    Vor etlichen Jahren hatten sie sich getrennt und nicht mehr sonderlich viel miteinander zu tun. Beide hatten bisher keinen neuen Partner. Anfänglich hatte Haie immer das Gefühl gehabt, Elke wolle ihn zurückerobern, wenn sie ihn um seine Hilfe bat, und sicherlich war da auch etwas dran gewesen, aber mittlerweile hatte sie wohl eingesehen, dass es keinen Zweck hatte. Obwohl er sie einst sehr geliebt hatte, würde er nicht zu ihr zurückkehren. Dafür war das, was zwischen ihnen vorgefallen war, zu verletzend für Haie gewesen. Er war zwar eigentlich kein nachtragender Mensch, aber er hatte kein Vertrauen mehr zu Elke und Vertrauen war nun einmal die Basis jeder Beziehung.
    Bei der Scheidung hatte Haie ihr jedoch das gemeinsame Haus überlassen. Er hatte damals nur so schnell wie möglich weg von ihr gewollt und wenn er ehrlich war, hätte er in diesem Haus auch nicht mehr leben wollen. Mit all diesen Erinnerungen. Wie es Elke damit erging, konnte er nur erahnen, aber auch für sie wurde das Haus langsam zur Belastung, vor allem, weil immer wieder Reparaturen anfielen. Deshalb hatte sie auch heute Morgen angerufen und Haie um seine Hilfe gebeten. Die Heizung war ausgefallen. Ob er mal nach dem Kessel schauen könne.
    Natürlich ließ er Elke nicht hängen, wobei es ihm weniger um seine Exfrau als um das Haus ging, denn schließlich hatte er einst viel Arbeit hineingesteckt und war traurig, es nun Stück für Stück verfallen zu sehen. Daher bemühte er sich, ihr, so gut es ging, beim Erhalt zu helfen.
    Elke öffnete ihm die Tür. Sie trug eine dicke Strickjacke, denn im Haus herrschten ähnliche Temperaturen wie draußen und daher war sie überglücklich, ihn zu sehen.
    »Danke, dass du gleich gekommen bist!«
    Haie nahm sich den Schlüssel vom Heizungsraum und ging über den Hof zum ehemaligen Stallgebäude, in dem sich die Heizungsanlage befand. Schon als er die Tür öffnete, fiel ihm auf, wie still es hier war. Weder der Ofen noch die Pumpe liefen. Zunächst drehte und drückte er mehrere Knöpfe. Nichts. Er betätigte den Lichtschalter, aber es blieb dunkel. Haie atmete auf. Wahrscheinlich war nur die Sicherung rausgeflogen.
    Er ging hinüber ins Haus und kontrollierte den Sicherungskasten. Tatsächlich, zwei Sicherungen für den Außenbereich und den Heizungsraum waren umgekippt. Er legte die Schalter um.
    Als er wieder über den Hof ging, hörte er schon das Summen der Anlage. Er stellte ein paar Regler neu ein, dann schloss er ab und ging zu Elke ins Haus.
    »Ich habe uns einen Tee gemacht. Zum Aufwärmen.«
    »Na, wird schon gleich warm.« Aus den Heizkörpern war ein Gluckern zu hören. Trotzdem ließ er sich zu einem Stück Kuchen überreden.
    »Heute ist ja auch die

Weitere Kostenlose Bücher