Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
machen.« Er pflückte Niklas von Toms Schoß und ging mit ihm ins Kinderzimmer. Haie folgte ihm dicht auf den Fersen.
»Das ist keine Lösung«, zischte er Thamsen zu, während der sich an der vollgeschissenen Pampers zu schaffen machte.
»Puh, mein lieber Herr Gesangsverein«, kommentierte Thamsen den Inhalt der Windel und sprach lieber mit Niklas als auf Haies Bemerkung einzugehen. Der Kleine war begeistert und gluckste immer wieder: »Didi, Didi!« Doch auch bei Thamsen verursachte der Anblick des Jungen immer wieder schmerzliche Erinnerungen an die Freundin. Diese blauen Augen, der blonde Schopf – alles an ihm glich Marlene so sehr, dass es manchmal weh tat, ihn anzuschauen. »Klauter! Klauter«, forderte Niklas nun, nachdem Dirk ihn saubergemacht und eine frische Windel verpasst hatte. Er verstand jedoch nicht, was der Kleine wollte und blickte fragend zu Haie. Der reichte ihm eine Stoffpuppe, die tatsächlich wie der Klabautermann aus einem der Bilderbücher aussah.
»Hat die Textillehrerin für ihn genäht«, erklärte Haie.
»Sag mal«, Thamsen setzte Niklas auf den Boden und beobachtete, wie er mit der Puppe spielte, »ihr habt versucht, mich zu erreichen, warum?«
»Na wegen Harry Leibnitz!«
»Dem Bauunternehmer?« Haie nickte und erzählte von den Drohungen gegen die Matzens.
»Davon habe ich gehört und wollte Erika Matzen dazu befragen, aber die ist nicht zu Hause. Hast du eine Ahnung, wo die stecken könnte?«
Haie überlegte einen Moment, schüttelte dann aber den Kopf. »Also, wenn die nicht bei Manuela ist, weiß ich auch nicht«, entgegnete er, während er die dreckige Windel in den Müll stopfte und in die Küche hinüber ging. »Aber der kommt die Erbschaft auch nicht ungelegen, habe ich inzwischen gehört.«
»Die hat finanzielle Probleme. Haben mir auch schon einige Leute erzählt.«
»Magst du was essen? Es ist Hackfleischtopf von heute Mittag übrig.«
Thamsen blickte zur Uhr. »Nee, bin nachher gleich mit Dörte beim Chinesen verabredet.«
»Ach, wie geht es ihr denn?«, erkundigte sich Haie nach Thamsens Freundin, während er einen Eistee einschenkte.
»Gut, aber durch den neuen Fall kommt sie mal wieder zu kurz«, seufzte Thamsen. »Am Samstag musste ich nach Hamburg, da blieb dann auch am Wochenende wenig Zeit.« Er nahm einen großen Schluck von dem kühlen Getränk.
»Ja, Hamburg. Wissen die denn nun, woran Heinrich gestorben ist?«
»Überdosis Insulin.«
Haie runzelte die Stirn. »War Heinrich denn Diabetiker?«
Der befreundete Kommissar zuckte mit den Schultern.
»Muss er ja nicht zwangsläufig gewesen sein«, mischte sich Tom ein, der sich nun zu ihnen gesellte. »Hat Haie dir von Harry erzählt?« Thamsen nickte. »Also, irgendwie habe ich ein seltsames Gefühl. Der hat schließlich ordentlich Druck. Finanziell, wegen der Bauverzögerung.«
»Verzögerung? Ich würde eher sagen, da herrscht totaler Stillstand. Heute hat da jedenfalls keiner auf der Baustelle gearbeitet.«
»Was?« Tom blickte Dirk erstaunt an. Dann war die Situation ernster, als er bisher gedacht hatte. »Wahrscheinlich war der Leibnitz wirklich am Donnerstag unterwegs und hat mit den Banken gesprochen.«
»Der war Donnerstag nicht da?« Thamsen runzelte die Stirn. Bestand ein Zusammenhang zwischen dem Bauprojekt und dem toten Rentner? Tom jedenfalls hielt seinen Chef durchaus für verdächtig. »Ich fahre da morgen mal vorbei«, beschloss Thamsen und erhob sich. »Jetzt muss ich aber los. Dörte wartet.«
Er bog auf den Parkplatz im Lecker Industriegebiet ab, als sein Handy klingelte.
»Ja, Thamsen?«
Es war Peer Nielsen, der sich nach der Witwe erkundigte. »Das ist ja seltsam. Telefonisch kann ich die auch nicht erreichen«, kommentierte er Thamsens Ermittlungsstand. »Und sonst etwas Neues bei euch?«
Thamsen erzählte, dass es gegen den Bauunternehmer weitere Verdächtigungen gab. »Ich rede morgen mal mit dem. Anschließend versuche ich es bei Erika Matzen.«
»Gut«, bestätigte Peer die Vorgehensweise. »Wir haben übrigens den Taxifahrer ausfindig machen können.«
»Und?«
Nielsen seufzte. »Viel konnte der nicht sagen. Hat auch nichts gesehen. Ich gehe morgen mal zu diesem Kiosk im Volkspark, wo der Fahrer Heinrich Matzen abgesetzt hat. Vielleicht haben die dort etwas bemerkt.« Bei der Gelegenheit konnte er gleich bei den Kollegen in Bahrenfeld vorbeischauen und hören, wie man bei der Zeugensuche vorankam. Der Presseaufruf jedenfalls hatte bisher nicht viel gebracht.
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