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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geliebte beendet – ›Ich bin so ganz Dein Eigen, so ganz auf immer Dein‹ – und lediglich mit dem Kosenamen unterschrieben.
      »Tati, das kann für alles Mögliche stehen«, hatte Haie stöhnend geäußert, nachdem sie am Nachmittag zusammen die Briefe gelesen und über den möglichen Autor dieser leidenschaftlichen Liebesbekundungen diskutiert hatten. Angeblich sollte Sophie eine Menge Verehrer gehabt haben. Ein hübsches Mädchen sei sie gewesen. Er selbst war damals durchaus interessiert an ihr, hatte er erzählt und dabei versonnen gelächelt.
      Aber ihre Eltern hatten ordentlich aufgepasst, keiner durfte sich ihrer Tochter nähern. Wie die Schießhunde hatten Otto und Elsbeth Moritzen das Mädchen bewacht.
      »Dass es dennoch ein so trauriges Ende mit ihr nehmen musste«, hatte er leise geflüstert und die Briefe zurück in die Holzschachtel gelegt.
      Marlene brühte sich einen starken Kaffee auf. Sie war hundemüde, konnte aber trotzdem nicht mehr schlafen. Zu viele Gedanken tobten durch ihren Kopf und ließen sie keine Ruhe finden. Wer war dieser Tati? Hatte er vielleicht etwas mit dem Mord an Kalli Carstensen zu tun? In den Briefen hatte er Sophie ewige Liebe geschworen. ›Ich bin ganz Dein Eigen, so ganz auf immer Dein.‹
      Was, wenn diese Leidenschaft über all die Jahre nicht verblasst war? Hatte Tati dem Leiden der Geliebten ein Ende gesetzt?
      Sie hielt diese Möglichkeit für durchaus denkbar, denn dass der Sohn des ermordeten Landwirts für den Tod seines Vaters verantwortlich war, erschien ihr nach wie vor unwahrscheinlich. Obwohl die Polizei anscheinend immer noch anderer Ansicht war. Aber nicht nur die Darlegungen aus dem Fachbuch sprachen gegen diesen Verdacht, auch der zeitliche Aspekt passte ihrer Meinung nach nicht zu dieser Theorie. Weshalb sollte Ulf Carstensen so lange gewartet haben, bis er den brutalen Widersacher seiner Mutter beseitigte? Ihm war doch seit Jahren bekannt, dass sein Vater sie misshandelte. Doch statt einzugreifen und ihre Qualen zu beenden, hatte er lieber weggeschaut und war geflüchtet. Ein Verhalten, welches laut Fachliteratur häufig als Folge der unerträglichen häuslichen Situation beobachtet werden konnte. Nein, Ulf Carstensen war nicht der Mörder seines Vaters.
      Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Nachdem sie sich ein wenig frisch gemacht hatte, sortierte sie die Wäsche, die sich neben der Maschine stapelte. Pullover, Shirts, Socken, Jeans – hell, dunkel, weiß. Sie kontrollierte, ob die Hosentaschen vollständig geleert waren, sich keine ›Tempos‹ oder sonst irgendetwas darin befand, was einen Waschgang nicht unbeschadet überstanden hätte.
      Sie stutzte, als sie aus einer der Taschen den Papierschnipsel zog, den sie im Maisfeld von Ingwer Feddersen gefunden hatten. Tom musste ihn eingesteckt haben. Sie betrachtete den kleinen Zettel, der aller Wahrscheinlichkeit nach ein Stück eines Briefes darstellte. Die Schrift war zwischenzeitlich noch mehr verblasst, aber dennoch erschien sie ihr plötzlich bekannt. Sie ließ die Jeans auf den Boden fallen und eilte in die Küche. Mit zitternden Händen öffnete sie die Holzschachtel und entfaltete einen der Briefe. Kein Zweifel. Die leidenschaftlich geschwungenen Buchstaben der Liebesnachrichten glichen eindeutig denen auf dem Stück Papier aus dem Maisfeld. Sie versuchte abermals, die wenigen Zeichen zu entziffern. Nach wie vor waren lediglich kleine Ausschnitte erkennbar, von denen ein Teil zu einer möglichen Ansprache wie ›Liebe‹ oder ›Lieber‹ zu gehören schien.
      »In mi iner nu«, buchstabierte sie laut die anderen unvollständigen Zeichen.
      »Was machst du da?« Tom stand in der Küchentür und blickte sie verwundert an.
      Sie zeigte ihm den Schnipsel und deutete gleichzeitig auf die Liebesbekundungen aus der Holzschachtel.
      »Der Zettel aus dem Maisfeld ist eindeutig von Tati. Schau dir die Buchstaben auf den beiden Schriftstücken an. Hundertprozentig identisch.«
      »Stimmt«, bestätigte er, nachdem er die Schreiben miteinander verglichen hatte. »Demnach war irgendjemand, der einen Brief von Tati besaß, in dem Maisfeld, und dieser jemand ist wahrscheinlich der Mörder von Kalli Carstensen.«
      »Es sei denn, Kalli Carstensen selbst hatte einen der Briefe gefunden und mitgenommen.«
      »Mhm«, Tom runzelte die Stirn. »Aber selbst dann besteht die Möglichkeit, dass er sich mit diesem Tati getroffen haben könnte. Vielleicht wollte er

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