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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Eventuell liege ich ja doch
falsch.«
    »Geht’s nicht schneller? Das
könnte … das könnte eine Wende in unserem Fall bedeuten!«
    »Nee, wirklich nicht,
Frau Hauptkommissarin. Seit sie uns zwei Stellen gestrichen haben, weiß ich
nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Und neben Ihrem Unfall gibt’s reichlich
anderes zu tun. Ich habe noch zwei Leichen im Keller«, er schmunzelte und fügte
scherzhaft hinzu: »Soll ja vielen so gehen.« Dann setzte er fort: »Die muss ich
obduzieren, den Bericht anfertigen und … Polizei und Justiz scheinen allenfalls
bei den vollmundigen Bekenntnissen der Politiker im Wahlkampf unterstützenswert
zu sein, was die Realität angeht, sieht’s ganz anders aus.«
    »Lassen Sie mal, Herr Kollege, die
Diskussion ist mir hinlänglich bekannt – und ich stimme Ihnen zu, so
sollte es nicht sein. Vor dem Wahlkampf ist eben etwas anderes als nach dem
Wahlkampf. Was waren das vollmundige Versprechungen: Polizei und Justiz müssen
unterstützt und personell gestärkt werden! In Schleswig-Holstein, habe ich
gehört, werden vielen Kollegen auf den Dörfern jetzt die Dienstwagen
gestrichen. Die sollen ihr Privatauto nehmen.«
    Barkowski nahm den Faden auf: »Und
was sagen wir dazu? Nützt nix … Beamte dürfen nicht demonstrieren. Na, ich
mach’ mal weiter. Ich versuch’s bis morgen Nachmittag, versprechen kann ich
nichts. Voraussetzung ist das Gespräch mit dem Chefarzt. Ich weiß zufällig,
dass er morgen früh offizielle Sprechzeit hat. Ich gehe einfach mal hin.«
    »Vielleicht haben Sie Glück; Sie
werden sicher nicht der Einzige sein. Vielen Dank für Ihren Hinweis. Er ist
wirklich wichtig, eventuell haben wir es tatsächlich nicht nur mit einem
Verkehrsunfall zu tun.«
    »Aber wo läge der Sinn?« Barkowski
wurde aufmerksam, obwohl er die entsprechenden Vermutungen gerade mehr als
genährt hatte.
    »Wenn ich das wüsste, Herr
Kollege. Wir haben Vermutungen, sehr vage, darüber kann ich derzeit nichts
sagen.«
    »Natürlich nicht, nicht ohne meine
Diagnose, wie? Also, schönen Tag noch, ich gehe wieder nach unten. Im Keller
fühle ich mich am wohlsten.«
    »Das macht Sie ein bisschen
unheimlich, Herr Barkowski. Ich habe es vorhin schon gesagt. Ich könnte Ihren
Beruf nicht ausüben. Und dort dann Teepause machen!«
    »Man gewöhnt sich dran. Und der
Tee schmeckt auch in meinem Leichenkeller, ehrlich! Außerdem können Sie in den
Münster-Tatorten sehen, wie lustig es in der Rechtsmedizin zugeht.«
    »Aber Ihnen fehlt so eine
Assistentin wie die von Professor Boerne, wie?«
    »Ja, eine Alberich, die würde ich
nehmen. Im Film wird so eine Stelle natürlich nicht gestrichen, im realen Leben
schon. Ich bin eben kein Professor Boerne«, merkte Barkowski an.
    »Hauptsache ist, dass man den Job
gut macht«, Tanja Itzenga war nicht mehr ganz bei der Sache.
    »Meinen Sie wirklich?
Wahrscheinlich ist es tatsächlich so. Ich kenne allerdings einige, die ihren
Job sehr gut machten, ihn aber trotzdem verloren haben … Die Welt ist ganz
schön verdreht. Tschüss dann, ich melde mich.« Barkowski war schon fast an der
Tür.
    »Herr Barkowski?«
    »Ja?«
    »Wir haben doch die ganze Zeit
über dieselbe Person gesprochen, den …«
    »Irgendwas mit A…, genau,
Aldenhoff, Alex Aldenhoff. Banker oder so etwas. Konnte man gleich sehen, dass
er einen Bürojob hat, so zartgliedrig, wie der ist. Sieht schlimm aus, der
Mann, alle Schönheit dahin«, Barkowski machte ein schiefes Gesicht, als wolle
er das Opfer mimen.
    »Kein Wunder«, antwortete Itzenga
etwas verstört, eigentlich hätte sie sich die Frage sparen können. Dann dachte
sie wieder an Barkowski. Wenn man mit so viel Elend zu tun hatte, brauchte man
wohl eine gute Portion Galgenhumor.

     

     

     

     

13
    Ulfert Ulferts grübelte nach wie vor über dem
Material, das bislang im Fall Aldenhoff zusammengetragen worden war. Er konnte
sich nicht lösen und nur die immer wieder erzwungenen Ablenkungen – »Herr
Ulferts, Telefon«, »Ulfert, kannst du mir noch mal die Akte xy runterschicken«,
»Ulfert, Käffchen in der Kantine?« – störten ihn im Arbeitsfluss. Zwar war
nicht bewiesen, dass es einen Zusammenhang zwischen den Unfällen gab; das
Gegenteil zu glauben, fiel allen Beteiligten jedoch sehr schwer. Zumal es ja
eine einleuchtende Erklärung gab: Aldenhoff hatte seinen Wagen nicht mehr unter
Kontrolle gehabt, nachdem er Freya Reemts aufgrund überhöhter Geschwindigkeit
von der Bahn gefegt hatte. Der endgültige Bericht stand kurz vor

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