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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Manninga,
die vergisst man nicht einfach so.«
    »Hübsch ist sie, ja, ohne
Zweifel.« Für den Bruchteil einer Sekunde war Rainer mit den Gedanken ganz
woanders. Dann ärgerte er sich, was ging diese Frau seine persönliche Meinung
über Freya Reemts an?
    »Na eben. Besuchen Sie das arme
Mädchen doch mal. Vielleicht freut sie sich … Auch wenn sie mit diesem
Bankmann, dem Herrn Aldenhoff …«
    »Frau Schmidt«, riss sich Rainer
aus jeglichen schönen Erinnerungen und fiel der Verkäuferin sichtlich genervt
ins Wort: Ȇberlassen Sie bitte mir, wen ich im Krankenhaus besuche und wen
nicht. Soweit ich weiß, liegt Freya nach wie vor im Koma. Da würde ein Besuch
nur stören, ja?« Rainer meinte, sich klar geäußert zu haben. Warum kaufte denn
sonst keiner ein? Warum stand hinter ihm niemand, der sagte: »Geht es nun
weiter oder nicht?«
    »Ich habe neulich gelesen«, ließ
Bertha Schmidt nicht locker, »dass gerade bei Koma-Patienten die Anwesenheit
von nahestehenden Personen ganz kolossal wichtig ist, auch wenn man keine
Reaktionen bemerkt, vordergründig …«
    »Ich stehe Freya Reemts nicht
nahe. Nicht mehr!« Rainer hätte am liebsten geschrien und hielt sich nur mit
Mühe unter Kontrolle.
    »Zumindest Sie standen ihr … ich
meine …«
    Jetzt platzte die Bombe:
»Entweder, Frau Schmidt, Sie rechnen jetzt meine Einkäufe ab, oder ich bringe
sie eigenhändig wieder in die Regale zurück und kaufe nie – ich
betone – nie wieder bei Ihnen ein. Und Sie wissen, dass das schon einige
machen. Aldi und Lidl sind, Frau Schmidt, billiger und Pewsum ist so weit nicht
weg. Hier hat jeder ein Auto! Also bitte. Und kümmern Sie sich gefälligst um
Ihre, nicht um meine Privatangelegenheiten.« Rainer Manninga schaute Bertha
Schmidt direkt in die Augen und die Dame an der Kasse starrte zurück, kurz nur,
um dann den Blick zu senken. Sie sagte kein Wort mehr. So hatte sie den netten
Rainer Manninga ja noch nie erlebt. Was hatte der denn auf einmal? Ärger in der
Schule, oder wie? Wenn man sich so aufregte, da steckte doch was dahinter! Sie
müsste mal Kurt Schuster fragen, ihren Nachbarn. Der war Deutschlehrer an
derselben Schule, eventuell wusste er was. Sie begann wortlos, die Preise
einzutippen. Als sie fertig war, beschied sie nur:
    »12,50 Euro.«
    Schweigend gab Rainer ihr einen
Zehner und einen Fünfer. 25 Mark, ging es ihm durch den Kopf. Er rechnete immer
noch um. Ina Müllers nettes Liedchen fiel ihm ein, die machte das ebenfalls,
wenn auch mit anderem Hintergrund. Als Bertha Schmidt ihm das Wechselgeld
herausgab, während er die Waren in einen Jutebeutel packte, dachte er nur noch
daran, schnell aus dem Laden raus und an die frische Luft zu kommen.
    »Wiedersehen«, brummte Rainer.
    »Schönen Tag noch!«, rief Bertha
Schmidt ihm hinterher, betont schnippisch. Sie schien ein wenig beleidigt. Dann
konnte sie nicht anders, obwohl sie sich danach tatsächlich ärgerte, es nicht
für sich behalten zu haben: »Und schöne Ferien … Sie kriegen doch bald schon
wieder Ferien?« Das ›schon wieder‹ betonte sie genauso, wie alle es betonten,
die sich über die vielen Wochen Ferien der Lehrer erregten.
    Rainer rief zurück: »Gott sei
Dank – und da werde ich mich davonmachen! Bloß weg hier …«, das Letzte
brummelte er mehr zu sich selbst. Bertha Schmidt sah ihm, solange es ging,
nach. Schließlich war sonst niemand im Laden. Es war alles sortiert, neue Ware
würde erst morgen eintreffen. Schade, wenn die Leute keine Zeit zum Reden
hatten … Dann grübelte sie über die Worte von Rainer Manninga nach und wurde
für einen Moment unsicher. Sie wusste, dass sie auf Dauer keine Chance gegen
Lidl und Aldi, Penny, Netto und Co hatte, und auf diejenigen angewiesen war,
die dennoch bei ihr kauften, obwohl sie woanders könnten, wenn sie wollten. Die
Preise konnte sie nicht immer so drücken, wie die großen Discounter das taten.
Aber wer scherte sich schon darum? Und überhaupt wollte sie Rainer nur ein paar
gute Tipps geben. Gut gemeint, dachte sie noch. Ihr waren die Mitmenschen eben
nicht egal, in dieser kalten, abweisenden Welt. Ihr nicht.

     
    Rainer ging denselben
Weg zurück, den er gekommen war. Einkaufen machte im Moment keinen Spaß mehr.
Der Unterricht am Vormittag ging ihm nur schwer von der Hand. Es wurde Zeit,
dass die Ferien anfingen. Zwar zeigten längst nicht alle Verständnis dafür,
dass Lehrer sich erholen mussten, dennoch war es nun mal so. Rainer wusste,
dass neben seinem Beruf auch das Private

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