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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Fahrerlaubnis mehr besaß? Wie dumm konnte man sein. »Wenn du
selbst dabei draufgehst, okay, wäre schade um dich. Aber stell’ dir mal vor, du
krachst in einen anderen Wagen, weil du keine Kontrolle mehr über dich hast. In
dem sitzt eine Mutter mit Kindern. Die sind alle tot, du lebst – stell dir
das mal vor. Oder du siehst einen Radfahrer zu spät wegen verzögerter
Reaktionen.« Freya war immer sehr sauer gewesen, wenn sie mitbekommen hatte,
dass Rainer alkolholisiert gefahren war. Sie machte ihm ebensolche Vorwürfe.
Rainer gab ihr recht, lernte seine Lektion allerdings nie wirklich. Und war
Lehrer geworden. Tolles Ideal!
    Nach der Trennung von Freya wurde alles anders. Sie fehlte ihm und das
machte ihm mächtig zu schaffen. Wieder war Alkohol ins Spiel gekommen.
»Schließlich fahren nachts keine Busse mehr«, diese schwache Ausrede brachte er
vor, wenn er gefragt wurde, ob er nicht anders nach Hause hätte kommen können.
An Sammeltaxis, mitfahren bei anderen oder – wenns nicht anders
ging – übernachten bei Bekannten hatte er nicht gedacht. »Nee, morgens bin
ich lieber zu Hause.« Wie lange war er nicht mehr mit Freya zusammen? Zwei
Jahre schon? Verdammt lang her … Dieses Stück von BAP, und das Lied ›Alexandra‹
dröhnten wochenlang durch seine Wohnung, laut, so laut es ging ohne Beschwerden
von den Nachbarn! Frust abbauen – in dieser Hinsicht war es ihm niemals
richtig gut gelungen. Die Musik half, wenn auch nicht gänzlich.

     
    Rainer erreichte den Dorfladen. Er war froh, dass
es ihn noch gab. Ein kleiner Edeka, wo man das Wichtigste kaufen konnte. Er
ging hinein, kaufte geistesabwesend Salami, Gouda, Schwarzbrot, Tee und
Kluntje. Ein Glas Erdbeermarmelade, ein Sixpack Jever, oder sollte er diesmal
›Schlötel-Beer‹ nehmen? Immerhin hatte Werder Bremen das letzte Spiel gewonnen,
das war ein Anlass, die dortige Getränkeindustrie zu unterstützen. Er entschied
sich doch für das friesisch-herbe und machte sich auf zur Kasse. Dort saß
Bertha Schmidt. Bertha Schmidt war nicht nur Ladenbesitzerin und gleichzeitig
Kassiererin, sie war das Informationszentrum des Dorfes. Hier gingen Informationen
ein, durchliefen den Bertha Schmidt’schen Filter und zogen dann wieder hinaus
in die Welt. Rainer hatte sie im Laufe der Zeit kennengelernt, seitdem ließ er
ihr nur vorverarbeitete Informationen zukommen. Andere schienen es nicht zu
begreifen, wollten es wohl gar nicht. Oder sie waren einfach genauso gestrickt
wie die Einzelhandelsgeschäftschefin. Rainer hatte kaum seine Waren auf das
Band an der Kasse gelegt, da begann sie schon, das aktuelle Tagesgeschehen
aufzugreifen: »Ist das nicht ein Trauerspiel, was uns die Großkopferten
einreden wollen? Nicht vorhersehbar, diese ganze Finanzkrise? Dass ich nicht
lache. Bekommen Hunderttausende Euro in den … na, ich sag’s lieber nicht …
gepustet und dann bricht alles zusammen. Nee, nee, haben Sie schon gehört, Herr
Manninga, 300 Millionen will die Regierung ausgeben, um Banken zu helfen.
Oder waren es Milliarden? Weiß ich gar nicht mehr so genau. Auf jeden Fall
bannig viel Geld. Einfach weg!«
    Rainer unterbrach den Redefluss:
»Ich glaube, es sind Milliarden. Soweit ich weiß nur 80. Und die sind nicht
einfach weg, es sind Bürgschaften, die  …«, nun wurde er jäh gestoppt:
»Sie wollen die da oben wohl nicht in Schutz nehmen? Das ist unser Geld, das
die Regierung jetzt in die Banken steckt. Ausgerechnet. Die müssen Geld haben
wie Heu. Ich halte mich gerade so über Wasser, zahle brav meine Steuern. Fahre
einen uralten Polo. Und die, die jammern jetzt herum? Ich meine, nix gegen den
Herrn Aldenhoff, zum Beispiel, aber Sie wissen ja, mit was für einem Wagen der
rumgefahren ist. Dort sitzt das Geld. Dann bauen die Mist in den Banken, und
der Steuerzahler darf’s ausbaden. Immer die kleinen Leute! Und wenn ich dann
die Preise erhöhen muss …«
    »Frau Schmidt«, Rainer Manninga
setzte ganz auf Deeskalation, blieb ruhig und begann zu überlegen, wie er am
schnellsten ohne langwierige Darlegungen über seinen Standpunkt zur Finanz- und
Wirtschaftskrise aus dem Laden kommen konnte. »Ich wollte nur sagen«, begann
er, »dass das Geld des Steuerzahlers ja nicht unbedingt weg ist. Eine Bürgschaft
bedeutet, dass etwas finanziell abgesichert wird, was – im günstigen
Fall – gar nicht in Anspruch genommen werden muss. Im besten Fall ist das
also eine Plusminus-Null-Sache.« Er wollte ihr eine Gegendarstellung bieten. So
ganz

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