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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Dinge.
Der leer gefegte Platz vor dem Stadion füllte sich plötzlich mit Dienstwagen
der lokalen Polizei. Einige Beamte sprachen mit den Bediensteten,
Kartenkontrolleuren, den Leuten an den Kassen. Offenbar wurde ein
Polizeieinsatz vorbereitet und die Zeit genutzt, während die Zuschauer im
Stadion waren und auf nichts anderes als die Konflikte zwischen den Akteuren
achteten. Diese waren vielfältig: Winnetou gegen den bösen Häuptling. Dessen
Indianer gegen die guten Indianer. Kollaboration zwischen bösem Häuptling und
weißen Gangstern. Dazwischen irgendwelche Greenhorns, die überhaupt nicht
begriffen, was vorging, und entsprechend das Publikum erheiterten. Und dann
noch der größte Konflikt: Sowohl Winnetou als auch Old Firehand verlieben sich
in Ribanna. Der fiel es schwer, sich zu entscheiden, bis sie schließlich Old
Firehand wählte und Winnetou das großherzig akzeptierte.
    Das Erstaunlichste war, dass alle
Zuschauer, durch sämtliche Altersklassen hinweg, wie gebannt auf die
Schauspieler starrten. Der Schriftsteller aus Radebeul hätte seine helle Freude
an diesem Bild gehabt; ein Sachse, der mit fantasievoll ausgedachten
Geschichten und diversen hausbackenen Klischees mehr als 100 Jahre später
mehrmals wöchentlich einige Tausend Zuschauer aller Altersklassen und quer
durch alle Gesellschaftsschichten begeisterte, über 3.000 allein an diesem
Abend.
    Unterdessen postierten sich an den
Ausgängen zwischen dem Freilufttheater und dem sogenannten Indian Village
jeweils zwei Polizistinnen oder Polizisten. Sie waren auf eine groß angelegte
Kontrolle aller Besucher eingestellt und per elektronischer Dienstanweisung zum
Tragen feuerbereiter Kurzwaffen angewiesen worden.

     

34
    Marten Sommers Jolle war bei auflaufendem Wasser
von ganz allein wieder flott geworden. Sie trieb, dem Wind und Strömungen
ausgesetzt, zwischen den Inseln Memmert und Juist. Ein Rettungsboot war
längsseits gegangen. Der Inselvogt von Memmert hatte die manövrierunfähige Jolle
mit dem Fernglas erspäht, obwohl es schon zu dämmern begonnen hatte. Er
informierte sofort den Vormann des Rettungsbootes »Woltera« auf Juist. In
Windeseile fanden sich zwei Besatzungsmitglieder zusammen und liefen aus dem
Hafen aus. Erst als sie ganz nahe an die Jolle herangekommen waren, die mit
gebrochenem Mast und zerrissenem Segel im Wasser trieb, sahen sie, dass eine
Person darin lag. Die beiden Männer hoben Marten Sommer, so vorsichtig es ging
aus dem Rumpf des Segelbootes. Die spezielle Bergungspforte, über die das
Rettungsboot verfügte, war dabei sehr hilfreich. Marten Sommer zitterte am
ganzen Leib und war erst nicht ansprechbar, es gab jedoch keine Veranlassung,
einen Notarzt zu rufen. Die Erstversorgung war gewährleistet, der Mann war
unterkühlt, hatte aber, von allerhand Kratzern, Schürfungen und einer
Platzwunde abgesehen, keine ernsthaften Verletzungen. Offenbar hatte er lange
weder gegessen noch getrunken, was seine gegenwärtige Schwäche zusätzlich
erklärte. Er machte einen leicht verwirrten Eindruck, die ersten zehn Minuten
sagte er auf laute Ansprache gar nichts.

     
    »Völlig unterkühlt«,
sagte der Vormann, als er Sommer in eine Aludecke wickelte.
    »Ich hole eine Decke und mache
einen heißen Tee«, meinte der andere. Sie verstanden ihr Handwerk, das ein
reines Ehrenamt war. Ursprünglich war ihr Boot an der Ostsee in Kühlungsborn
stationiert gewesen, dann war es nach Juist verlegt worden. Mit neuneinhalb
Metern Länge war es größer als das Vorgängerschiff und der 235-kW-Turbodiesel
konnte ordentlich Fahrt machen. Die Bauweise bedingte den Verzicht auf einen
unteren Fahrstand, sodass ausreichend Platz zur Verfügung stand, um Verletzte
ordnungsgemäß lagern zu können. Hier lag der Verletzte nun. Als sie den Mann
erstversorgt und in eine einigermaßen gute Lage gebracht hatten, nahmen sie die
Jolle in Schlepp und fuhren an. Bis zum Juister Hafen würde es nicht lange
dauern.
    »Sag mal gleich dem Doc Bescheid,
Wilko.«
    »Mach’ ich.« Wilko, der Vormann,
hängte sich an das Funkgerät, hatte sofort Verbindung, erläuterte kurz die
Situation und beendete nach einem ›Aal up stee!‹ das Gespräch.
    »Alles paletti. Der Doc steht am
Hafen, wenn wir einlaufen.«
    »Mann, Mann, wieder so ein
Freizeitkapitän«, sagte Focko, während Wilko das Rettungsboot trotz des
Tiefgangs von fast einem Meter sicher durch das flache Wasser und dann in die
mit Pricken gekennzeichnete Fahrrinne steuerte.
    »Bei der

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