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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Wettervoraussage so weit
rausfahren – und nix dabei. Ich verstehe das nicht. Wie kann man so
blauäugig sein? Mit dem Tretboot in Seenot oder was? Und keine vernünftigen
Klamotten an Bord, keine Verpflegung …«
    »Nicht mal eine Pulle Wasser …«
    »Wahrscheinlich so ein
Binnenländer, der das Wattenmeer mit einem Badetümpel irgendwo im Ruhrpott
verwechselt hat.«
    »Solche gibt’s immer wieder.«
    Dann schwiegen die beiden, ohne
Probleme gingen ihnen die Arbeiten auf dem Rettungsboot von der Hand.

     
    Im Juister Hafen
legten sie an der dafür vorgesehenen Anlegestelle an. Die ›Wappen von Juist‹,
das Juister Ausflugsschiff, kehrte gerade von einer Fahrt ›Seehundsbänke und
Fischfang‹ zurück. Der Käpt’n grüßte die beiden Männer, sie erwiderten den
Gruß. An der anderen Seite des Rettungsboots-Steges lag eine stattliche
Motoryacht, ›Anna‹ stand am Heck. Der Skipper schien die beiden gut zu kennen,
er grüßte sie schon von Weitem, und da der Inselarzt bereits eingetroffen war,
hatte sich gleich eine kleine Menschenmenge angesammelt. Der Besitzer der
›Anna‹ rief den Männern vom Rettungsboot zu: »Hier ist schon ordentlich was
los! Das spricht sich schnell rum, wenn etwas passiert. Sieht ja schlimm aus,
was ihr mitbringt – trieb die Jolle nur so rum, oder gibt’s auch Menschen
dazu?«
    »Ein Mann lag drin, unterkühlt,
durstig, verletzt. Kein schöner Anblick, weder das Boot noch der Mann«, rief
Wilko zurück. Sie waren froh, dass es der Skipper von der Motoryacht zusammen
mit dem Inselarzt zumindest geschafft hatte, die Leute von dem kleinen Ponton
fernzuhalten, an dem sie festmachten.

     
    Marten Sommer wurde vorsichtig auf eine Trage
gelegt. Durch die fachmännische Behandlung auf dem Rettungsboot war er wieder
klar. Er hatte lediglich seinen Namen und die Adresse genannt und ansonsten
geschwiegen. Der Inselarzt nahm ihn unter die Lupe, stellte dann fest, dass er
wohl eine Mischung aus Unterkühlung und Schock hatte, von den Verletzungen
abgesehen, die aber auf der Insel behandelt werden konnten. Er würde mit in die
Praxis kommen müssen, damit man die Wunden desinfizieren und die
Normaltemperatur wiederherstellen konnte. Ein Beruhigungsmittel wäre jetzt wohl
das Richtige. Der Krankenwagen – eines der wenigen motorisierten Fahrzeuge
auf dieser Insel – nahm Marten Sommer mit zur Arztpraxis. Der Inseldoktor
selbst strampelte indes mit seinem Fahrrad hinterher, die Praxis lag nicht weit
entfernt vom Hafen, in der Nähe der evangelischen Inselkirche, deren Turm, was
die Sichtbarkeit betraf, nie mit dem runden, aus Backsteinen erbauten
Wasserturm konkurrieren konnte, der hoch oben auf einer Düne das Dorf
überragte.

     
    Die interessierten Touristen sahen der Besatzung
des Rettungsboots zu, die ihr Schiff säuberten und für den nächsten Einsatz
startklar machten. Wilko und Focko unterhielten sich dabei angeregt mit dem
Besitzer der Motoryacht, der offenbar häufiger die Insel ansteuerte. »Die
schönsten Wochen des Jahres«, sagte er, »wenn ich durchs Wattenmeer schippern
kann!« Das Boot gehörte der Familie, doch früh im Jahr musste er schon
anmelden, wann er wieder unterwegs sein würde, denn seine Eltern waren nicht
mehr die Jüngsten, aber noch sehr gut dabei’, wie er betonte, begaben sich nach
wie vor immer wieder auf Tour. Erst neulich waren sie nach Juist gefahren und
hatten eine bekannte Familie mitgenommen, die dort den Urlaub verbringen
wollte. Vorher hatten sie noch im Norddeicher Hafen mit der Mutter,
Schwiegermutter und Oma der Familie auf dem Boot Tee getrunken, ein schöner und
unvergesslicher Nachmittag war es für alle gewesen.

     
    Der Skipper der Anna
bemerkte als Erster den Radfahrer, der wild gestikulierend auf sich aufmerksam
machen wollte.
    »Kiek äben, de Inselschkandarm
hett Hummeln in’t Mors«, rief er Wilko und Focko zu und zeigte in die Richtung,
aus der sich der Radfahrer näherte. Als der sein Rad kurz vor der Spundwand zum
Stehen gebracht hatte, fragte er etwas hektisch: »Jungs, wo ist der Typ, den
ihr gerettet habt?«
    »Beim Doc, der untersucht und
verarztet ihn.«
    »Okay, dann fahr’ ich hin. Mann,
Mann, ein dicker Brocken!«
    »Wieso das?«, fragte der
Motoryachtbesitzer.
    »Mann, Hauke, das kann ich dir so
schnell nicht verklickern. Der Doc hat mich angerufen, von wegen Bootsunfall
und so, das muss ja gemeldet werden. Also habe ich mit einem Kollegen in Norden
telefoniert, der mich mit einem in Aurich verband. Der horchte

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