Frisch geküsst, ist halb gewonnen
Dann bewegte er seine Hand ein kleines Stück zur Seite, sodass er genau den empfindlichsten Punkt berührte.
Izzy kam in einer unerwarteten Welle der Ekstase. Die Schauer fingen tief in ihrem Inneren an und breiteten sich immer weiter nach außen aus. Es war mehr als Lust – es war eine ganz neue Art des Daseins, des Fühlens. Dann stieß Nick noch einmal hart zu, stöhnte auf und verlor sich in ihr. Sie wusste es, weil sie es in seinen Augen sehen konnte. Sie behielten ihren Blickkontakt bei, als sie sich der Erlösung ergaben, blinzelten kaum, sahen alles, was da war, und tief in die Seele des anderen.
Als sie fertig waren, glitt sie von ihm herunter und wollte aus dem Bett klettern. Er zog sie neben sich und drehte sich auf die Seite, sodass sie einander ins Gesicht schauten. Wieder starrte sie in seine Augen. Er berührte ihre Wange, ihre Unterlippe, dann küsste er sie.
Es war nur ein Kuss. Sanft und vorsichtig. Beinahe wie ein Versprechen. Sie rutschten enger zusammen, ihr Bein rutschte über seine Hüfte, und er drang erneut in sie ein. Sie fragte nicht, wieso er schon wieder bereit war oder wieso sie plötzlich so nah dran war. Er füllte sie aus, nahm sie mit kurzen Stößen, die ihrer Position geschuldet waren, sie aber dennoch befriedigten.
Wie zuvor schauten sie einander in die Augen. Sie wusste, dass sie sich für immer in seinen grünen Augen verlieren könnte. Und was würde passieren, wenn sie den Weg zurück nicht fände? Das hier war der Mann, den sie liebte. Das war erschreckend, aber wahr. Aber was würde er mit ihrem Herzen anstellen? Konnte sie ihm vertrauen? In diesem Moment wallte die Lust wieder in ihr auf, und sie konnte nicht mehr denken. Es gab nur noch den Zauber, mit diesem Mann zusammen zu sein. Und vielleicht war das auch genug.
Izzy rieb Jackson trocken. Das Pferd stand in der Sonne und schien die Aufmerksamkeit zu genießen. Hin und wieder stupste er sie freundlich mit seinem Kopf an.
„Du wirst langsam frech“, sagte sie. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“
Er schnaubte.
„Natürlich findest du das gut. Du weißt ja auch, dass du ein verdammt hübscher Kerl bist. Es ist wichtig, für das Wochenende geschniegelt und gestriegelt zu sein. Es kommen drei neue Kinder zu Besuch.“
Das hatte ihr Aaron am Morgen mitgeteilt. Zumindest war sie sich ziemlich sicher, dass es das war, was er gesagt hatte. Sie hatte es nicht genau mitbekommen, da ihr Körper noch von der letzten Nacht glühte.
Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand sie den Unterschied zwischen Sex und Liebe. Es war nicht der Akt selber. Sie hatte den körperlichen Teil dessen, was sie und Nick getan hatten, durchaus genossen. Was den Unterschied ausgemacht hatte, was dem eine andere Bedeutung verlieh, war, wie sie sich danach gefühlt hatte. Dieses Gefühl des Zu-ihm-Gehörens. Genauso furchteinflößend fand sie, dass sie ihm einen Teil ihrer selbst offenbart hatte. Einen intimen Teil, den sie nie jemandem gezeigt hatte.
Liebe. Sie machte ihr Angst. Was bedeutete dieses Wort? Und noch verwirrender: Was sollte sie jetzt tun? Es ihm sagen?
„Nein“, sagte sie laut. „Das ist keine gute Idee.“
Weil sie tief in ihrem Inneren wusste, dass Nick die Worte nicht hören wollte. Nicht von ihr und auch von niemandem sonst. Er würde nicht glauben, dass es in Ordnung war, wenn er jemanden liebte. Und ganz sicher würde er nicht glauben, dass er es verdient hatte, geliebt zu werden. Er hatte noch ein ganzes Leben der Selbstkasteiung vor sich. Zumindest glaubte er das.
Sie musste einen Weg finden, ihm klarzumachen, dass er sich eine unerfüllbare Aufgabe gestellt hatte. Die Regeln waren so ausgelegt, dass er niemals gewinnen konnte. Natürlich hatte er einen Fehler gemacht, aber war es nicht an der Zeit, dass er sich auch wieder ein Leben gönnte? Hob das Gute nicht das Böse irgendwann auf?
Das Problem war, dass er versuchte, Vergebung zu erlangen, was ein weiteres unerreichbares Ziel war. Vergebung kam aus einem Zustand der Güte. Wie der Glaube war sie entweder da oder nicht.
„Sehr tiefgründige Gedanken, die ich hier habe“, sagte sie zu Jackson. „Und das nach nur einer Tasse Kaffee. Beeindruckend, was? Okay, zurück zu den Kindern.“
Aaron hatte ihr nicht viel über sie erzählt, hauptsächlich, weil er selber nicht viel über sie erfahren hatte. Sie wusste nur, dass sie zum ersten Mal herkamen und dass sie Opfer häuslicher Gewalt waren. Die möglichen Schreckensszenarien waren endlos,
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