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Frisch geküsst, ist halb gewonnen

Frisch geküsst, ist halb gewonnen

Titel: Frisch geküsst, ist halb gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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heißt jetzt: entweder alles oder nichts.“
    „Gut, einverstanden. Nach der Operation werden Ihre Augen eine Woche lang verbunden sein, dann nehmen wir die Verbände ab und begutachten das Wunder.“
    „Sie sind sehr optimistisch“, murmelte sie.
    „Ich bin Chirurg – es ist ein Teil Selbstsicherheit, zwei Teile Ego. Ich brauche ein paar Tage, um einen Termin zu machen. Nächste Woche habe ich Urlaub, aber danach bin ich jederzeit bereit.“
    „Okay“, sagte sie, dankbar, dass sie es nicht heute machen lassen könnte, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie hatte noch Zeit. Zeit, darüber nachzudenken, das Risiko abzuwägen. „Wenn die Operation schiefgeht, gibt es keine zweite Chance, oder?“
    Dr. Greenspoon zögerte. „Es gibt immer wieder Innovationen …“, fing er an.
    „Aber ich würde auf ein Wunder hoffen müssen.“
    „Ja.“
    Sie erhob sich. „Vielen Dank, dass sie mich so kurzfristig drangenommen haben.“
    Er stand ebenfalls auf und drückte ihre Hand. „Sie sind eine wunderschöne, junge Frau. Sie haben hervorragende Aussichten, dass Ihre Sehkraft vollständig wiederhergestellt wird. Ich weiß, dass Sie Angst haben, aber ich denke, die Operation ist die beste Wahl.“
    „Ich weiß.“ Alle waren so großzügig mit ihren Ratschlägen. Natürlich, denn keiner musste mit den Konsequenzen leben, wenn etwas schieflief. „Ich rufe nach Ihrem Urlaub an und sage Bescheid, wie ich mich entschieden habe.“
    „Passen Sie auf sich auf, Izzy.“
    Aaron saß im Wartezimmer, als sie aus dem Behandlungsraum kam. „Und?“, fragte er.
    „Alles unverändert. Ich kann mich jederzeit nach nächster Woche operieren lassen. Die Chancen stehen gut, dass ich danach wieder sehen kann.“
    „Worauf wartest du dann noch? Warum machst du es nicht?“
    „Weil die Alternative totale Blindheit ist. Das könnte ich nicht ertragen.“
    „Du kannst alles ertragen.“ Aaron legte ihr einen Arm um die Schulter. „Du hast so viel Kraft. Du würdest das schaffen. Sieh dir Rita an.“
    „Rita ist ein besserer Mensch als ich.“
    „Es geht nicht darum, gut zu sein. Es geht darum, nicht aufzugeben. Ich dachte, du wärst jemand, der immer nach vorne schaut, egal, was kommt.“
    Sie verließen die Praxis. Die Sonne schien hell, aber Izzy musste weder blinzeln noch eine Sonnenbrille aufsetzen. Es störte sie kaum. Wie wäre es wohl, wieder normal zu sein? War das wirklich möglich? Und wenn nicht, könnte sie dann mit der Dunkelheit leben?
    „Du stellst dich doch alle naselang schwierigen Herausforderungen“, fuhr Aaron fort. „Hast du mir nicht erzählt, dass du mit Haien schwimmen warst?“
    „Das ist was anderes.“
    „Inwiefern?“
    „Ich hatte die Entscheidungsfreiheit über Zeit und Ort. Es ist nicht einfach passiert. Und die Konsequenzen waren nicht ansatzweise so Angst einflößend.“
    „Du meinst, einen Arm oder den Kopf zu verlieren ist weniger Angst einflößend, als blind zu sein?“
    „Ja, so in der Art.“
    „Du bist sehr seltsam. Das weißt du, oder?“
    „Ja, das hab ich schon mal gehört.“
    Izzy konnte nicht schlafen. Egal, wie oft sie sich auf ihrem Bett ausstreckte, sie konnte nicht entspannen. Sie war sogar so verzweifelt, dass sie das Licht ausmachte, aber die totale Schwärze war auch nicht angenehm, also machte sie es wieder an.
    Mögliche Szenarien blitzten in ihrem Kopf auf. Was würde passieren, wenn sie die Operation machen ließe und danach nicht wieder sehen konnte? Wie würde sie das überleben? Sie wusste, dass sich die Beziehung zu ihren Schwestern – und vielleicht auch zu sich selbst – entspannen würde, wenn sie die Operation wagte. Sie würde sich nicht mehr aus Angst zurückhalten müssen, was den familiären Beziehungen sicher guttun würde, sie aber gleichzeitig mit einem viel größeren Problem dastehen ließe.
    Es gab Hilfen. Institute, an denen sie Braille und andere Sachen lernen würde. Es gab genügend Menschen, die ein zufriedenes Leben führten, trotz ihrer Behinderung. Vielleicht könnte sie aufs College gehen und irgendeinen Abschluss machen. Vielleicht nicht gerade im Bereich Kunst oder Krankenschwester, aber irgendwas anderes. Sie würde sich eine Wohnung mieten, vielleicht einen Blindenhund holen. Sie könnte mit Lexi shoppen gehen und so eine sehr gestylte blinde Frau sein. Nicht, dass sie bisher sonderlich gestylt gewesen wäre, aber man durfte doch wohl Träume haben?
    Sie stand auf und ging zum Fenster. Jetzt, so kurz vor Mitternacht, konnte sie

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