Frisch geküsst, ist halb gewonnen
zwischen ihnen stehen würde. Würde das einen Unterschied machen? Und warum interessierte ihn das? Es war ja nicht so, als ob Izzy ein wichtiger Teil seines Lebens wäre. Sie war eine Freundin. Er respektierte sie, aber in ein paar Wochen wäre sie sowieso fort. Er war nicht auf der Suche nach etwas Dauerhaftem.
Bindungen waren etwas völlig Unmögliches. Was, wenn er so glücklich werden würde, dass er vergaß, was er getan hatte? Was, wenn er aufhören würde, seine Schuld an der Gesellschaft zurückzuzahlen?
Er hatte nie zuvor über diese Fragen nachgedacht. Izzy behauptete, dass er den Frieden finden oder gar machen könnte. Aber er glaubte ihr nicht. So leicht war das Leben nicht. Er hatte etwas falsch gemacht und musste dafür büßen. Es gab kein Entkommen. Sosehr er es sich auch wünschte.
Der frühe Morgen war kühl und klar mit sehr geringer Luftfeuchtigkeit. Beinahe ein Wunder, dachte Izzy fröhlich, als sie mit Aaron zum Gästehaus fuhr, um es für die Firmentagung vorzubereiten. Norma hatte den gestrigen Tag hauptsächlich damit verbracht, die Essenspläne mit dem Caterer abzustimmen. Die Reinigungscrew hatte schon die Zimmer gemacht, und auch die Kartons mit Prospekten, Stiften und Blöcken waren bereits angeliefert worden.
„Ich will draußen sein“, jammerte Izzy, als sie vor dem größten Gästehaus anhielten. „Zwing mich nicht, diesen schönen Tag drinnen zu verbringen.“
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, sagte Aaron.
„Ich will mich aber jetzt vergnügen.“
Er stieg aus dem Jeep und sah sie an. „Du klingst wie eine Fünfjährige.“
Sie stieg ebenfalls aus, streckte ihre Arme auf Schulterhöhe von sich und drehte sich um sich selbst. „Ich will was sehen, was machen. Ich bin nicht mehr blind, Aaron, also lass mir den Spaß.“
„Die Mappen zusammenzustellen ist ‘was machen’. Und zwing mich nicht, meine ernste Stimme einzusetzen. Das würde dir gar nicht gefallen.“
Izzy wurde langsamer und blieb schließlich stehen. „Wirst du mir den Hintern versohlen, wenn ich böse bin?“, fragte sie, nur um ihn sich winden zu sehen.
Aaron rümpfte die Nase. „Ich bin so absolut die falsche Person, um diese Unterhaltung zu führen. Hat Nick dich letzte Nacht nicht ausreichend erschöpft?“
„Nein. Ich habe alleine geschlafen.“
„Auch wenn ich zu gerne alle Einzelheiten hören würde, habe ich doch einen sehr geschäftigen Vormittag vor mir.“ Er zeigte auf den Jeep. „Nimm die Kartons mit in den Konferenzraum und bereite schon mal alles vor. Um halb elf erwarten wir hier dreißig Leute, dann wollen wir fertig sein. Lass mich nicht erst böse werden.“
„Okay.“ Sie seufzte schwer und fing dann an, die Kartons in den Konferenzraum zu tragen. Zumindest würde sie den Nachmittag draußen verbringen können, wenn sie den Teilnehmern zeigte, wie man die Hängebrücke überwand. Sie konnte es kaum erwarten zu sehen, wie sie wirklich aussah und wie es wäre, sie sehend zu überqueren.
Sie betrat das Konferenzzentrum. Es gab mehrere kleine Räume und einen Hauptraum, in dem die Tische zu einem großen Rechteck zusammengestellt waren, sodass jeder jeden sehen konnte.
„Sehr teambildend“, murmelte sie. Sie öffnete den ersten Karton und fing an, eine Mappe mit allen möglichen Finanzinformationen, einen Stift und einen Block auf jeden Platz zu legen.
Als sie damit fertig war, machte sie einen kleinen Erkundungsrundgang durch das Haus. Der sogenannte Medien-Raum war eher ein Kino, mit ansteigenden Sitzreihen, einer kinowürdigen Popcornmaschine, einem riesigen Kühlschrank und einer Fernbedienung, um das Licht auszumachen. Gott bewahre, dass jemand womöglich aufstehen und zu dem Schalter an der Wand gehen musste.
Sie ging nach oben und schaute sich die Gästezimmer an. Sie waren alle zauberhaft eingerichtet – eine üppige Mischung aus hochwertigem Hotel und gemütlichem Bed & Breakfast. Die Badezimmer waren geräumig und gut ausgestattet, und durch die großen Fenster fiel warm das Licht.
Sie ging wieder nach unten und machte sich auf den Weg in die Küche, in der Norma ihr Personal herumkommandierte.
„Nett hier“, sagte Izzy und schaute sich in der eines Restaurants würdigen Küche um. „Macht mir richtig Lust zu kochen.“
Norma hob kaum den Blick. „Denk nicht mal dran. Ich habe so schon genug Ärger. Hast du gesehen, was geliefert wurde? Es wird ihnen völlig egal sein, ob ich ihnen Steaks oder Hundefutter serviere.“
Izzy schaute in die Ecke,
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