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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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würde Maja nebenher noch das eine oder andere dazuverdienen. Meine Mutter würde nuttig sagen, ich finde billig langt.
     
    Jetzt öffnet Jeanette ihren Zauberkoffer. »Los geht’s«, feuert sie uns an. Keiner rührt sich. Wir sitzen alle wie festverschweißt auf unseren Plätzen. Ich schaue dezent unter mich. Jeanette scheint solches Verhalten zu kennen: »Na los, Mädels, wenn eine den Anfang macht, dann gibt’s später kein Halten mehr, das ist immer so.« Maja, ganz die gute Gastgeberin, opfert sich. Maja kann es sich auch leisten. Maja ist gertenschlank und jammert trotzdem ständig über ihre Figur. Wenn sie mal richtig viel Geld hat, will sie sich ihre Reiterhosen absaugen lassen. »Wo sind die denn?«, habe ich sie direkt gefragt. »Hier«, hat sie geantwortet und an ihre Oberschenkel gepackt. Sie hat Jeansgröße 28 – 29 . Mehr muss man zu dem Thema wohl nicht sagen.
    Maja probiert ein Ensemble aus hellblauer Spitze mit farblich abgestimmten Strapsen und einem Push-up. Es ist Größe 36 und passt wie angegossen. Von Reiterhosen keine
Spur. »Hast du die Reiterhosen schon machen lassen?«, die Frage kann ich mir nicht verkneifen. »Wie man sieht, nein.« Sie kneift sich in die Haut, Fett kann man das beim besten Willen nicht nennen, und zieht an den vermeintlichen Reiterhosen. »Herbert will es nicht bezahlen. Da ist der total geizig. Dabei würde es mich wirklich glücklich machen. Ständig kauft der neue Spoiler, und bei meinen Spoilern stellt er sich an. Typisch Mann«, jammert sie uns einen vor. Sie nennt ihre Oberschenkel Spoiler. 85  Euro soll der Traum in Hellblau kosten. Ein stattlicher Preis für reines Plastik. »Ich nehme es«, quiekt sie freudig, »wenn der Herbert mich so sieht, kann ich ihm die Reiterhosenkohle garantiert abluchsen.« Jeanette hat Recht gehabt. Der Damm ist gebrochen. Jetzt geht das Probiergerangel los. »Wir haben alle Größen da«, will Jeanette auch mich ermuntern. Eine ganz reizende Aufforderung. Ich behalte lieber die Raucherinnen im Auge. Sicher ist sicher. Bei dem, was hier an Polyacryl rumliegt, genügt ein Funken, und die Bude steht in Flammen. Die Geschäfte laufen gar nicht schlecht für Jeanette. Auch Stefanie und Hiltrud schlagen zu. Stefanie nimmt einen roten Body aus Satin mit Bauch-Weg-Einlage. Sie sieht tatsächlich schlanker aus als vorher in ihrer eigenen Unterwäsche. Das ist das Interessante hier. Man sieht, wer was für gewöhnlich drunter trägt. Hiltrud hat ein Bustier aus grauem Baumwollstoff mit passendem Slip an. Nicht übel. Eher die sportliche Variante, leicht ausgewaschen. Jetzt steht sie im schwarzen Spitzenteil da, und alle sind begeistert. Nur die Birkenstocks an ihren Füßen schädigen das Bild. »Wow, das ist doch ganz was anderes«, animiert Jeanette sie zum Kauf. »Ein paar High Heels dazu, und dein Mann wird kaum zu halten sein«, lockt sie
Hiltrud. Und tatsächlich – Hiltruds Augen glänzen, und, ohne mit der Wimper zu zucken, ist sie bereit, 57  Euro auszugeben. Wirklich preiswert ist Jeanettes Ware nicht. Aber die Gruppendynamik führt dazu, dass Preise keine Rolle spielen. »Los, Andrea, probier doch mal was«, drängt mich Maja, »sei doch keine Spielverderberin.« Ich bin keine standhafte Person. Leider. Ich habe schon immer Menschen bewundert, die sich der Masse widersetzen können. Hart bleiben, auch wenn alle auf sie einreden. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Ich bin ein Harmonietierchen. »Na gut«, lasse ich mich bequatschen und entscheide mich für einen schwarzen Push-up- BH . So muss ich mich nur obenrum freimachen und erspare mir die Peinlichkeit, dass alle meine etwas ausgeleierte Unterhose sehen können. Der Bund schwächelt ein wenig. Der Push-up steht mir. Findet auch Herbert, Majas Mann. Der steht doch glatt ohne anzuklopfen im Raum und fragt scheinheilig, »ob jemand noch was trinken will«, der alte Spanner. Ich fühle mich wie damals in der Sammelmädchenumkleide, wenn einer aus unserer Klasse keck seinen Kopf über die Trennwand gestreckt hat. »Uih«, sagt er nur in meine Richtung.
     
    Aber Herbert hat Recht. Ich finde auch, dass mich der Push-up durchaus schmückt. Kein Wunder, wenn man weiß, was ich sonst so trage. Ehrlich gesagt manchmal sogar Still-BHs. Ich habe drei Stück zur Geburt geschenkt bekommen, und das, obwohl ich nie gestillt habe. Umtausch leider ausgeschlossen, haben mir die Überbringer dieser originellen Präsente dann jedes Mal seufzend mitgeteilt. Also habe ich beschlossen, dann

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