Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
Vom Netzwerk:
knipst man an, und sie brennen, jedenfalls so lange, bis die Batterie leer ist. Christoph fragt mich erstaunt, warum ich nicht auch so einen praktischen Elektrolichtstab habe. »Weil Kerzenlicht authentischer ist, romantischer«, schnauze ich ihn an. Erst nichts tun und dann noch rummeckern. »Nächstes Jahr sorgst du für das nötige Zubehör«, bringe ich die unerfreuliche Diskussion zum Abschluss. »Und für
die Laterne«, lege ich noch schnell einen drauf. »Gut«, sagt er nur. Claudia heult, statt die geübten Lieder mitzusingen, und ich zünde alle fünf Meter die Kerze wieder an. Bei dem Wind eine komplizierte Angelegenheit, die dazu führt, das wir den Anschluss an unsere Laternenumzugsgruppe immer mehr verlieren. Am Ende trage ich die Laterne, Christoph hat Claudia auf dem Arm, und zur Krönung des Abends fängt es an zu regnen. Wir verlassen die Veranstaltung noch vor dem Abschlussfeuer, und zu Hause zertritt Claudia im Zorn die Herzlaterne. So viel zum Thema Dankbarkeit. Nächstes Jahr kaufe ich die pompöseste Laterne, die es auf dem Markt gibt, oder wir ignorieren Sankt Martin.
     
    Im Anschluss an den spektakulären Laternenumzug ist Treffen bei Maja, einer Nachbarin, die drei Häuser weiter wohnt. Auch Majas Tochter ist beim »Zwergenaufstand«. Wir sind eingeladen zur Dessousparty. Ich war noch nie auf einer Dessousparty und habe deshalb bei der Einladung etwas gestutzt. »Müssen wir echt in Unterwäsche kommen?«, frage ich Maja scherzhaft. »Ob du drunter was anhast, ist mir egal, aber um die Jahreszeit bietet es sich an. Nee, nee, Andrea, keine Panik, eine Dessousparty ist eine Art Tupperparty.« Eine Tupperparty für Dessous. Manchmal langt meine Vorstellungskraft einfach nicht aus. »Es wird bestimmt total lustig, alle kommen«, lockt mich Maja. Wenn alle kommen, will ich natürlich auch nicht fehlen. Da die Männer zu dieser mysteriösen Party nicht mit eingeladen sind, kümmern sie sich großzügig um die verregneten Sankt-Martins-Kinder und die Laternenreste, und ich mache mich gespannt auf den Weg zu Maja. Wir sind zu acht
und trinken zur Begrüßung erst mal ein Glas Sekt. »Gleich kommt die Jeanette«, giggelt Maja, »und dann kann es losgehen.« Wir sitzen im Wohnzimmer, Majas Mann ist in sein Arbeitszimmer geflüchtet. Zu viele Frauen machen den meisten Männern Angst. Nur wenige sind gern Hahn in einem übergroßen Korb. Das stresst sie. Ich schwitze. Entweder ich bin ein biologisches Wunder und tatsächlich zwei Jahre nach der Geburt meiner Tochter in die Wechseljahre geraten, oder Maja hat ein Problem mit ihrer Heizung. »Maja, willst du uns langsam rösten oder warum herrschen bei dir subtropische Temperaturen?«, frage ich meine Nachbarin. »Kannst du die Heizung vielleicht ein bisschen runterdrehen?«, bitte ich sie. Die anderen stimmen zu. Ich bin nicht die Einzige, die aussieht, als würde sie im eigenen Saft geschmort. »Das muss so sein«, sagt Maja nur geheimnisvoll, »wegen der Dessous. Weil wir doch gleich anprobieren.« Abgründe tun sich auf. Ich dachte, es wäre wie beim Tuppern. Man schaut sich die Plastikbehälter an, schwätzt und kauft, schon aus Nettigkeit, die eine oder andere Tupperware. Das scheint ein riesengroßer Irrtum zu sein. Bevor ich mich mit angeblich aufkeimender Migräne davonmachen kann, kommt Jeanette. Jeanette ist die Dessouspartychefin. Sie hat zwei Koffer und einen kleinen Paravent dabei. »Für die Schüchternen unter euch«, lacht sie. Maja schenkt Sekt nach. Nichts wie rein damit. Jeanette erklärt uns die Partyspielregeln: »So, Maja, eure Gastgeberin, hat netterweise ihr Wohnzimmer zur Verfügung gestellt und euch eingeladen. Ich zeige euch jetzt die süßen Teilchen, die ich euch mitgebracht habe, und ihr dürft nach Herzenslust anprobieren. Hier zum Beispiel ist das Gastgeschenk für Maja.« Sie hält einen zartgelben
Stringtanga mit passendem BH hoch. Maja ist artig und freut sich. »Mensch, Jeanette, danke dir.« Ist sie einfach nur höflich oder zieht die tatsächlich so etwas an? Einen String, garantiert Polyacryl mit drei Spitzen und ansonsten nur einer Schnur. Das Modell ist mit Sicherheit ein Restposten. Gelb ist aus vielerlei Gründen keine besonders passende Unterwäschefarbe. Und Maja ein extrem blasser Hauttyp. Na, das sieht ja bestimmt zauberhaft aus. »Da wird der Herbert aber Augen machen«, sagt Maja und verzieht ihr kleines Mündchen. Christoph würde auch Augen machen. Vor Entsetzen. Die Teilchen sehen wirklich so aus, als

Weitere Kostenlose Bücher