Frisch gemacht!
es gestern gewesen. »Und Ludger, ich meine, war dem das nicht unangenehm?«, will ich wissen. »Der Ludger hat das gar nicht mitbekommen, der steckte in anderen Sachen. In Ritta. Das ist die Betreiberin vom Rudelhäuschen. So eine große Blonde mit irren Titten. Der Ludger und die Ritta, die gehören zu den Standardkombinationen im Club.« »Bist du da nicht eifersüchtig?«, bohrt Maja. »Anfangs schon, ich meine, das war ja Ludgers Idee mit dem Club, aber jetzt genießen wir es beide. Ist doch eine offene Sache. Man weiß, was der andere tut, und geht ja dann wieder gemeinsam heim. Und die Erinnerung bereichert auch unser eigenes Spiel«, erklärt Petra.
Ich bin hin und her gerissen. Zwischen Bewunderung für Petras Offenheit und Ekel. Der Gedanke, mit wildfremden Kerlen auf Matratzen öffentlichen Sex zu haben, klingt nur abstoßend. Oder bin ich eine moralinsaure Spießerin? Eine prüde Ziege? Ich will Christoph beim Sex zwar sehen, aber nur beim Sex mit mir. Da bin ich wertkonservativ. Mein Liebster ist nicht für alle da. Auch wenn ich sonst nicht zum Geiz neige, in diesem Spezialfall durchaus. Die Monogamie bietet eben auch gewisse Vorteile. Sie ist so übersichtlich und hat was Beruhigendes. Was Verlässliches. Ich habe genug Verwirrungen in meinem Leben. »Wenn man einmal angefangen hat, kann man es kaum mehr lassen, und es ist doch besser, ich weiß, was Ludger tut, als wenn er mich auf seinen Geschäftsreisen mit irgendwem betrügt«, argumentiert Petra. Das klingt nicht mehr
ganz so euphorisch. »Machst du es also für ihn?«, kapiere ich die Zusammenhänge. Sie schüttelt den Kopf: »Am Anfang sicher, aber jetzt weiß ich die Abwechslung durchaus zu schätzen. Man will doch auch nicht jeden Mittag Spaghetti.« Es ist still im Raum. Alle überlegen. »Wenn einer Bock hat, wir nehmen euch gerne mal mit«, bietet Petra an. »Man kommt mit Beziehungen besser rein, die nehmen ja nicht jeden«, gibt sie glatt noch ein bisschen an. Als ginge es darum, in die Metro zu kommen, und Petra wäre als Einzige im Besitz der Metrocard. Ich lehne dankend ab. Auch die meisten anderen schütteln den Kopf. Jeanette sieht interessiert aus. »Kann ich auch ohne Typ mit?«, fragt sie aufgeschlossen. »Wenn du mit uns gehst, bestimmt«, freut sich Petra. Mit: »Tut mir einen Gefallen und erzählt es nicht im Viertel rum«, beendet sie den kleinen Ausflug in die Welt des ›Rudelhäuschens‹. Und mit einem weiteren Glas Sekt beschließen wir den Abend. Ich hätte nie gedacht, dass mir eine Dessousparty dermaßen neue Einblicke bieten würde. Die Welt ist voller Überraschungen. Petra und Ludger im Swingerclub.
Christoph gefällt mein neuer BH . »Du kannst das echt tragen, da ist wenigstens was da, was der BH pushen kann«, schmeichelt er mir. Seit ich Mutter bin, habe ich wirklich einen um einiges größeren Busen. Leider unterliegt auch der den Gesetzen der miesen Schwerkraft: Vor der Schwangerschaft konnte ich einen klitzekleinen Kuli drunterklemmen, jetzt würde wahrscheinlich ein ganzes Federmäppchen Halt finden. Diese Klemmversuche sind Tests für Hängebusen. Aber eigentlich sind sie gemeine Propagandamittel von plastischen Chirurgen. Es gibt nämlich keine
Frauen jenseits der fünfundzwanzig, die diesen Test bestehen.
Hängebusen hin oder her, der Abend hatte eine gewisse anregende Wirkung. Claudia schläft nach dem missglückten Laternenumzug tief und fest, und Christoph beweist wieder einmal, dass ich noch keine Swingerclubbesuche brauche. Wenn Spaghettis so lecker sind, esse ich sie gerne auch weiter täglich.
Beim gemütlichen Kuscheln danach erzähle ich ihm von Petra und Ludger. Christoph reagiert so, wie ich es mir erhofft habe. Angewidert. »Haben die etwa ungeschützten Sex mit Herrn und Frau Jedermann?«, stellt er die entscheidende Frage, die wir alle vergessen hatten. Ihn interessieren vor allem die hygienischen, gesundheitlichen Aspekte. Ob es Duschen gibt und einen gewissen Sauberkeitsstandard.
»Ja und«, will ich wissen, »hättest du Lust auf so was?« »Kommt drauf an«, sagt der doch glatt. Ich hatte ein festes, klares »Nein« erwartet. »Worauf kommt es denn an?«, fordere ich eine etwas genauere Antwort ein. Er eiert ein wenig rum. Am Ende kommt ein: »Na ja, natürlich auf die Frauen«, als Quintessenz heraus. »Petra und Co. – Claudia Schiffer und Jennifer Lopez werden nicht da sein«, muss ich ihn enttäuschen. »Ach nee«, sagt er und lacht: »Schatz, ich würde nie in einen
Weitere Kostenlose Bücher