Frisch gemacht!
das sieht man doch schon durch die Hose. Dass die Mock von ihm begeistert ist, kann ich nur zu gut verstehen. Und außerdem, Andrea, der Oskar ist nicht so einer. Da täuschst du dich total.« Da setze ich alles aufs Spiel, mache die peinlichsten Beinah-Einbrüche in fremde Garderoben, und Sandra findet mich höchstens misstrauisch. Ein kleines Danke für die Aufklärung der Lage hätte ich schon verdient. Bitte, mehr als sie informieren kann ich auch nicht.
Die Gerstenkorngeschichte findet sie um einiges spannender. »Das ist ja der Hammer. Wie kann man so bescheuert sein und sich für ein Gerstenkorn schämen. Das lässt ja tief blicken«, kommentiert sie die Lage. Ihre Verdrängungsarbeit lässt auch tief blicken. Aber das behalte ich lieber für mich.
Als Haken die Party verlässt, haben wir alle noch viel Spaß. Ein Programmdirektor ist halt doch eine Spaßbremse. Vor allem unserer. Die Mock und die Tritsch schlucken gut was weg. »Die paar Kalorien, die ich zu mir nehme, trinke ich lieber«, kichert die Mock. Die kann ordentlich einen vertragen. Gegen 0 . 20 Uhr bestelle ich den Damen ein Taxi. Oskar sieht nicht so aus, als könne er noch fahren. Er will aber. »Lass mal, Andrea, ich erledige das. Ist doch meine Aufgabe. Und die erfülle ich nicht schlecht, gell Anett?«, sucht er Unterstützung bei Frau Mock und glotzt ihr dabei ohne Hemmungen auf die Brüste. »Ich will mit Oskar fahren«, sagt sie dann auch, »wir hatten schon auf der Herfahrt so viel Spaß.« Ich gucke Sandra an. Die zuckt mit den
Schultern. »Also ich bin definitiv dagegen«, sage ich nur. Oskar wendet sich an Tim. »Lass sie doch, wenn es den dreien Freude macht, bitte sehr, wir sparen uns das Taxi. Oskar, fahr schön vorsichtig«, mit diesen Worten ist die Diskussion beendet. Bevor Oskar ins Auto steigt, zieht ihn Sandra zur Seite. Ich kann hören, was sie ihm ins Ohr säuselt: »Sehen wir uns noch bei mir, so in einer halben Stunde?« Oskar schüttelt den Kopf. »Ich glaube nicht, mir geht es nicht so, ich sollte mich dann mal ausruhen, ich rufe dich die Tage mal an.« Das ist kein schlechtes Zeichen, das ist das Ende. »Ich rufe dich die Tage mal an« heißt so viel wie »Ich glaube nicht, dass wir uns wiedersehen«. Aber Sandra hat Stil. Statt ihm die Augen auszukratzen oder wahlweise richtig in die Weichteile zu treten, sagt sie nur: »Wie du magst. Jeder wie er kann und mag.« Hoffentlich hat sie ihr Foto von Oskar schon gemacht. Sandra macht von all ihren Lovern Fotos. Sie hat ein kleines Album von allen, mit denen sie je was hatte. Auf den Fotos sind die Kerle in möglichst eindeutigen Posen. Ich hatte die große Ehre und durfte schon mal blättern. Pro Seite je ein Typ. Drunter schreibt Sandra eine Bewertung. »Damit ich mich aus Versehen nicht wieder mit irgendeinem einlasse, den ich schon mal hatte und der es nicht draufhat.« Die Männer würden sich sofort aus dem ersten Stock stürzen, wenn sie das Album sehen könnten. Und erst die Bilder. Wie Sandra das geschafft hat, ist mir ein Rätsel. Georg, einer ihrer ersten Liebhaber, auf Seite drei, sitzt nackt im Bett und hat eine Möhre im Mund. Petersiliensträußchen in den Ohren. Beeindruckt hat mich auch Freddy, der mit Seidentüchern an die Bettpfosten gefesselt ist. Nackt bis auf eine Augenbinde. »Den habe ich, während ich arbeiten war, so liegen lassen,
was glaubst du, was der abends abgegangen ist, als ich nach Hause kam«, kichert sie noch heute. Leider hat Freddy eine schlechte Bewertung, was seine Untenrumausstattung angeht. Alle Männer haben Noten in Sachen Ausstattung, Ausdauer und Aussehen. Zusätzliche Punkte können sie sich durch Spezialkenntnisse erarbeiten. »Hast du Oskar fürs Album schon?«, lässt mir meine Neugier keine Ruhe. »Ja«, sagt sie, »ein ganz süßes Foto. Aus der Redaktion.« Das klingt ja für Sandras Verhältnisse extrem spießig. »Am Schreibtisch?«, frage ich nochmal nach. »Nee, auf dem Kopierer. Ich habe ihn überredet, seinen süßen Po zu kopieren. Den habe ich auch eingeklebt. Ins Album. Ich mache die Fotos immer am Anfang. Man weiß ja nie, wie lange was hält.« Sie beginnt zu weinen. »Er hat eine so gute Punktzahl, was die Ausstattung angeht.«
Gut zehn Minuten später sitzen wir gemeinsam bei Billie in der Maske, und Sandra wird von schubartigen Heulkrämpfen geschüttelt. »Da wäre es mir ja lieber, er hätte was mit Will«, schluchzt sie, »oder mit Giselle. Die Mock ist eine miese Kröte. Mir einfach so meinen
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