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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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nur?«, schreie ich unter Tränen. »Ich habe gedacht, es sind Einbrecher im Zimmer«, redet er sich raus. »Ich wollte uns retten, das ist wohl mehr als legitim«, verteidigt er sein martialisches Verhalten. Meine Nase blutet. Er holt mir einen nassen Waschlappen. Im Badezimmerspiegel sieht er das schiefe Pflaster auf seiner Nase. Zornig reißt er es ab. »Ich habe es dir gesagt, ich brauche so etwas nicht. Ich hatte doch glatt gedacht, du wärst auf mich draufgekrabbelt, um ein bisschen zu knutschen und jetzt das. Da bist du schön selbst schuld an deiner Nase.« Die hört vor Schreck fast augenblicklich auf zu bluten. Mein Liebster schlägt mich, und ich bin dran schuld. Das läuft hier ja wirklich umwerfend gut.
     
    Wäre ich Christoph, hätte ich den Notarztwagen gerufen. Mindestens. Aber ich bin eine Frau, und deshalb begnüge ich mich mit nassen Waschlappen und leide lautstark vor mich hin. »Wenn mit der Nase was Schlimmes ist, dann lasse ich mir die vom besten plastischen Chirurgen überhaupt richten«, teile ich meinem längst wieder leicht schnarchenden Bettnachbarn mit. »Da kannst du gleich mal anfangen zu sparen, billig wird das nicht«, rede ich auf ihn ein, »ich lasse mir so ein niedliches Ami-Näschen machen.« Er
grummelt, dreht sich zu mir rum und sagt nur: »Vielleicht ist sie jetzt schöner denn je, ein leichter Schlag kann manchmal sehr nützlich sein«. Noch ein Satz, und seine Nase leistet meiner Gesellschaft. Meine Nase ist nun wirklich nicht übel. Sie ist nicht klein, aber wohlgeformt und, wie mein Vater sagt: ausdrucksstark. Genau wie seine Nase übrigens. Nach einer weiteren halben Stunde, die ich auf Christoph zum Thema »nächtliche Aggressionsschübe« einrede, lässt er sich tatsächlich zu einer Entschuldigung herab.
    Die Nase war gebrochen. Aber Nasengips ist nicht üblich. »Das wächst von selbst zusammen, Sie sollten nur auf weitere Schlägereien verzichten«, war schon alles, was mein Hausarzt amüsiert zu dem Thema gesagt hat. Eins weiß ich seitdem: Unser Schlafzimmer gehört zu den gefährlichsten Aufenthaltsorten, die ich kenne.
     
    Ich wecke Christoph, um noch ein wenig über die Sendung zu plaudern. »Wie war’s?«, frage ich. »Besser als letzte Woche?«
    »Keine Ahnung«, sagt er nur. Er hat die Sendung nicht gesehen. Es gab einen Arnold-Schwarzenegger-Film auf RTL , und da hat er doch angeblich vergessen umzuschalten. Außerdem hat Claudia gezickt. Wollte nicht schlafen. »Hast du etwa mit ihr zusammen Arnold geguckt?«, empöre ich mich. »Ja und«, reagiert er gelassen, »bei dem, was die im Zoo gesehen hat, war das direkt Erholung.« Ich bin geschockt. »Wieso denn das?«, frage ich. »Erst mal haben die Paviane nichts anderes gemacht als gerammelt. Ständig hing irgendeiner auf irgendeiner. Man hat eigentlich nur
wippende rote Hintern gesehen. Dann waren wir bei der Schlangenfütterung. Die Boa hat Mäuse gefressen, als wäre es die letzte Mahlzeit, die sie je bekommt«, ist seine Antwort. »Nach so viel Realität schadet der ein kleiner Arnold-Film sicher nicht«, beschließt er seine Argumentationskette.
    »Ficken und Essen sind halt doch die elementarsten Dinge im Leben«, zieht er ein Resümee. Eine tolle Erkenntnis für den frühen Sonntagmorgen. »Schlafen gehört auch noch dazu«, grunze ich, und genau das tue ich dann auch.

Sonntag, 7 . 05 Uhr
    Leider hat Claudia keinen Umschaltknopf von wochentags auf Wochenende. Seit 6 . 45 Uhr zerrt sie an uns rum und versucht, uns zum Aufstehen zu bewegen. Wir arbeiten mit allen Tricks. Leider ist keiner von uns beiden ein erklärter Frühaufsteher. Im nächsten Leben suche ich mir einen Mann, der sich nichts Schöneres vorstellen kann, als ab sechs Uhr sein Kind zu bespielen. Auf so elementare Merkmale achtet man bei der Wahl des potenziellen Vaters leider nicht. Meiner ist genauso faul wie ich. Mindestens. »Darf ich fernsehen«, bettelt Claudia im Dreiminutentakt. »Nein«, bleibe ich hart. Unkontrolliertes Fernsehen ohne elterliche Aufsicht wird in unserem Haushalt nicht gern gesehen. Nach dem Arnold-Schwarzenegger-Abend sollte der Fernsehbedarf meiner Tochter auch erst mal gedeckt sein. »Geh in dein Zimmer und spiel was Schönes!«, schlägt ihr Christoph als Alternative vor. »Was denn?«, fragt ausgerechnet das Kind, das vor lauter Spielzeug bald seinen Teppichboden nicht mehr sehen kann. »Spiel Puppe«, gebe ich Hilfestellung. Sie beißt an und verschwindet in ihrem Zimmer. Puppe spielen ist zurzeit sehr

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