Frisch gemacht!
Oskar wegzuschnappen.« Ich warte eine Schniefpause ab, um dann sanft zu widersprechen: »Hör mal, Sandra, ich steh ja nun echt nicht auf die Mock, aber in dem Fall kann sie ja nichts dafür. Sie hat nur den gleichen Geschmack wie du. Die wusste doch nicht, dass du mit dem Oskar zusammen bist. Wenn einer eine miese Kröte ist, dann dein kleiner Knackpo.« Billie stimmt mir zu, jedenfalls im Ansatz: »Ach, Sandra, ich kenne das. Da sind die Typen wie hypnotisiert, wenn so eine Promi-Schlampe auftaucht. Wie soll unsereins dagegen anstinken? Diese Weiber kennen kein Pardon
und locken mit den irrsten Sachen.« »Woher willst du das denn wissen?«, frage ich Billie. »Na ja, mit Lutz war das doch auch so. Der hätte mich nie verlassen, wenn diese Schauspieltussi ihn nicht so an seine Mutter erinnert hätte. Die hatte auch so aufgespritzte Lippen. Ich lass mir das jetzt auch machen. Scheint ja ein richtiggehendes Lockmittel zu sein.« Ich knabbere versonnen an meiner zugegebenermaßen recht schmalen Oberlippe. »Wenn der Montag in der Redaktion auftaucht, ignorierst du ihn, bist ganz die coole Sandra, die alles im Griff hat. Und ich bitte Christoph, den ganzen Morgen für dich anzurufen. Und wir schicken dir über Fleurop zwanzig rote langstielige Rosen. Da wollen wir doch mal sehen, ob der Knackpo keine Eifersuchtsanfälle bekommt.« Billie findet die Idee raffiniert. »Du hast echt tolle Ideen, Andrea«, lobt sie meinen Einsatz. Sandra ist aber erst mal dagegen. »So billige Tricks, in der Liebe, ich mein, da sollte doch Ehrlichkeit das erste Prinzip sein.« »Willst du ihn haben – ja oder nein?«, frage ich sie nur. »Ja«, sagt sie, »das schon.« »Na also«, antworte ich, »dann ran. Man muss mit allen Mitteln arbeiten. In ein paar Monaten fragt doch keine Socke mehr nach deinem Köder. Oder mit welchen Tricks du ihn wie geleimt hast. Das ist wie mit dem Abizeugnis. Man müht sich ab, um ja noch unter 3 , 0 zu liegen, und im späteren Leben interessiert der Notendurchschnitt niemanden mehr. Ehrlichkeit ist eine wunderbare Tugend, die jeder vom potenziellen Partner erwartet, die aber im täglichen Leben viel weniger Freude bereitet, als weithin angenommen«, beende ich meinen kleinen Vortrag. »Okay, du hast gewonnen«, lenkt sie ein, »Wir probieren dein Programm. Meins scheint ja nicht so erfolgreich zu sein.« Wir
trinken auf den Schrecken noch ein Fläschchen Sekt, und dann geht’s heim.
Christoph schnarcht wie meistens munter vor sich hin.
Das Schnarchen ist etwas, was mich noch zum Wahnsinn treiben wird. Oder zu getrennten Schlafzimmern. Aber da sträube ich mich noch. Heike, meine Münchener Freundin, findet das Quatsch: »Getrennte Schlafzimmer sind ein Quell der Lust«, ist ihre These, »man wird wieder viel begehrenswerter für den Partner«, behauptet sie doch glatt. Für mich kommt das Modell ›getrennt schlafen‹ aus mehreren Gründen trotzdem nicht infrage. Ich liebe es, meine kalten Füße an seinen besockten Füßen zu wärmen, in Löffelchenstellung eng aneinander gekuschelt einzuschlafen und abends noch jemanden zum Schwätzen zu haben. Außerdem ist es bequemer, bei akuten Lustschüben direkt neben sich zu greifen und nicht erst eine kleine Nachtwanderung unternehmen zu müssen. »Dann kaufe ihm ein Schnarchpflaster«, hat sie vorgeschlagen. Eine gute Idee. Hat mir gefallen. Christoph hingegen weigert sich beharrlich, mit einem Pflaster quer über der Nase zu schlafen. »Ich mach mich ja lächerlich«, war sein wenig überzeugendes Argument. So leicht gebe ich nicht auf: »Ich verlange ja nicht, dass du damit in die Kanzlei spazierst, aber nachts neben mir stört so ein kleines Pflästerchen doch niemanden«, habe ich insistiert. »Doch. Mich«, war seine Antwort. Er kann schon ganz schön bockig sein, mein Kerl. »Wenn er es nicht freiwillig nimmt, dann klebe ich es ihm eben drauf, wenn er schläft«, war die logische Schlussfolgerung. Manchmal muss man Männer ein ganz klein bisschen zwingen.
Gesagt – getan. Eines Nachts – als der Geräuschpegel besonders hoch ist – nehme ich das Pflaster aus meinem Nachttisch, entferne die Folie und beuge mich über die lebende Geräuschkulisse. In dem Moment, als ich ihm das Pflaster vorsichtig auf die Nase klebe, schreckt er hoch und haut nicht nur seinen Schädel gegen meinen, zusätzlich knallt er mir eine Hand ins Gesicht. Es knackt, und meine Nase ist hin. Gebrochen. Sein Schädel hat gewonnen. Ich merke es sofort. »Wie konntest du
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