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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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direkt wieder aus dem Hirn. Das wird von Woche zu Woche schlimmer. »Ganz normal altersbedingt«, meint Sandra, die vier Jahre jünger ist als ich und sich mit ihren 29  Jahren fühlt wie eine, die gerade so aus der Pubertät raus ist. Unter uns gesagt: Sie kleidet sich auch so. »Über 30 geht das mit dem Hirnzellenverfall rapide voran«, hat sie mir schon mehrfach sehr ernst mitgeteilt. Eigentlich immer, wenn ich irgendwas vergesse. Vergisst sie was, hat sie eben zu viel um die Ohren. Wenn das so weitergeht, kann ich ältere Menschen bald gut verstehen. Die regen sich ja oft drüber auf, dass ihnen niemand mehr was zutraut und sie wie senile Trottel behandelt werden.
    Kaum denkt man an jemanden, steht er auch schon auf der Matte. Sandra ist fast so früh dran wie ich. Sie strahlt
mich erwartungsvoll an: »Moin, meine Beste, heute ist Tag X, du weißt ja, der erste Tag in unserem neuen Leben.« Ist die über Nacht wahnsinnig geworden? In eine Sekte eingetreten oder unter akutem Drogeneinfluss? Als sie ihre Tupperschüssel mit Schmackes auf den Tisch knallt, dämmert es mir wieder: Wir haben ja gestern, beim Schokopudding in der Kantine, beschlossen, ab heute strengste Kohlsuppendiät zu machen. Bis zu fünf Kilo Gewichtsabnahme in nur einer Woche. Hatte ich doch glatt verdrängt. »Oh, ja, die Kohlsuppe«, versuche ich Zeit zu schinden. »Du hast es vergessen«, mosert sie. Einer studierten Psychologin macht man eben nichts vor. Das ist Sandras großes Plus. Viele Menschen sind so geplättet vom Psychologiestudium, dass sie geradezu ängstlich Sandra gegenüber reagieren. So als könne sie Gedanken lesen. Und die Leute sind ehrlicher, weil sie glauben, dass Sandra Lügen und andere Missetaten sonst sowieso direkt bemerkt. Ich bin da mittlerweile entspannter, denn Sandra hat mir mal in einer stillen Stunde gestanden, dass das beileibe nicht so ist. Mit der Kohlsuppe lag sie aber verdammt richtig. »Macht nichts«, verzeiht sie mir großherzig, »ich teile meine Ration mit dir. Ich habe zu Hause noch genug, um ein Männerwohnheim satt zu kriegen. Es schmeckt echt nicht schlecht.« Jetzt kann ich keinen Rückzieher mehr machen. »Toll«, versuche ich etwas wie Freude aufkeimen zu lassen, »das ist nett von dir.« Mit den Worten: »Ich mach dir gleich mal was warm«, öffnet sie verheißungsvoll die Schüssel. Kohlsuppe, von ihren Anhängern auch liebevoll Magic Soup genannt, ist nichts anderes als Gemüsesuppe, die zum Großteil aus Kohl besteht. Kartoffeln sind keine drin. Ich liebe Kartoffeln in Gemüsesuppen. Sie machen so schön satt.
    Noch feiner wird so ein Süppchen mit einem Ring Fleischwurst oder wenigstens einem Paar Frankfurter. Sündige Gedanken. Ich verschweige, dass ich heute Morgen noch schön zwei Toasts mit dick Erdbeermarmelade gegessen habe, und lehne die erste Portion freundlich ab: »So auf nüchternen Magen Kohlsuppe, ich glaube, da macht mein Magen-Darm-Trakt nicht mit«, rede ich mich raus. »Dann eben zum Mittagessen«, lacht Sandra und drückt den Deckel wieder aufs Tupperschüsselchen. Uff, noch mal Glück gehabt. Obwohl die Sekunden gelangt haben, das ganze Zimmer riecht schon nach Kohl.
     
    Der Vormittag läuft ruhig vor sich hin. Bis 11 Uhr. Die große Sitzung ruft. Sogar Will taucht rechtzeitig auf. Ist ein Wunder passiert oder fällt das schon unter senile Bettflucht? »Weder noch«, raunt mir die hellseherische Sandra augenzwinkernd zu, »heute kommt doch der neue Praktikant, so ein süßer junger Hüpper, Oskar oder so ähnlich. Den hat der Will aus irgend so einer Schwulenlocation.« Junge süße Praktikanten sind Wills Leibspeise. Und er ist raffiniert. Lockt sie mit immensen Karriereversprechen. »Ich hab das Gefühl, aus dir könnte echt mal was werden«, ist sein Standardsatz schnuckeligen Praktikanten gegenüber. Männlichen Praktikanten natürlich. Der Satz müsste eigentlich heißen: »Ich habe das Gefühl, du wirst in meinem Arsch enden!« Oft tut es das nämlich. Danach dürfen die Jungs wieder Kaffee kochen und ihrer vermeintlichen Karriere nachweinen. Das Spiel ist jedes Mal gleich. Da ist Will unerbittlich. Besonders wenn einer Talent zeigt, und sei es auch nur einen Hauch. Das mag Will gar nicht. Da kriegt er sofort mega Konkurrenzangst. Wird richtiggehend
böse. Manchmal erdreistet er sich, nach einer weiteren missglückten Affäre zu sagen: »Das war ja wohl mehr für den Arsch«, und dabei richtig bekloppt zu lachen. Fies. »Der hat da hinten einen Verkehr wie am

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