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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Frankfurter Hauptbahnhof, und viele fahren auf Jobticket«, hat Sandra mal ganz beiläufig gesagt, und mir ist, je mehr ich drüber nachgedacht habe, richtig übel geworden. Ich weiß, dass sich das krass anhört, aber es ist nun mal so.
    Der neue Praktikant, den Will uns dermaßen stolz vorstellt, als hätte er ihn selbst erschaffen, ist niedlich. Ein kleines Strahlemännchen, Asi-Toaster gebräunt und mit keckem Knackpo in hautengen Jeans. »Ich schwör dir, der hat einen eins a Waschbrettbauch«, raunt mir Sandra zu, und ich denke, das könnte sogar stimmen. »Spätestens morgen wird er ihn uns vorführen«, macht sie uns Hoffnung auf mehr. Als alle vollständig versammelt sind, geht’s los.
    Will, wie gestern, auch heute wieder mit Sonnenbrille, hält erst mal eine Ansprache. In einem Tonfall und voller Pathos, als wären wir bei Greenpeace und die nächste AntiÖltankeraktion ein lebensgefährlicher Einsatz: »Meine Lieben, jetzt gilt es. Wir werden es dem Programmdirektor Haken und dem Sender überhaupt beweisen. Mit der Mock will ich eine zweistellige Quote. Also, was steht an, was habt ihr erdacht? Gibt’s diesmal gescheite Spiele, lustige Aktionen? Na los.«
     
    Tim, der Redaktionsleiter, räuspert sich und legt los. »Tja, wir haben jetzt erst mal die Anreise von der Mock organisiert. Ein Staatsakt geradezu. Und auch die Sache mit dem Hotel.« Pause. Der hat sie doch nicht alle!
Er
hat also die Anreise organisiert. Und was habe ich gemacht? Waren die
unsäglichen Gespräche mit der Mock-Agentin Phantomtelefonate? Die Damen und Herren Redakteure tun wirklich alles, um die eigene Faulheit zu kaschieren. Mistpack. Will sieht allerdings auch nur mäßig begeistert aus: »Schön, schön, die Mock kommt, aber was mache ich mit der? Über ihre frisch aufgepritzten Lippen reden?« Das war definitiv Giselles Stichwort: »Den Arsch im Gesicht, genauer gesagt im Mund, für mich wär das nichts«, lästert sie sofort ab. Angeblich hat sich die Mock nämlich Eigenfett aus der Poregion in die Lippen spritzen lassen. »Die knutscht ja dann mit dem Arsch«, hat Will nach Giselles Erklärungen messerscharf geschlussfolgert. »Na und«, hat Tim lakonisch gemeint, »viele reden ja auch nur Scheiß, und das ohne Arsch in den Lippen. Die sehen nur arschig aus.« Will war daraufhin sofort beleidigt. Als hätte Tim ihn gemeint. »Nimm doch nicht alles so persönlich«, hat Tim dann gegrinst. Natürlich hat er es persönlich gemeint.
     
    Giselle kommt vom Radio. Haken, unser Programmdirektor, hat ihr auf einer Weihnachtsfeier im alkoholisierten Zustand mal gesagt, dass sie da auch hingehöre. Jedenfalls ihr Gesicht. Ein richtiges Radiogesicht wäre das. Da ist selbst Giselle für einen kurzen Moment das Lächeln eingefroren. Gesichtsgefrierbrand quasi. Aber immerhin, Giselle hat die Fassung behalten. So eine Bemerkung hätte mir die Tränen in die Augen getrieben. Ich habe nah am Wasser gebaut. Seit der Schwangerschaft besonders. Ich habe in den neun Monaten selbst bei den Waltons-Wiederholungen heulen müssen. Aber seit ich beim Fernsehen bin, ist es besser geworden, schließlich hat mir Will schon gleich beim Einstellungsgespräch gesagt, dass er auf dieses Weibergetue
keine Lust hat. »Da kann ich ja auch einen kaputten Staudamm beschäftigen«, hat er geblafft, als mir mal bei einem Redaktionsstreit die ersten Tränen die Wangen runterliefen, und seitdem versuche ich mich zusammenzureißen. »Ich kann nicht jedes Mal, wenn du hier warst, der Hausverwaltung einen Wasserschaden melden«, hat er ein anderes Mal Sandra an den Kopf geworfen. So viel zum Thema »Weinen am Arbeitsplatz«.
     
    Giselle ist eine schräge Type. Fragt man sie nach ihren Hobbys, kommt als Antwort: »Aerobic und Ficken.« Eine gewagte Kombination. Ob sie beides auch gleichzeitig ausübt, weiß ich allerdings nicht. Das könnte dann ja schon wieder interessant sein. Giselle ist eine der wenigen Frauen, die das Wort »ficken« benutzen, als wäre es ebenso harmlos wie »spazieren gehen«. Das Wort »Geschlechtsverkehr« findet Giselle abtörnend. »Wer will schon Verkehr, ich jedenfalls nicht. Ich will richtig ficken«, erklärt sie besonders gerne Menschen, denen ihre Wortwahl Probleme bereitet. Derb und direkt. Bei Männern führt das zu merkwürdigen Reaktionen. Irgendwo zwischen Begierde und Abscheu. »Giselle ist eine ekelhaft ordinäre Person mit einem Scheißgesicht«, hat Sandra mal zu mir gesagt. Auf einem ihrer Weiberabende. Mit Recht. Giselle

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