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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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hysterisch. Torben-Hasens Mutti springt auf und rennt auf meine Claudia zu. Ich sitze angespannt da. Krieg im Sandkasten. Die Hasenmutter schnappt ihren Torben und beschimpft Claudia: »Wie kann ein großes Mädchen wie du so böse sein? Hör sofort auf, den Torben zu hauen.« Jetzt reicht es. Es war doch nur ein einziger gezielter Hauer. Die Übertreiberin, mittlerweile hysterischer als ihr Sohn, hält meine Claudia am Arm und labert auf sie ein. »Wären Sie so nett und würden mein Kind auf der Stelle loslassen«, verteidige ich Claudia. »Ihre Tochter hat meinem Sohn brutal auf den Schädel geschlagen, das sind Aggressionen, die zu weit gehen«, raunzt sie mich an. Wir sind die Attraktion des Spielplatzes. Haben die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Mütter. »Ihr Sohn hat meiner Tochter eine Riesenladung Sand über den Kopf geschüttet, da muss der mit einer Reaktion leben«, kontere ich noch einigermaßen beherrscht. »So ist das also, da wundert einen ja nichts«, echauffiert sich die Hasenmutti, »Gewalt ist für Sie also ein zulässiges Argument bei Kindern?« Sie läuft rot an. Will ich das jetzt wirklich? Eine Diskussion mit einer Irren? Es geht um deine Tochter, Andrea, ermahne ich mich: »Ich halte Gewalt natürlich für kein Mittel, aber ich finde, meine Tochter muss sich von Ihrem Sohn auch nicht alles gefallen lassen«, eröffne ich Runde zwei im Sandkastenring. »Torben ist ein kommunikativer Mensch, der wollte nichts als Kontakt mit Ihrer Tochter, und die hat ihn in seinem Urvertrauen erschüttert«, klagt sie mich an. »Männer können nicht früh genug lernen, dass wir Frauen auch bei der
Kontaktaufnahme Wert auf gewisse Umgangsformen legen«, reagiere ich schnell. Ich glaube nicht, dass die Hasenmutti und ich enge Freundinnen werden. Die Diskutiererei langt mir jetzt. »Das ist ja total gestört«, empört sie sich. Ich nicke. Bin ganz ihrer Meinung.
    Unsere Kinder sitzen längst wieder im Sand und spielen vor sich hin, und wir zwei stehen hier wie Kampfhennen bei der Schlacht ums beste Ei. Sie zieht, vor sich hin brabbelnd, Leine. Wer Siegerin bleibt, ist unklar. Ich weiß schon, warum mir Spielplätze auf den Keks gehen. Und wenn ich ehrlich bin: Eigentlich hätte ich, statt rumzuquaken, ihr auch lieber eben mal die Schippe auf den Kopf gehauen.
     
    Thea und Belinda sind angekommen. Gerade noch rechtzeitig, um den Schluss des Spektakels mitzubekommen. Natürlich kennt Thea die Torben-Hasenmutti und schätzt sie auch sehr. Dass sie mit mir verabredet ist, mit der Mutter eines schlagenden Kindes, stürzt sie in ein tiefes Dilemma. Pech. Sie winkt rüber zur Vorsitzenden des Spielplatz-Debattierclubs, Torben-Hasen-Mutter, die, wie mir Thea sagt, Verena heißt. Auch recht. Ich glaube nicht, dass ich mir den Namen merken muss. »Hör mal«, meint da Thea, »die Verena, die ist hier in der Gegend nicht unwichtig.« Oh, ich bin tief beeindruckt, nicht unwichtig. Ist sie beim Finanzamt, vergibt sie die Bundesverdienstkreuze oder Kindergartenplätze? Jetzt will ich es aber wissen. »Wieso?«, frage ich schnell mal nach. »Der Ingo, der Ehemann von der Verena, hat einen Bruder.« Macht das allein schon berühmt? Einen Bruder zu haben. Da kann ich ja hoffen. Einen Bruder habe ich auch. »Na ja, und der ist Konrektor des besten Gymnasiums hier im Viertel. Der St.-Angela-Schule.
« Ich gucke anscheinend genauso verständnislos, wie ich mich fühle. »Ja kapierst du es denn nicht«, blafft Thea mich an, als wäre ich kurz vor der Grenzdebilität. »Von der Mädchenschule. Der Privatschule. Wo alle hinwollen. Auch Belinda. Also, das wäre phantastisch, wenn sie einen Platz kriegen könnte. Aber ohne super Noten und so läuft da nix. Und ich denke, Beziehungen könnten da hilfreich sein.« Belinda ist noch nicht ganz vier Jahre alt, und Thea sorgt sich schon um die Wahl des richtigen Gymnasiums. Das ist Lebensplanung. Ich bin eigentlich immer ganz froh, wenn ich den nächsten Tag meistere. Außerdem: Wer weiß, ob Claudia eine Leuchte in der Schule sein wird? Wenn sie nach mir kommt, dann sieht es nicht wirklich viel versprechend aus. Noch heute wache ich morgens manchmal schweißgebadet auf, weil ich vom Matheunterricht geträumt habe und wieder mal zu blöd war, einen Dreisatz zu lösen. »Geht Claudia eigentlich dann auch auf die St.-Angela?«, fragt mich Thea. »Na ja«, entgegne ich, »wenn sie das Zeug dazu hat. Von mir aus.« Thea ist schon wieder empört. »Was soll denn das heißen, wenn sie das Zeug

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