Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
Vom Netzwerk:
die Auche.« Peng. Das hat gesessen. Will ist ein Mensch, den eher die Obrigkeiten lieben. Unser Programmdirektor. Der Unterhaltungschef. Die sülzt der regelmäßig dermaßen ein, dass sie gar keine andere
Wahl haben. Mir sagt man hingegen eher den Hang zum Küchenpersonal nach. Was vielleicht symphatischer, aber nicht unbedingt karriereförderlicher ist.
    Wir nehmen noch ein winzig kleines Schnitzelchen ohne Panade zum Salat. Auf dem das Dressing leider schon drauf war. Oder zum Glück. »Kohlsuppe ist das nicht so ganz«, kommt der kleine Tadel von Sandra. »Aber Trennkost«, rede ich uns raus, und das Schnitzel ist so klein, dass wir es, kaum ist es gegessen, auch schon vergessen.
     
    »Dreimal werden wir noch wach, heißa, dann ist Sendungstag«, begrüßt uns Will, als wir zurück in die Redaktion kommen. Macht der jetzt mentales Training, ist es eine versehentliche Endorphinausschüttung – unverhofft früher Nahkontakt zum Praktikanten – oder der erste Schritt zur beginnenden Demenz? »Was ist los, irgendwas passiert?«, fragt Sandra vorsichtig. Hat ihn der Klatsch schon erreicht? Wäre eigentlich erstaunlich, denn normalerweise erfährt der, um den es geht, die Geschichten immer erst Wochen später. Außerdem würde das Wissen um den aktuellen Tratsch wohl kaum Wills Laune derart in die Höhe treiben. Es ist auch nicht der Klatsch, sondern sein neues Jackett. Türkis. Samt. Und exakt die Farbe von Italien. Auf dem Europapuzzle. Will freut sich wie ein Zweijähriger: »Ich habe es schon ausprobiert, es sieht genial aus, besonders wenn ich auf Österreich oder der Schweiz stehe.« Dabei steht Will eigentlich auf Italien. Italien ist Wills Land. Allerdings nicht wegen der hübschen Gegenden, der Uffizien oder des Strandes, sondern wegen Gucci, Versace und Co. Seine Urlaube verbringt Will immer in Italien. Genauer gesagt in irgendwelchen Outlets von Prada und Konsorten.
Wir dürfen dann bei seiner Rückkehr wochenlang diverse Superschnäppchen bewundern. Die Welt ist voller Überraschungen. Womit man Menschen so erfreuen kann. Unglaublich.
     
    Obwohl, Prada mag ich auch recht gern. Aber 240  Euro für ein Paar Slingpumps, deren Absatz ich dann auf Spielplätzen dieser Welt ablatsche? Außerdem habe ich Füße, die sich erdreisten, entgegen der aktuellen Schuhmode vorne nicht spitz zuzulaufen. Was bedeutet, dass Prada und ich nur selten kompatibel sind. Schade, aber bei mir trifft der alte Spruch: »Frankfurter Füß – Pariser Schuh« leider zu. Schuhe kaufen ist dennoch eine herrliche Angelegenheit. Fast alle Frauen, die ich kenne, lieben es, Schuhe zu kaufen. Und Millionen von Verhaltensforschern grübeln über die Gründe. Was treibt Frauen in Schuhgeschäfte? Würden sie mich fragen, wüssten sie Bescheid, die Antwort ist einfach: Weil Schuhkauf nicht frustriert. Füße haben, dem Himmel sei Dank, nicht die bedauerliche Eigenschaft anderer Körperteile, ihre Ausmaße ständig zu verändern. Ob Schuhe in Größe 39 oder 40 passen, ist außerdem kein Grund zum Schämen. Klamottenkauf ist was anderes. So erniedrigend. Da kann die Frage nach der Größe einen direkt in die Depression treiben.
    Wir alle bewundern noch ausgiebig Wills neues Jackett von Dolce & Gabbana, und dann ist es Zeit. Zurück an die Leggingsfront.
     
    Im Kindergarten ist schon riesig was los. Abholzeit. Ich treffe Lydia. Lydia ist Mitte zwanzig, Friseurin und eine äußerst attraktive Person. Lange blonde Mähne, hautenge Jeans
und Hüftgürtelchen. Ich muss zugeben: Sie kann es sich leisten. Lydia ist, vor allem bei den Vätern der Kindergartenkinder, beliebt. Die meisten Mütter sind, was Lydia betrifft, eher skeptisch. Eine Frau, die mehr Sorgfalt auf ihre Gel-Fingernägel und Strähnchen verwendet als auf Aufzucht und Pflege der Brut, ist suspekt. Außerdem kommt erschwerend hinzu, dass Lydia allein erziehend ist. Und das ist, in einer klassischen Mittelstandsgegend, durchaus Anlass zur Sorge. Um den eigenen Mann. Deshalb muss Lydia gerne herhalten, wenn es um Mütter geht, die es irgendwie nicht richtig machen. Lydias Sohn darf zu viel fernsehen und gilt als komisch. Er mag keine Autos und spielt lieber in der Puppenecke. Fasching war er nicht etwa Cowboy, Ritter, Sams oder Harry Potter, sondern Zaubermaus. In einem weiß bestickten Kleid mit rosagrauen Öhrchen. Dazu seine blonden Löckchen und das zarte Körperchen – er sah aus wie ein Mädchen. Und dass er lieber eines wäre, hat er angeblich mal nachmittags bei einem

Weitere Kostenlose Bücher