Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
Vom Netzwerk:
hüte, der mir nichts, dir
nichts Prinzessinnenschleier zerrupft? Zählt das hier als Arbeit, oder ist das irgendwas ganz anderes? Muss ich Thea was davon sagen?
    Wahrscheinlich spinne ich nur. Habe einfach zu viel Phantasie. Wäre aber mit Sicherheit eine interessante Geschichte. Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass Lydia auf Pius abfährt. Pius hat nicht nur wenig Haar, er sieht auch aus, als hätte er bisschen wenig Hormone. Testosteronarmut eventuell. Ob Frauen wie Thea Männern wie Pius das Testosteron absaugen? Einfach durch das Zusammenleben? Mit dem Testosteron ist das ja so eine Sache. Zu viel ist ganz grauslich, aber Männer komplett ohne taugen auch nichts. Er ist ein eher luschiger Typ. Mit laschem Händedruck, wässrigem Blick. Wirkt gänzlich ungefährlich. Hat was von einem Neutrum. Der zusammen mit Lydia, der Miss Kindergarten? Unvorstellbar. Vor allem, wenn man je den Ex von Lydia gesehen hat. Machismo in Reinkultur. Groß, breitschultrig, längeres Haar und Oberarme wie meine Schenkel. Wer meine Schenkel kennt, weiß, was das bedeutet. Trotzdem, astrein ist das hier nicht. Vor allem, weil die zwei augenscheinlich nichts mehr wollen, als mich loszuwerden. Lydia schenkt mir sogar noch eine Haarspülung. Fürs Aufpassen. Und fürs schnelle Verschwinden. Ich komme mir vor wie ein drittklassiger Babysitter. Hinter mir wird wieder abgeschlossen. Was da wohl jetzt abgeht? Wahrscheinlich Intensiv-Einzelhaarbehandlung. Haarmeditation.
    Ich werde Thea nichts sagen. So eng sind wir zwei nun auch nicht.
    Stattdessen erzähle ich es Christoph, der nur mäßig interessiert scheint: »Pius war beim Friseur, und weiter?«, ist
seine Reaktion. Christoph neigt nicht zum Misstrauen. Ist für Anwälte wahrscheinlich praktisch, damit sie den Scheiß, den ihre Mandanten erzählen, auch ja glauben können. Ich halte eine gesunde Portion Misstrauen für sinnvoll. Gerade im Bezug auf Männer.
     
    Wir machen uns einen netten Abend. Das heißt, genauer gesagt mach ich mir einen netten Abend. Christoph brütet noch eine Runde über seinen Akten. »Du weißt, Andrea, jetzt gilt es«, mit diesen Worten zieht er sich zurück. Ich spare mir jede Bemerkung. Der Herr Partner wird schon wissen, was zu tun ist. In mir keimt leise Hoffnung auf. Hoffnung auf Terrakottafliesen und Co.
    Claudia schläft schon beim Essen fast ein. Der »babyhafte Finn« hat sie geschafft.
    Sie schläft selig. Bis morgens um zwei Uhr. Dann Gewimmer. »Mama, mir ist heiß. Und mein Kopf tut so weh.« Na toll. Das fehlt ja gerade noch. Tatsächlich, sie ist knallheiß. Eine lebende Wärmflasche. Her mit dem Fieberthermometer. 39 , 5 Grad. Wo sind die Zäpfchen? Schnell rein damit, und dann darf Claudia mit in unser Bett. Obwohl ich sonst eher eine Verfechterin der »Mein Bett gehört mir«-Abteilung bin. Das Thema »Wo schlafen Babys am besten« war von Anfang an eines der am kontroversesten diskutierten Themen überhaupt.
     
    »Kinder gehören in ihr eigenes Bett«, hat mir meine Mutter schon im dritten Schwangerschaftsmonat erklärt. Dann nochmal am Wochenbett. Mit strengem Blick auf Claudia, die ihr kleines Haupt neben mir auf das Kopfkissen gebettet
hatte. »Wenn du einmal mit so was anfängst«, wieder ein tadelnder Blick, »dann hast du die Gören noch bei der Einschulung in deinem Schlafzimmer.« Meine Mutter hat sehr genaue Vorstellungen, was Erziehung angeht. Und das »im eigenen Bett schlafen« stellt eine der wichtigsten Grundlagen dar. »Du wirst dir ein verzogenes Etwas heranzüchten, und irgendwann liegen nur noch das Kind und du im Bett, und dein Mann tummelt sich woanders«, ihre abschließende Warnung.
    Schon in der Schwangerschaft habe ich eine süße Wiege gekauft. Korbgeflecht mit weißer Spitze. Wirklich schmuck. Und ziemlich teuer. Christoph war unentschlossen, ich aber beharrlich. Wenn man etwas wirklich will, sollte man nicht aufgeben. Ich trage doch nicht neun Monate schwer und bekomme dann nicht mal die Wiege, die ich will.
     
    »Sie kommt ins Schlafzimmer«, habe ich dann beschlossen. Neben unser Bett. »Wie schlau«, habe ich gedacht, »da schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Kind ist nicht im Bett, aber nah genug an uns dran, damit ich nur ja kein aufkommendes Bedürfnis überhöre.« Claudia in unser »Ehebett« zu legen, habe ich mich nicht getraut. Nicht wegen meiner Mutter, nachts sieht die uns ja nicht. Es ist eher die Sorge, beim nächtlichen Wälzen unser kostbares Kind zu zerquetschen. Drüberzurollen,

Weitere Kostenlose Bücher