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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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lebenslang verabschieden. »Man muss nicht mit so Wülsten leben, Disziplin oder ein paar tausend Euro, und du kannst dich wieder im Schwimmbad sehen lassen«, will sie mich ermuntern. Schwimmbad. Jetzt kommt die mir auch noch mit meinem Neurosewort Schwimmbad. Seit meinem vermaledeiten Schwimmkurs beim Tatsch-Ede mache ich um nahezu jedes Schwimmbad einen großen Bogen. Ich erinnere mich nur zu gut an die oberpeinliche Angelegenheit. Die ich wohl nie mehr vergessen werde:
     
    Claudia gewöhnt sich schnell ans Schwimmen. Wir gehen regelmäßig. Babyschwimmen macht ihr von Woche zu Woche mehr Spaß. Mir wird es langsam unheimlich. Denn die Signale von Ede werden offensichtlicher. Auffälliger. Er hüpft ständig um mich rum. Findet auch Inge. So übel kann der Badeanzug also doch nicht sein. Er übt mit keinem Kind häufiger als mit meinem. Nimmt sie für Demonstrationszwecke. »Bitte mal herschauen, meine Damen, so muss das gehen«, ruft er durch die Schwimmhalle, wenn er meine Tochter durchs Wasser wirbelt. Und sie: Lässt es gern geschehen. Mag den Mann mit den hübschen Badehosenrausgucklöckchen. Ich bin etwas angespannt. Schließlich weiß ich mittlerweile über Ede Tatschler genau Bescheid. Inge hat mir alles im Detail gebeichtet. Bei einem der angesagten Dienstagstreffen in ihrer Wohnung. Obwohl jede außer mir die Geschichte schon kannte, haben alle gerne noch mal gelauscht. »Du solltest es jetzt wirklich wissen, was der Ede so treibt, Andrea«, hat sie ihre Story begonnen. »Ich habe nämlich das untrügliche Gefühl, dass du bald dran bist. Und bevor dir passiert, was mir passiert ist, hör gut zu.« Na, das klingt ja richtiggehend dramatisch. Ist sie ihm hörig gewesen? Sexuell abhängig? Hat ihr Mann sie mit dem Schwimm-Ede erwischt? Steht er auf komische Sachen? Treibt er es mit Schwimmflügelchen, oder kann er nur im Wasser? Ich bin gespannt. Die Geschichte ist dann doch harmloser als erwartet. Inge hat mal mit Ede geknutscht. Nach der Schwimmstunde. In einer Umkleide. Als er sie, nachdem die anderen abgezogen waren, in die Familienumkleide locken wollte, »da haben wir viel mehr Platz«, ist sie abgerückt und hätte vor lauter Panik fast ihren Samuel Konstantin David liegen gelassen. Dafür hat sie
sich dann fast mehr geschämt als für das Knutschen. »Da knabbere ich noch heute dran«, gibt sie seufzend zu.
    »Ja und«, frage ich neugierig. »Und weiter?«
    »Nix weiter«, zischt sie mich an. »Gar nichts weiter.« Allein die Erinnerung ans Knutschen scheint sie aufzuregen. »Hat er dich bedrängt, angerufen, ist er zudringlich geworden, wieso hast du dich von dem überhaupt küssen lassen?«, will ich zur genaueren Untermauerung der Geschichte noch wissen. Mich hat noch nie einfach so einer in einer Umkleide geknutscht. Ich bin wirklich ein ausgesprochen harmloses Frauchen. »Nein, also ja, ach Quatsch«, stammelt sie sich einen ab. Waren das die kompletten Antworten? Karin, eine ihrer besten Freundinnen, ist an Inge rangerückt, hat sie in den Arm genommen und gesagt: «Reg dich nicht so auf, Inge, ist doch vorbei, lass jetzt mal Andrea.« Na, das muss ja ein gigantischer Kuss gewesen sein, dass man noch Wochen später zitternd in den Armen einer Freundin aufgefangen werden muss. Das macht mich ja direkt neugierig. Sie sieht es mir an. »Weißt du«, ergänzt sie ihre Schilderung, »klar kann er küssen, nicht mal schlecht übrigens, aber er hat es vorher auch schon bei jeder im Kurs probiert. Ich war die Letzte und bei mir hat es dann endlich geklappt. Die anderen haben ihn abfahren lassen.«
    Ich glaube jetzt zu wissen, wo das eigentliche Drama liegt. Sie war quasi die, die übrig war. Die Letzte, an die er sich rangemacht hat. Wie beim Völkerball in der Schule. Stehen gelassen bis zum bitteren Ende. Und die Einzige, die sich drauf eingelassen hat. Es ist ihre gekränkte Eitelkeit. »Na ja, was soll’s, manchmal spielen halt die Hormone verrückt, gerade so kurz nach einer Entbindung«, versuche ich sie zu trösten. Man sollte sich nicht jahrelang an
einem winzigen Kuss abarbeiten. »Ja, ja«, jammert sie weiter, »das sagt der Sebastian ja auch. War doch nur ein bisschen Geknutsche.«
     
    Sie hat es ihrem Typ erzählt. Ist die denn eigentlich wahnsinnig? Wochenlanger Ärger für ein klitzekleines bisschen Küsserei in einer Umkleide! Wo garantiert niemand was gesehen hat. Von totaler Offenheit halte ich nicht so viel. Sicher sollte man sich in einer Beziehung die wichtigsten Dinge

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