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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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schon fast ein Omen sein. Karl. Und wieso hat der Probleme mit seiner Frau? Hat er sich mit dem Einkaräter übernommen oder vielleicht mit der ganzen Frau? Bei einer unserer nächsten Verabredungen
muss ich mich mal vorsichtig an das Thema herantasten.
     
    Claudia wimmert. Sie schreit nicht mal richtig. Das gibt mir erst recht zu denken. Ist sie schon so kraftlos? Kann sie nicht mal mehr schreien? Das ist doch sonst nicht ihre Art. Brütet sie vielleicht was ganz anderes aus? Was, wenn es nicht einfaches Fieber, sondern irgendein grauslicher Virus ist. Was Hochinfektiöses? Gefährliches? Ich nehme mir das Kinderkrankheitenbuch, das mir meine Schwester zur Geburt geschenkt hat. Scharlach, Keuchhusten, Pfeiffersches Drüsenfieber, Harnwegsinfekt und sogar Lungenentzündung sind alles Krankheiten, die mit hohem Fieber zu tun haben. »Vorsicht bei Fieber über 40 Grad, es droht ein Fieberkrampf«, verrät mir der schlaue Ratgeber noch. »Konsultieren Sie in diesem Fall sofort einen Arzt.« Fieberkrampf. Visionen von blau angelaufenen Säuglingen, die kaum mehr Luft bekommen, durchkreuzen mein Hirn. Darf man in solchen Fällen Zäpfchen geben? Wadenwickel machen? Oder ist das nachher noch kontraproduktiv? Ich lese weiter. »Hirnhautentzündung kündigt sich oft durch hohes Fieber an.« Na super, noch eine Hiobsbotschaft. Wenn Claudia jetzt Hirnhautentzündung hat, dreh ich durch. Ich lese gründlich nach: »Die Symptome der Hirnhautentzündung sind Fieber, ein steifer Hals, Lethargie, Kopfschmerzen, Mattigkeit und Lichtempfindlichkeit. Bei Kindern unter zwei Jahren wölbt sich die Fontanelle ein wenig vor. Die bakterielle Hirnhautentzündung ist eine sehr ernsthafte Erkrankung, die tödlich sein kann, wenn sie nicht behandelt wird.« Leichte Panik steigt in mir auf. Claudia wirkt tatsächlich ziemlich matt. Ich hebe ihren Kopf,
um die Nackensteifheit zu überprüfen. Sie schreit. Scheint weh zu tun. Ich lasse sofort los. In dem Zustand muss ich Claudia ja nicht noch mehr quälen. Wo ist unsere Taschenlampe? Ich muss die Lichtempfindlichkeit testen. Zwanzig Minuten suche ich, mit der roten Claudia auf dem Arm, diese blöde Funzel. Ich finde sie beim Schuhputzzeug. Was das soll, weiß kein Mensch. Wieso verstaut Christoph eine Taschenlampe im Schuhputzkasten? Will er nicht, dass ich sie benutze? Sollte das etwa ein Versteck sein, weil er weiß, dass ich niemals Schuhe putze, oder nur zu hochwichtigen Anlässen? Das will ich doch gleich mal genau wissen.
     
    Sein Handy ist immer noch aus. Verdammt. Da lebe ich anscheinend mit einem Neurotiker, der Taschenlampen unter Schuhbürsten verkramt, und noch dazu ist er nie erreichbar, wenn man ihn mal braucht. Oder sein verdammtes Akku ist mal wieder leer. Oder gibt’s in Paderborn einfach keinen Empfang? Ich strahle Claudia mit der Leuchte in ihr knallrotes Gesichtchen. Sie kneift die Augen zu und weint. Keine Frage – da ist sie, die Lichtempfindlichkeit. Eindeutig. Ich habe es geahnt und merke, wie mein Unwohlsein ansteigt. Lethargie ist ein weiterer Punkt des Krankheitsbildes. Ist Claudia lethargisch? Vom Gefühl her ja. Sie macht einen apathischen Eindruck. Ist Apathie aber das Gleiche wie Lethargie? Ich denke ja, aber in dieser Situation ist Eindeutigkeit angesagt. Jetzt muss das Fremdwörterlexikon her. Wenigstens das steht da, wo es hingehört. Im Bücherregal. Immerhin. Nach den neusten Erkenntnissen über die Verstecksucht von Christoph hätte das Lexikon ja auch im Gemüsefach des Kühlschranks liegen können. Es gibt doch noch Hoffnung für meinen
Lebensgefährten. Komplett durchgedreht scheint er noch nicht zu sein. Ich lese nach. ›Apathie: Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit, Abgestumpftheit.‹ ›Lethargie: 1 . Trägheit, Abgestumpftheit, Teilnahmslosigkeit. 2 . Schläfrigkeit, Schlafsucht (bei Krankheiten).‹ Wieso es zwei Begriffe für quasi identisches Verhalten gibt, ist eines der ungelösten Rätsel der Menschheit. Oder unser Lexikon taugt nichts. So oder so: Claudia wirkt wirklich nicht gerade munter und bei genauer Betrachtung sogar eher träge. Schläfrig. Vielleicht war die Müdigkeit heute Nachmittag gar nicht das Pekip-Spielen, sondern das Aufkommen der Hirnhautentzündung. Mir schwant Schlimmes. »Schnidt, nicht durchdrehen, dein Kind braucht dich«, verabreiche ich mir eine Ladung gedankliches Valium. Nun ist die Fontanelle an der Reihe. Die Fontanelle ist die Knochenlücke am Kopf der Babys, die Stelle, die sich erst in den ersten Jahren von

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