Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
er sie nicht noch einmal ab. Stattdessen brüllte er: „Phil, die Prinzessin ist wieder da.“
Phil, ein großer, dünner Mann, streckte seinen Kopf hinter einem Stapel Backbleche hervor. „Sag ihr, sie soll sich von mir fernhalten.“
„Ich dachte, sie könnte vielleicht das Streuen übernehmen.“
„Was?“
Sid stieß sie mit dem Finger an. „Vermasseln Sie das bloß nicht.“
„Das ist doch mal ein Wort, mit dem ich leben kann. Ich schwöre, ich werde es nicht vermasseln.“
Im Davongehen wirkte Sid wenig überzeugt.
Claire wandte sich Phil zu und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Er sah sie nur düster an. „Kommen Sie.“
Sie folgte ihm, schlängelte sich durch enge Durchgänge hindurch und vermied dabei jeglichen Kontakt mit sämtlichen Ausrüstungsgegenständen. Vor einem der langsamen Transportbänder hielten sie schließlich an.
„Die Streuvorrichtung ist kaputt“, erklärte Phil und reichte ihr ein Haarnetz und Handschuhe. „Sie werden mit der Hand streuen. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Haben Sie das verstanden, Goldlöckchen?“
Sie nickte und wünschte nur, sie wüsste, wie viel die richtige Menge war.
„Wollen Sie in den Klamotten arbeiten?“, fragte er.
Claire sah an sich hinunter auf ihre schwarze Hose und den Strickpullover, dann nickte sie.
Er murmelte irgendwas, reichte ihr einen Gegenstand, der aussah wie ein riesiger Salzstreuer, und drückte dann auf einen Knopf an dem Transportband, das sich sogleich in Bewegung setzte.
Stück für Stück kamen nun mit Schokoladenguss überzogene Donuts auf sie zu.
„Fangen Sie an zu streuen!“, rief Phil ihr zu.
Sie hasste es, falsch gekleidet zu sein, und es machte sie nervös, wie er sie missbilligend beobachtete. Schlimmer noch, als sie den Streuer über dem ersten Donut auf den Kopf stellte, fiel gleich mindestens ein ganzes Pfund der bunten Zuckersprenkel heraus.
„Na super“, meckerte er.
„Ich werde es schon lernen“, sagte sie, wobei sie sich bemühte, nicht defensiv zu klingen.
„Sie sollen nur streuen. Da ist nichts zu lernen.“ Mit diesen Worten zog er von dannen.
Schnell hatte Claire dann den richtigen Winkel heraus, in dem sie den Streuer halten musste, und begann, alle Donuts gleichmäßig zu besprenkeln. Schokoladenüberzug wechselte mit Zuckerüberzug, und Claire streute und streute. Als ihr rechter Arm müde wurde, benutzte sie den linken, und so immer wieder hin und her.
Dreißig Minuten später hatte sie in beiden Armen stechende Schmerzen und ihre Hände zitterten, aber sie gab nicht auf, bis Phil wieder auftauchte und das Transportband abstellte.
„Muffins auf Tabletts“, erklärte er knapp und ging los.
Sie setzte den Sprenkelstreuer ab und folgte ihm.
Als sie vor unendlich vielen Backblechen mit riesigen, warmen, dampfenden Muffins standen, machten sie Halt. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.
Phil zeigte erst auf die Muffins, dann auf große leere Tab letts, die in die Ladentheke passten. „Immer eine Sorte auf jedes Tablett. Und machen Sie die Tabletts voll. Haben Sie das verstanden?“
Sie nickte und machte sich an die Arbeit.
Nachdem sie ihren Dienst an den Muffins erledigt hatte, stopfte sie noch Dutzende und Aberdutzende Bagels in Brotkörbe. Um sechs Uhr dreißig stahl sie sich aus der Backstube davon und fuhr zum Haus zurück. Dort machte sie Kaffee und trug ihn zusammen mit zwei frischen Muffins die Treppe hinauf.
Nicole schlief noch. Claire schlich sich ins Zimmer, stellte alles auf ihren Nachttisch und ging auf Zehenspitzen wieder hinaus. Um Viertel nach sieben stand sie wieder in der Backstube, diesmal mit der Aufgabe beschäftigt, Brotlaibe in Plastiktüten zu stopfen.
Als Nicole erwachte, rollte sie sich erst einmal auf die andere Seite. Sie brauchte einen Moment, bis sie sicher war, dass der Duft von Kaffee nicht nur in ihrer Einbildung existierte und dass neben der Kaffeekanne auch noch ein Teller mit frischen Muffins stand. Muffins, die nur aus der Bäckerei stammen konnten.
Es war kaum halb acht, was bedeutete, dass Claire früh aufgestanden und zur Bäckerei gefahren sein musste, die Muffins geholt hatte und wieder zurückgekommen war. Für jeden anderen mochte das ja keine große Sache sein, aber für die Pianoprinzessin? Richtige Arbeit?
Langsam setzte Nicole sich auf und unterdrückte ein Stöhnen, als die Bewegung an ihrer Operationswunde zerrte. Sie hatte Schmerzen, und damit begannen neuerdings alle ihre Tage. Sie wusste zwar, dass die Genesung
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