Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
mit Ihnen sprechen“, sagte Wyatt und klang dabei fast zornig.
Sie straffte die Schultern. „Ich bedaure nicht, Drew verletzt zu haben.“
„Das tue ich auch nicht.“
„Oh. Okay. Ich dachte Sie wären wütend auf mich oder so.
„Ich bin nicht wütend.“
Er fixierte irgendetwas, das sich über ihrem Kopf befinden musste, daher drehte Claire sich um, konnte aber nicht feststellen, was seine Aufmerksamkeit so fesselte.
„Es geht um Amy“, stieß er schließlich hervor. „Meine Tochter.“
Sie kreuzte die Arme vor der Brust. „Ich weiß, wer Amy ist.
„Normalerweise kümmert Nicole sich an ein paar Tagen in der Woche um sie. Nach der Schule. Und bloß so lange, bis ich mich von der Arbeit frei machen kann. Da Nicole aber jetzt im Bett bleiben und sich erholen muss, ist das nicht mehr möglich. Ich bin Bauunternehmer, deshalb kann Amy nicht immer bei mir sein. Baustellen sind kein sicherer Platz für ein Kind.“
Claire hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte. Vielleicht wollte er sie ja bitten, Amy zu ihrem neuen Babysitter zu fahren.
„Sie mag Sie“, sagte er und klang dabei, als würde ihn das unglücklich machen. „Wären Sie eventuell bereit, sie zu betreuen? Es würde ja nicht für lange sein. Eine Woche oder so. Ich werde Sie bezahlen.“
Claire blinzelte. Amy mochte sie? Ihr wurde ganz warm ums Herz. „Wirklich? Sie hat tatsächlich gesagt, dass sie mich gerne als Babysitter hätte?“
„Stellen Sie sich vor“, brummte er.
Amy mochte sie! Am liebsten hätte Claire gleich hier auf dem Treppenabsatz einen kleinen Freudentanz aufgeführt. Endlich, es gab hier jemanden, der sich über ihre Gesellschaft freute.
„Ich mag sie auch“, beeilte sie sich, Wyatt zu versichern. „Natürlich werde ich mich um sie kümmern. Ich wäre entzückt. Sagen Sie mir nur, wann und wo, und ich werde da sein. Dafür müssen Sie mich nicht bezahlen. Ich freue mich, wenn ich helfen kann.“
„Machen Sie nicht mehr daraus, als es ist.“
„Das werde ich nicht.“
„Sie strahlen so. Das ist seltsam.“
„Ich bin ganz aufgeregt. Es ist eine Möglichkeit für mich, die Taubstummensprache zu lernen.“
„Daran ist nichts Aufregendes. Sie ist ein Kind und Sie passen auf sie auf. Punkt.“
Für ihn mochte es ja so sein, aber für sie war es das erste positive Ereignis, seit sie nach Seattle gekommen war.
„Soll ich morgen anfangen?“, fragte sie ihn.
Er seufzte schwer. „Ich werde es bereuen, oder?“
Claire unterbrach ihren inneren Freudentanz. „Nicht einmal für eine Minute. Ich danke Ihnen, Wyatt.“
Er brummte irgendetwas in seinen Bart und verließ das Haus. Claire tänzelte in ihr Zimmer, wo sie sich aufs Bett fallen ließ.
Das ist ein Zeichen, dachte sie. Die Dinge wendeten sich, und alles würde ein gutes Ende nehmen.
6. KAPITEL
A m nächsten Morgen erschien Claire um vier Uhr dreißig in der Backstube. Als Sid sie sah, schüttelte er auf der Stelle den Kopf.
„Nein.“
Claire ignorierte das einfach. „Ich bin gekommen, um zu arbeiten.“
„Ihre Hilfe können wir uns nicht leisten.“
„Gestern ging es ganz gut.“
„Sie hatten einen Zusammenbruch.“
Claire mochte nicht daran denken. „Ich hatte eine Panikattacke und bin damit fertig geworden. Ich habe Ihnen geholfen, als Sie Schwierigkeiten hatten. Sie schulden mir etwas.“
„So ein Blödsinn.“
Nun stemmte sie die Hände in die Hüften. „Es ist wahr, und das wissen Sie. Abgesehen davon, ich bin Nicoles Schwester. Dies ist eine Familienbäckerei und ich gehöre zur Familie. Jetzt geben Sie mir schon etwas zu tun.“
Wütend funkelte er sie an. „Weshalb sind Sie eigentlich hier?“
Sie dachte an Richard Gere in dem Film Ein Offizier und Gentleman, die Stelle, als er leidenschaftlich ausruft, er hätte keinen anderen Ort, wohin er gehen könnte. „Es ist mir einfach wichtig. Ich biete Ihnen an, kostenfrei zu arbeiten. Wo ist da das Problem?“
„Vor zwei Tagen haben Sie eine komplette Ration Baguette verdorben. Sie sind eine Nervensäge.“
Claire zuckte zusammen. „Die Sache mit dem Salz war nicht allein meine Schuld.“
Sid funkelte sie nur an.
Abwehrend hob sie die Hände. „Nicht, dass ich meine Verantwortung für diese Situation nicht übernehmen würde. Also seh’n Sie, ich will doch nur helfen. Es muss doch etwas geben, das ich tun kann.“
Trotz des Lärms der Mixer und dem Summen der Ofen hätte sie schwören können, dass sie sein ungeduldiges Schnauben hören konnte. Aber dennoch wies
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