Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
holte die Donuts und schenkte den Kaffee ein. Dann nahm sie das Geld, wechselte und rief den nächsten Kunden auf.
Eine gut gekleidete Dame trat an die Theke. „Ich würde gerne einen besonderen Kuchen bestellen“, sagte sie. „Ich habe es eilig.“
„Kein Problem“, sagte Claire und ging zu dem Tresen an der Seite. Sie holte das Heft für die Spezialbestellungen heraus und nahm sich ein Blatt. „Was hätten Sie denn gerne?“
„Die Keyes-Torte“, antwortete die Frau. „Aber mit Eiercremefüllung, nicht mit Schokolade.“
Claire lächelte. „Ich bedaure, aber bei der Keyes-Torte verändern wir nichts. Wir haben andere Schokoladentorten, die wir für Sie nach Ihren Wünschen backen können, aber das Rezept für die Keyes-Torte ist eine Tradition, die wir nicht anrühren.“
„Entschuldigen Sie, aber ich bin hier die Kundin. Es ist doch Ihr Job, mir genau das zu geben, was ich verlange. Ich habe Ihnen gesagt, was ich wünsche, also tun Sie es.“
Claire nahm sich einen Moment Zeit und stellte sich diese feindselige Kundin mit Zuckerguss überzogen vor, wie sie gerade von fliegenden Sprenkeln attackiert wurde. Dann lächelte sie wieder.
„Es gibt ein paar Dinge im Leben, die man einfach nicht verändern sollte. Sie würden ja auch nicht wollen, dass die Mona Lisa sich auf einmal in eine Krankenschwester verwandelt oder dass jemand der Freiheitsstatue ein Hula-Röckchen überzieht.“
„Sie können ja wohl kaum ernsthaft diese Dinge mit Ihrer lächerlichen Torte vergleichen.“
„Haben Sie die Keyes-Torte denn überhaupt schon einmal probiert?“
Die Frau rümpfte die Nase. „Es ist doch bloß eine Torte.“
„Das verstehe ich als Nein. Sie ist mehr als wunderbar. Vertrauen Sie mir. Meine Familie hat sich sechzig Jahre damit beschäftigt, dieses Rezept zu perfektionieren. Also, was ist Ihnen jetzt lieber? Eine echte Legende oder eine unserer anderen Torten, die wir ihren Wünschen anpassen? Sie könnten natürlich auch einmal beide Torten bestellen und dann zum Spaß einen Geschmackstest durchführen. Ihren Gästen könnte es gefallen.“
„Das wäre eventuell eine Möglichkeit.“
„Ein schöner Abschluss für den Abend.“
Die Frau zögerte erst, bestellte dann aber einen normalen Schokoladenkuchen mit der Eiercremefüllung und die spezielle Keyes Schokoladentorte. Nachdem sie gezahlt hatte und weg war, sah Phil zu Claire hinüber.
„Diese Frau war schon einmal hier. Sie ist nicht leicht im Umgang. Das haben Sie gut gemacht.“
Schlichte Worte, dachte Claire und merkte, wie sie richtig stolz wurde. „Danke.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das schaffen werden, aber Sie haben nicht nachgegeben. Klasse.“
Claire grinste. „Damit haben Sie jetzt meine ganze Woche gerettet.“
Erst als sie sich dann wieder dem nächsten Kunden zuwandte fiel ihr noch ein, dass sie dabei nicht ein einziges Mal an Panik auch nur gedacht hatte. Sie hatte einfach getan, was zu tun war, und es war ein tolles Gefühl, das sie gern noch einmal erleben würde.
„Vielleicht“, meinte Nicole und lehnte sich auf Claires Bett zurück. „Aber willst du tatsächlich zu deinem Date Jeans tragen?
Claire erwähnte nicht, dass die Idee von Jesse stammte. „Ich dachte, dass meine anderen Kleider zu elegant sein könnten. Die hier sind dunkel und ich werde dazu hochhackige Stiefel tragen.“
„Sehr fashion forward“, sagte Nicole. „Nur, dass Wyatt weiß, dass du ganz und gar Park Avenue bist. Er wird sich also in Schale werfen und du wirst dir dann in Jeans komisch vorkommen. Was ist denn mit dieser weißen Wollhose. Die ist wirklich schön.“
„Die hat er schon gesehen.“
„Mit was?“
„Einem weißen Pullover. Also elfenbein. Eigentlich ist das Ensemble elfenbeinfarben.“
Nicole verdrehte die Augen. „Klar ist es das. Hast du denn keinen anderen Pullover?“
Claire sah ihre Kleidung durch und zog ein Oberteil heraus, blassblau mit hell schimmernden Silberfäden durchwebt. Mehr zu sich selbst murmelte sie: „Das hier trage ich eigentlich nie, obwohl ich es wirklich mag. Vielleicht mit Perlen.“
„Ohrringe schon, aber keine Halskette aus Perlen. Das geht zu sehr in Richtung ältere Dame. Die Farbe passt prima zu deinem Haar und den Augen.“
Claire hielt sich den Pullover vor und sah in den Spiegel. Ehrlich gesagt, konnte sie nicht erkennen, was daran jetzt besser sein sollte, aber sie war bereit, sich belehren zu lassen.
„Also gut. Dann werde ich diesen Pullover zu der
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